Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



durch bekommet. Niemand, der mir dient, wird
Schaden von mir haben.

Wenn aber unsere Unterredung länger währen
sollte, als ich wünsche, und es kommen einige von
den Jhrigen in den Garten noch ehe ich euch das
Zeichen gegeben habe, so sucht euch selbst zu retten;
daran ist mir sehr viel gelegen. Macht deswegen
eben so viel Lerm: nur öfnet die Thür nicht.
Wünscht vielmehr, so sehr ihr könnt, daß doch
nur ein Schlüssel da seyn möchte. Weil aber je-
mand zum Unglück einen Schlüssel bey sich haben
könnte, so habt einige gantz kleine Steine wie ei-
ne Erbse in Bereitschaft, und stecket gleich zwey
oder drey davon in das Schlüssel-Loch, daß der
Schlüssel nicht schließen könne. Jhr wisset, Jo-
seph,
man muß sich auf alle Fälle gefaßt machen,
wenn so viel an der Sache gelegen ist. So bald
ihr einen von meinen Feinden sehet, so stellet euch
als wenn ihr die Thür sprengen wolltet; und ruft:
Gnädiger Herr oder Fräulein, (wer es eben ist)
o um Gottes willen kommen sie bald! um
Gottes willen geschwinder! Herr Lovelace
ist da!
Ruft das recht laut. Es soll mich ge-
schwinder machen, als jene, denen ihr es zuruft.
Wenn aber niemand anders als Elisabeth kommt,
so würde ich von eurer Geschicklichkeit mit den Mäd-
chens umzugehen weniger als von eurer Treue ge-
gen mich halten, fals ihr sie nicht wegbringen und
April schicken könntet.

Jhr



durch bekommet. Niemand, der mir dient, wird
Schaden von mir haben.

Wenn aber unſere Unterredung laͤnger waͤhren
ſollte, als ich wuͤnſche, und es kommen einige von
den Jhrigen in den Garten noch ehe ich euch das
Zeichen gegeben habe, ſo ſucht euch ſelbſt zu retten;
daran iſt mir ſehr viel gelegen. Macht deswegen
eben ſo viel Lerm: nur oͤfnet die Thuͤr nicht.
Wuͤnſcht vielmehr, ſo ſehr ihr koͤnnt, daß doch
nur ein Schluͤſſel da ſeyn moͤchte. Weil aber je-
mand zum Ungluͤck einen Schluͤſſel bey ſich haben
koͤnnte, ſo habt einige gantz kleine Steine wie ei-
ne Erbſe in Bereitſchaft, und ſtecket gleich zwey
oder drey davon in das Schluͤſſel-Loch, daß der
Schluͤſſel nicht ſchließen koͤnne. Jhr wiſſet, Jo-
ſeph,
man muß ſich auf alle Faͤlle gefaßt machen,
wenn ſo viel an der Sache gelegen iſt. So bald
ihr einen von meinen Feinden ſehet, ſo ſtellet euch
als wenn ihr die Thuͤr ſprengen wolltet; und ruft:
Gnaͤdiger Herr oder Fraͤulein, (wer es eben iſt)
o um Gottes willen kommen ſie bald! um
Gottes willen geſchwinder! Herr Lovelace
iſt da!
Ruft das recht laut. Es ſoll mich ge-
ſchwinder machen, als jene, denen ihr es zuruft.
Wenn aber niemand anders als Eliſabeth kommt,
ſo wuͤrde ich von eurer Geſchicklichkeit mit den Maͤd-
chens umzugehen weniger als von eurer Treue ge-
gen mich halten, fals ihr ſie nicht wegbringen und
April ſchicken koͤnntet.

Jhr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0054" n="40"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
durch bekommet. Niemand, der mir dient, wird<lb/>
Schaden von mir haben.</p><lb/>
          <p>Wenn aber un&#x017F;ere Unterredung la&#x0364;nger wa&#x0364;hren<lb/>
&#x017F;ollte, als ich wu&#x0364;n&#x017F;che, und es kommen einige von<lb/>
den Jhrigen in den Garten noch ehe ich euch das<lb/>
Zeichen gegeben habe, &#x017F;o &#x017F;ucht euch &#x017F;elb&#x017F;t zu retten;<lb/>
daran i&#x017F;t mir &#x017F;ehr viel gelegen. Macht deswegen<lb/>
eben &#x017F;o viel Lerm: nur o&#x0364;fnet die Thu&#x0364;r nicht.<lb/>
Wu&#x0364;n&#x017F;cht vielmehr, &#x017F;o &#x017F;ehr ihr ko&#x0364;nnt, daß doch<lb/>
nur ein Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el da &#x017F;eyn mo&#x0364;chte. Weil aber je-<lb/>
mand zum Unglu&#x0364;ck einen Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el bey &#x017F;ich haben<lb/>
ko&#x0364;nnte, &#x017F;o habt einige gantz kleine Steine wie ei-<lb/>
ne Erb&#x017F;e in Bereit&#x017F;chaft, und &#x017F;tecket gleich zwey<lb/>
oder drey davon in das Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el-Loch, daß der<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el nicht &#x017F;chließen ko&#x0364;nne. Jhr wi&#x017F;&#x017F;et, <hi rendition="#fr">Jo-<lb/>
&#x017F;eph,</hi> man muß &#x017F;ich auf alle Fa&#x0364;lle gefaßt machen,<lb/>
wenn &#x017F;o viel an der Sache gelegen i&#x017F;t. So bald<lb/>
ihr einen von meinen Feinden &#x017F;ehet, &#x017F;o &#x017F;tellet euch<lb/>
als wenn ihr die Thu&#x0364;r &#x017F;prengen wolltet; und ruft:<lb/><hi rendition="#fr">Gna&#x0364;diger Herr</hi> oder <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein,</hi> (wer es eben i&#x017F;t)<lb/><hi rendition="#fr">o um Gottes willen kommen &#x017F;ie bald! um<lb/>
Gottes willen ge&#x017F;chwinder! Herr Lovelace<lb/>
i&#x017F;t da!</hi> Ruft das recht laut. Es &#x017F;oll mich ge-<lb/>
&#x017F;chwinder machen, als jene, denen ihr es zuruft.<lb/>
Wenn aber niemand anders als <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth</hi> kommt,<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rde ich von eurer Ge&#x017F;chicklichkeit mit den Ma&#x0364;d-<lb/>
chens umzugehen weniger als von eurer Treue ge-<lb/>
gen mich halten, fals ihr &#x017F;ie nicht wegbringen und<lb/>
April &#x017F;chicken ko&#x0364;nntet.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0054] durch bekommet. Niemand, der mir dient, wird Schaden von mir haben. Wenn aber unſere Unterredung laͤnger waͤhren ſollte, als ich wuͤnſche, und es kommen einige von den Jhrigen in den Garten noch ehe ich euch das Zeichen gegeben habe, ſo ſucht euch ſelbſt zu retten; daran iſt mir ſehr viel gelegen. Macht deswegen eben ſo viel Lerm: nur oͤfnet die Thuͤr nicht. Wuͤnſcht vielmehr, ſo ſehr ihr koͤnnt, daß doch nur ein Schluͤſſel da ſeyn moͤchte. Weil aber je- mand zum Ungluͤck einen Schluͤſſel bey ſich haben koͤnnte, ſo habt einige gantz kleine Steine wie ei- ne Erbſe in Bereitſchaft, und ſtecket gleich zwey oder drey davon in das Schluͤſſel-Loch, daß der Schluͤſſel nicht ſchließen koͤnne. Jhr wiſſet, Jo- ſeph, man muß ſich auf alle Faͤlle gefaßt machen, wenn ſo viel an der Sache gelegen iſt. So bald ihr einen von meinen Feinden ſehet, ſo ſtellet euch als wenn ihr die Thuͤr ſprengen wolltet; und ruft: Gnaͤdiger Herr oder Fraͤulein, (wer es eben iſt) o um Gottes willen kommen ſie bald! um Gottes willen geſchwinder! Herr Lovelace iſt da! Ruft das recht laut. Es ſoll mich ge- ſchwinder machen, als jene, denen ihr es zuruft. Wenn aber niemand anders als Eliſabeth kommt, ſo wuͤrde ich von eurer Geſchicklichkeit mit den Maͤd- chens umzugehen weniger als von eurer Treue ge- gen mich halten, fals ihr ſie nicht wegbringen und April ſchicken koͤnntet. Jhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/54
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/54>, abgerufen am 29.04.2024.