Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



pitain Tomlinson, wie Wilhelm auf den alten
Grimes, laurte, den braven Herrn hierher
brachte. Er hatte einen Diener bey sich: und
beyde waren zu Pferde. Er stieg ab. Jch kam
ihm an der Thüre entgegen.

Du kennest sein gewöhnliches Wesen und
seine unverschämte Freyheit: allein du kannst dir
nicht einbilden, wie vornehm der Schalk that,
und wie ehrerbietig ich mich gegen ihn bezeigte.

Jch führte ihn in den Saal, und stellte ihn
den Frauenzimmern und diese ihm vor - - Jch
glaubte, daß mir sehr daran gelegen seyn würde,
sie gänzlich von der Richtigkeit alles dessen, was
ich behauptet hatte, zu überführen: da sie in
unsere Vermählung, wegen der zurückgeschobe-
nen Fragen meiner Schönen an diesem Theile,
noch einiges Mistrauen setzen möchten. Wie
konnte ich dieß besser thun: als wenn ich mich
vor ihren Ohren ein wenig mit ihm unterredete?

Werther Herr Capitain, mich hat lange nach
ihnen verlanget: denn ich habe mit meiner Ge-
mahlinn einen harten Kampf gehabt.

Capit. Es thut mir leid, daß ich später kom-
me, als ich willens war - - Meine Rechnung
mit meinem Wechsler - - Es ist ein loser Hund,
Bruder! - - hat mir mehr Zeit weggenommen,
als ich vermuthet hatte - Alle diese Zeit über
strich er seine Manschetten nieder - - denn wir
waren nicht weit von einander; nur zwanzig
Pfund, in der That, wovon ich keine Rechnung
bekommen hatte. Der Schalk hat wohl in ze-

hen



pitain Tomlinſon, wie Wilhelm auf den alten
Grimes, laurte, den braven Herrn hierher
brachte. Er hatte einen Diener bey ſich: und
beyde waren zu Pferde. Er ſtieg ab. Jch kam
ihm an der Thuͤre entgegen.

Du kenneſt ſein gewoͤhnliches Weſen und
ſeine unverſchaͤmte Freyheit: allein du kannſt dir
nicht einbilden, wie vornehm der Schalk that,
und wie ehrerbietig ich mich gegen ihn bezeigte.

Jch fuͤhrte ihn in den Saal, und ſtellte ihn
den Frauenzimmern und dieſe ihm vor ‒ ‒ Jch
glaubte, daß mir ſehr daran gelegen ſeyn wuͤrde,
ſie gaͤnzlich von der Richtigkeit alles deſſen, was
ich behauptet hatte, zu uͤberfuͤhren: da ſie in
unſere Vermaͤhlung, wegen der zuruͤckgeſchobe-
nen Fragen meiner Schoͤnen an dieſem Theile,
noch einiges Mistrauen ſetzen moͤchten. Wie
konnte ich dieß beſſer thun: als wenn ich mich
vor ihren Ohren ein wenig mit ihm unterredete?

Werther Herr Capitain, mich hat lange nach
ihnen verlanget: denn ich habe mit meiner Ge-
mahlinn einen harten Kampf gehabt.

Capit. Es thut mir leid, daß ich ſpaͤter kom-
me, als ich willens war ‒ ‒ Meine Rechnung
mit meinem Wechsler ‒ ‒ Es iſt ein loſer Hund,
Bruder! ‒ ‒ hat mir mehr Zeit weggenommen,
als ich vermuthet hatte ‒ Alle dieſe Zeit uͤber
ſtrich er ſeine Manſchetten nieder ‒ ‒ denn wir
waren nicht weit von einander; nur zwanzig
Pfund, in der That, wovon ich keine Rechnung
bekommen hatte. Der Schalk hat wohl in ze-

hen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0336" n="330"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
pitain Tomlin&#x017F;on, wie Wilhelm auf den alten<lb/>
Grimes, laurte, den braven Herrn hierher<lb/>
brachte. Er hatte einen Diener bey &#x017F;ich: und<lb/><hi rendition="#fr">beyde</hi> waren zu Pferde. Er &#x017F;tieg ab. Jch kam<lb/>
ihm an der Thu&#x0364;re entgegen.</p><lb/>
          <p>Du kenne&#x017F;t &#x017F;ein gewo&#x0364;hnliches We&#x017F;en und<lb/>
&#x017F;eine unver&#x017F;cha&#x0364;mte Freyheit: allein du kann&#x017F;t dir<lb/>
nicht einbilden, wie vornehm der Schalk that,<lb/>
und wie ehrerbietig ich mich gegen ihn bezeigte.</p><lb/>
          <p>Jch fu&#x0364;hrte ihn in den Saal, und &#x017F;tellte ihn<lb/>
den Frauenzimmern und die&#x017F;e ihm vor &#x2012; &#x2012; Jch<lb/>
glaubte, daß mir &#x017F;ehr daran gelegen &#x017F;eyn wu&#x0364;rde,<lb/>
&#x017F;ie ga&#x0364;nzlich von der Richtigkeit alles de&#x017F;&#x017F;en, was<lb/>
ich behauptet hatte, zu u&#x0364;berfu&#x0364;hren: da &#x017F;ie in<lb/>
un&#x017F;ere Verma&#x0364;hlung, wegen der zuru&#x0364;ckge&#x017F;chobe-<lb/>
nen Fragen meiner Scho&#x0364;nen an die&#x017F;em Theile,<lb/>
noch einiges Mistrauen &#x017F;etzen mo&#x0364;chten. Wie<lb/>
konnte ich dieß be&#x017F;&#x017F;er thun: als wenn ich mich<lb/>
vor ihren Ohren ein wenig mit ihm unterredete?</p><lb/>
          <p>Werther Herr Capitain, mich hat lange nach<lb/>
ihnen verlanget: denn ich habe mit meiner Ge-<lb/>
mahlinn einen harten Kampf gehabt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Capit.</hi> Es thut mir leid, daß ich &#x017F;pa&#x0364;ter kom-<lb/>
me, als ich willens war &#x2012; &#x2012; Meine Rechnung<lb/>
mit meinem Wechsler &#x2012; &#x2012; Es i&#x017F;t ein lo&#x017F;er Hund,<lb/>
Bruder! &#x2012; &#x2012; hat mir mehr Zeit weggenommen,<lb/>
als ich vermuthet hatte &#x2012; Alle die&#x017F;e Zeit u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;trich er &#x017F;eine Man&#x017F;chetten nieder &#x2012; &#x2012; denn wir<lb/>
waren nicht weit von einander; nur zwanzig<lb/>
Pfund, in der That, wovon ich keine Rechnung<lb/>
bekommen hatte. Der Schalk hat wohl in ze-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0336] pitain Tomlinſon, wie Wilhelm auf den alten Grimes, laurte, den braven Herrn hierher brachte. Er hatte einen Diener bey ſich: und beyde waren zu Pferde. Er ſtieg ab. Jch kam ihm an der Thuͤre entgegen. Du kenneſt ſein gewoͤhnliches Weſen und ſeine unverſchaͤmte Freyheit: allein du kannſt dir nicht einbilden, wie vornehm der Schalk that, und wie ehrerbietig ich mich gegen ihn bezeigte. Jch fuͤhrte ihn in den Saal, und ſtellte ihn den Frauenzimmern und dieſe ihm vor ‒ ‒ Jch glaubte, daß mir ſehr daran gelegen ſeyn wuͤrde, ſie gaͤnzlich von der Richtigkeit alles deſſen, was ich behauptet hatte, zu uͤberfuͤhren: da ſie in unſere Vermaͤhlung, wegen der zuruͤckgeſchobe- nen Fragen meiner Schoͤnen an dieſem Theile, noch einiges Mistrauen ſetzen moͤchten. Wie konnte ich dieß beſſer thun: als wenn ich mich vor ihren Ohren ein wenig mit ihm unterredete? Werther Herr Capitain, mich hat lange nach ihnen verlanget: denn ich habe mit meiner Ge- mahlinn einen harten Kampf gehabt. Capit. Es thut mir leid, daß ich ſpaͤter kom- me, als ich willens war ‒ ‒ Meine Rechnung mit meinem Wechsler ‒ ‒ Es iſt ein loſer Hund, Bruder! ‒ ‒ hat mir mehr Zeit weggenommen, als ich vermuthet hatte ‒ Alle dieſe Zeit uͤber ſtrich er ſeine Manſchetten nieder ‒ ‒ denn wir waren nicht weit von einander; nur zwanzig Pfund, in der That, wovon ich keine Rechnung bekommen hatte. Der Schalk hat wohl in ze- hen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/336
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/336>, abgerufen am 01.05.2024.