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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

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ihnen um Hülfe rufen; da sie einmal ihre Stim-
me zu gebrauchen weiß: wenn sie jemand von
denselben hören wollte.

Wie es scheint, besteht sie itzo darauf, daß ich
von Anfang an so gottlos gewesen sey, zu ihrem
Verderben ein Haus auszusuchen und zu bestel-
len, das sich so wohl schickte, erschreckliches Unheil
anzurichten.

Dorcas bittet sie, sich zufrieden zu geben;
ersuchet sie inständigst, mich gelassen zu sehen und
zu sprechen; erzählet ihr, daß ich, wie sie gehört
habe, einer von den unbiegsamsten Köpfen sey -
- daß durch Gelindigkeit etwas bey mir auszu-
richten seyn möge, aber durch sonst nichts, wie sie
glaube. Und was wäre es denn auch, da ihre
Gnaden; so nennt sie ihre Fräulein allemal; mit
mir vermählet wären: wenn ich meinen Eid
gebrochen hätte, oder zu brechen willens seyn
sollte! - -

Die Fräulein hat sich gegen das ehrliche
Mägdchen deutlich genug merken lassen, daß sie
nicht mit mir vermählet wäre - - Aber Dor-
cas hat sie nicht verstehen wollen.

Dieß zeiget, daß sie sich entschlossen hat, nichts
zu achten. Es wird nun auf ein Meisterstück
ankommen, die Probe zu machen, ob sie wirklich
so weit gehen will, als sie kann, oder nicht.

Dorcas hat ihr von der Unpäßlichkeit mei-
nes Lords einen Wink gegeben: als wenn sie die-
se Nachricht von ohngefähr aus meinen Gesprä-
chen gemerket hätte.

Jedoch
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ihnen um Huͤlfe rufen; da ſie einmal ihre Stim-
me zu gebrauchen weiß: wenn ſie jemand von
denſelben hoͤren wollte.

Wie es ſcheint, beſteht ſie itzo darauf, daß ich
von Anfang an ſo gottlos geweſen ſey, zu ihrem
Verderben ein Haus auszuſuchen und zu beſtel-
len, das ſich ſo wohl ſchickte, erſchreckliches Unheil
anzurichten.

Dorcas bittet ſie, ſich zufrieden zu geben;
erſuchet ſie inſtaͤndigſt, mich gelaſſen zu ſehen und
zu ſprechen; erzaͤhlet ihr, daß ich, wie ſie gehoͤrt
habe, einer von den unbiegſamſten Koͤpfen ſey ‒
‒ daß durch Gelindigkeit etwas bey mir auszu-
richten ſeyn moͤge, aber durch ſonſt nichts, wie ſie
glaube. Und was waͤre es denn auch, da ihre
Gnaden; ſo nennt ſie ihre Fraͤulein allemal; mit
mir vermaͤhlet waͤren: wenn ich meinen Eid
gebrochen haͤtte, oder zu brechen willens ſeyn
ſollte! ‒ ‒

Die Fraͤulein hat ſich gegen das ehrliche
Maͤgdchen deutlich genug merken laſſen, daß ſie
nicht mit mir vermaͤhlet waͤre ‒ ‒ Aber Dor-
cas hat ſie nicht verſtehen wollen.

Dieß zeiget, daß ſie ſich entſchloſſen hat, nichts
zu achten. Es wird nun auf ein Meiſterſtuͤck
ankommen, die Probe zu machen, ob ſie wirklich
ſo weit gehen will, als ſie kann, oder nicht.

Dorcas hat ihr von der Unpaͤßlichkeit mei-
nes Lords einen Wink gegeben: als wenn ſie die-
ſe Nachricht von ohngefaͤhr aus meinen Geſpraͤ-
chen gemerket haͤtte.

Jedoch
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[675/0681] ihnen um Huͤlfe rufen; da ſie einmal ihre Stim- me zu gebrauchen weiß: wenn ſie jemand von denſelben hoͤren wollte. Wie es ſcheint, beſteht ſie itzo darauf, daß ich von Anfang an ſo gottlos geweſen ſey, zu ihrem Verderben ein Haus auszuſuchen und zu beſtel- len, das ſich ſo wohl ſchickte, erſchreckliches Unheil anzurichten. Dorcas bittet ſie, ſich zufrieden zu geben; erſuchet ſie inſtaͤndigſt, mich gelaſſen zu ſehen und zu ſprechen; erzaͤhlet ihr, daß ich, wie ſie gehoͤrt habe, einer von den unbiegſamſten Koͤpfen ſey ‒ ‒ daß durch Gelindigkeit etwas bey mir auszu- richten ſeyn moͤge, aber durch ſonſt nichts, wie ſie glaube. Und was waͤre es denn auch, da ihre Gnaden; ſo nennt ſie ihre Fraͤulein allemal; mit mir vermaͤhlet waͤren: wenn ich meinen Eid gebrochen haͤtte, oder zu brechen willens ſeyn ſollte! ‒ ‒ Die Fraͤulein hat ſich gegen das ehrliche Maͤgdchen deutlich genug merken laſſen, daß ſie nicht mit mir vermaͤhlet waͤre ‒ ‒ Aber Dor- cas hat ſie nicht verſtehen wollen. Dieß zeiget, daß ſie ſich entſchloſſen hat, nichts zu achten. Es wird nun auf ein Meiſterſtuͤck ankommen, die Probe zu machen, ob ſie wirklich ſo weit gehen will, als ſie kann, oder nicht. Dorcas hat ihr von der Unpaͤßlichkeit mei- nes Lords einen Wink gegeben: als wenn ſie die- ſe Nachricht von ohngefaͤhr aus meinen Geſpraͤ- chen gemerket haͤtte. Jedoch U u 2

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/681>, abgerufen am 29.04.2024.