Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite

Er streckte den Arm aus/ und druckte die Hand so feste zu/ daß diese zehen zugleich ihm weder die Hand aufbrechen/ noch den Arm biegen kunten.

Es wolten ihn einsten zwey Strassenräuber angreiffen: Aber er ergriff sie allebeyde bey den Hälsen/ hielt sie fest/ und stieß ihnen die Köpffe so starck wider einander/ daß das Gehirn weit herüm sprang/ und wurden also zerschmettert auf dem Platze gefunden.

Er hatte ein freundliches Angesichte/ frische und gravitätische Augen: War nicht von sehr langer Statur/ sondern wohl proportioniret/ hatte ein dichtes Fleisch mit starcken Adern/ daß/ wenn er den Arm ausstreckete/ und die Hand zusammen druckete/ mir unmüglichen war/ ihn zu zwicken. Seine Stimme war starck und laut/ und er sang sehr wohl. Er aß nicht sehr viel.

Joh. Baptista Porta Neapolit. l. 4. Physiognomiae cap. 12. sect. 3.

XXII.

Vom Gewissen.

ES ist keine solche feste Burg/ als ein gutes Gewissen/ und ist kein so grausamer Hencker/ als ein böses Gewissen.

Ein alter erbarer Wirth in einer Stadt in Teutschland hatte eine einige Tochter / wohl er zo-

Er streckte den Arm aus/ und druckte die Hand so feste zu/ daß diese zehen zugleich ihm weder die Hand aufbrechen/ noch den Arm biegen kunten.

Es wolten ihn einsten zwey Strassenräuber angreiffen: Aber er ergriff sie allebeyde bey den Hälsen/ hielt sie fest/ und stieß ihnen die Köpffe so starck wider einander/ daß das Gehirn weit herüm sprang/ und wurden also zerschmettert auf dem Platze gefunden.

Er hatte ein freundliches Angesichte/ frische und gravitätische Augen: War nicht von sehr langer Statur/ sondern wohl proportioniret/ hatte ein dichtes Fleisch mit starcken Adern/ daß/ wenn er den Arm ausstreckete/ und die Hand zusammen druckete/ mir unmüglichen war/ ihn zu zwicken. Seine Stimme war starck und laut/ und er sang sehr wohl. Er aß nicht sehr viel.

Joh. Baptista Porta Neapolit. l. 4. Physiognomiae cap. 12. sect. 3.

XXII.

Vom Gewissen.

ES ist keine solche feste Burg/ als ein gutes Gewissen/ und ist kein so grausamer Hencker/ als ein böses Gewissen.

Ein alter erbarer Wirth in einer Stadt in Teutschland hatte eine einige Tochter / wohl er zo-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0056" n="36"/>
        <p>Er streckte den Arm aus/ und druckte die Hand so feste zu/ daß diese zehen                      zugleich ihm weder die Hand aufbrechen/ noch den Arm biegen kunten.</p>
        <p>Es wolten ihn einsten zwey Strassenräuber angreiffen: Aber er ergriff sie                      allebeyde bey den Hälsen/ hielt sie fest/ und stieß ihnen die Köpffe so starck                      wider einander/ daß das Gehirn weit herüm sprang/ und wurden also                      zerschmettert auf dem Platze gefunden.</p>
        <p>Er hatte ein freundliches Angesichte/ frische und gravitätische Augen: War nicht                      von sehr langer Statur/ sondern wohl proportioniret/ hatte ein dichtes Fleisch                      mit starcken Adern/ daß/ wenn er den Arm ausstreckete/ und die Hand zusammen                      druckete/ mir unmüglichen war/ ihn zu zwicken. Seine Stimme war starck und                      laut/ und er sang sehr wohl. Er aß nicht sehr viel.</p>
        <p>Joh. Baptista Porta Neapolit. l. 4. Physiognomiae cap. 12. sect. 3.</p>
        <p>XXII.</p>
        <p>Vom Gewissen.</p>
        <p>ES ist keine solche feste Burg/ als ein gutes Gewissen/ und ist kein so                      grausamer Hencker/ als ein böses Gewissen.</p>
        <p>Ein alter erbarer Wirth in einer Stadt in Teutschland hatte eine einige Tochter /                      wohl er zo-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0056] Er streckte den Arm aus/ und druckte die Hand so feste zu/ daß diese zehen zugleich ihm weder die Hand aufbrechen/ noch den Arm biegen kunten. Es wolten ihn einsten zwey Strassenräuber angreiffen: Aber er ergriff sie allebeyde bey den Hälsen/ hielt sie fest/ und stieß ihnen die Köpffe so starck wider einander/ daß das Gehirn weit herüm sprang/ und wurden also zerschmettert auf dem Platze gefunden. Er hatte ein freundliches Angesichte/ frische und gravitätische Augen: War nicht von sehr langer Statur/ sondern wohl proportioniret/ hatte ein dichtes Fleisch mit starcken Adern/ daß/ wenn er den Arm ausstreckete/ und die Hand zusammen druckete/ mir unmüglichen war/ ihn zu zwicken. Seine Stimme war starck und laut/ und er sang sehr wohl. Er aß nicht sehr viel. Joh. Baptista Porta Neapolit. l. 4. Physiognomiae cap. 12. sect. 3. XXII. Vom Gewissen. ES ist keine solche feste Burg/ als ein gutes Gewissen/ und ist kein so grausamer Hencker/ als ein böses Gewissen. Ein alter erbarer Wirth in einer Stadt in Teutschland hatte eine einige Tochter / wohl er zo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/56
Zitationshilfe: Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/56>, abgerufen am 30.04.2024.