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Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

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Des Friedewünschenden Teutschlandes
aber bin Jch zu einer Schlavinnen ja zuer
elendesten Bettlerinnen worden: Jch hatte
Reichthum die Fülle/ nun bin Jch fast gantz
und gahr außgelähret und in die eusserste Ar-
muht versetzet. Jch war mit einer solchen un-
vergleichlichen Schönheit begabet/ daß sich alle
Welt an mir vergaffete/ nunmehr aber bin
Jch so heßlich und abschäulich geworden/ daß
auch die geringste auff Erden/ ja meine eigne
Kinder einen Greüel und Ekkel an mir haben.
Meine Glükseligkeit war durch alle Theile der
gantzen Welt berühret/ nun ist kein Winkel
mehr zu finden/ da man nicht von meinem
Elende und überaus grossen Unglükseligkeit
weis zu singen und zu sagen. Ach! wie habe
Jch bei mir selber doch so gar thöricht gehan-
delt! Wie übel habe Jch gethan/ daß Jch der-
jenigen Freundschafft gesuchet/ welche mich al-
ler meiner zeitlichen Wolfahrt so grausahm-
lich haben beraubet! Ach/ wie grimmig und
hart haben mir die vier fremde Kavallier/ wel-
che Jch doch bester mahssen bewihrtet und
tractieret/ in kurtzer Zeit mit rauffen und schla-
gen zugesetzet/ sonderlich nachdeme sie sich mit
dem erschreklichem Bluhthunde dem Mars
in verträuliche Bündnisse eingelassen! Jch
meine
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
aber bin Jch zu einer Schlavinnen ja zuer
elendeſten Bettlerinnen worden: Jch hatte
Reichthum die Fuͤlle/ nun bin Jch faſt gantz
und gahr außgelaͤhret und in die euſſerſte Ar-
muht verſetzet. Jch war mit einer ſolchen un-
vergleichlichen Schoͤnheit begabet/ daß ſich alle
Welt an mir vergaffete/ nunmehr aber bin
Jch ſo heßlich und abſchaͤulich geworden/ daß
auch die geringſte auff Erden/ ja meine eigne
Kinder einen Greuͤel und Ekkel an mir haben.
Meine Gluͤkſeligkeit war durch alle Theile der
gantzen Welt beruͤhret/ nun iſt kein Winkel
mehr zu finden/ da man nicht von meinem
Elende und uͤberaus groſſen Ungluͤkſeligkeit
weis zu ſingen und zu ſagen. Ach! wie habe
Jch bei mir ſelber doch ſo gar thoͤricht gehan-
delt! Wie uͤbel habe Jch gethan/ daß Jch der-
jenigen Freundſchafft geſuchet/ welche mich al-
ler meiner zeitlichen Wolfahrt ſo grauſahm-
lich haben beraubet! Ach/ wie grimmig und
hart haben mir die vier fremde Kavallier/ wel-
che Jch doch beſter mahſſen bewihrtet und
tractieret/ in kurtzer Zeit mit rauffen und ſchla-
gen zugeſetzet/ ſonderlich nachdeme ſie ſich mit
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[137[136]/0204] Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes aber bin Jch zu einer Schlavinnen ja zuer elendeſten Bettlerinnen worden: Jch hatte Reichthum die Fuͤlle/ nun bin Jch faſt gantz und gahr außgelaͤhret und in die euſſerſte Ar- muht verſetzet. Jch war mit einer ſolchen un- vergleichlichen Schoͤnheit begabet/ daß ſich alle Welt an mir vergaffete/ nunmehr aber bin Jch ſo heßlich und abſchaͤulich geworden/ daß auch die geringſte auff Erden/ ja meine eigne Kinder einen Greuͤel und Ekkel an mir haben. Meine Gluͤkſeligkeit war durch alle Theile der gantzen Welt beruͤhret/ nun iſt kein Winkel mehr zu finden/ da man nicht von meinem Elende und uͤberaus groſſen Ungluͤkſeligkeit weis zu ſingen und zu ſagen. Ach! wie habe Jch bei mir ſelber doch ſo gar thoͤricht gehan- delt! Wie uͤbel habe Jch gethan/ daß Jch der- jenigen Freundſchafft geſuchet/ welche mich al- ler meiner zeitlichen Wolfahrt ſo grauſahm- lich haben beraubet! Ach/ wie grimmig und hart haben mir die vier fremde Kavallier/ wel- che Jch doch beſter mahſſen bewihrtet und tractieret/ in kurtzer Zeit mit rauffen und ſchla- gen zugeſetzet/ ſonderlich nachdeme ſie ſich mit dem erſchreklichem Bluhthunde dem Mars in vertraͤuliche Buͤndniſſe eingelaſſen! Jch meine

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Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 137[136]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/204>, abgerufen am 27.04.2024.