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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

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Geströde noch Fütterung verwenden, verkau-
fen noch verbrennen, sondern das erwachsene
verfüttern, einstreuen, Mist daraus machen. etc.
Die eben so würdige Gemahlin dieses würdigen
Fürsten, die unter den so rühmlichen Nahmen
der Mutter Anna bekannt ist, sorgte selbst für
die Viehzucht auf ihrer Oekonomie unweit
Dresden. So erzählt die Geschichte, daß sie
auf ihrem Vorwerke zu Ostra bey Dresden alle
Wochen einmal Butter und Käse gemacht, und
die Sahne selbst abnehmen lassen. Aber eben
diese Fürstinn, die wir hier bey den ländlichen
Arbeiten treffen, finden wir auch in dem gehei-
men Rathe: denn es ist bekannt, daß sie gros-
sen Antheil an der Regierung nahm, und be-
schäftigte sich sonderlich bey den sogenannten
cryptocalvinistischen Streitigkeiten. Die Säch-
sischen Fürsten sorgten in den damaligen Zei-
ten auch zuvörderst für die Pferdezucht. August
legte die Stuterey zu Torgau an, welche unter
den folgenden Regenten glücklich fortdauerte.
In dem Thüringischen blüheten sonderlich die
andern Theile der Viehzucht, vornehmlich die
Schaaf- und Rindviehzucht, obgleich auch die
Pferdezucht nicht vernachläßiget wurde. Der
daselbst blühende Ackerbau und die Landesart er-
forderte starke Pferde; daher finden sich, wie
ich oben in der Geschichte des Ackerbaues be-
merkt habe, Dörfer im Thüringischen in den
damaligen Zeiten, welche zu 50 und 60 Pfer-
den hielten, wie die Stellen aus Horns Säch-

sischer

Geſtroͤde noch Fuͤtterung verwenden, verkau-
fen noch verbrennen, ſondern das erwachſene
verfuͤttern, einſtreuen, Miſt daraus machen. ꝛc.
Die eben ſo wuͤrdige Gemahlin dieſes wuͤrdigen
Fuͤrſten, die unter den ſo ruͤhmlichen Nahmen
der Mutter Anna bekannt iſt, ſorgte ſelbſt fuͤr
die Viehzucht auf ihrer Oekonomie unweit
Dresden. So erzaͤhlt die Geſchichte, daß ſie
auf ihrem Vorwerke zu Oſtra bey Dresden alle
Wochen einmal Butter und Kaͤſe gemacht, und
die Sahne ſelbſt abnehmen laſſen. Aber eben
dieſe Fuͤrſtinn, die wir hier bey den laͤndlichen
Arbeiten treffen, finden wir auch in dem gehei-
men Rathe: denn es iſt bekannt, daß ſie groſ-
ſen Antheil an der Regierung nahm, und be-
ſchaͤftigte ſich ſonderlich bey den ſogenannten
cryptocalviniſtiſchen Streitigkeiten. Die Saͤch-
ſiſchen Fuͤrſten ſorgten in den damaligen Zei-
ten auch zuvoͤrderſt fuͤr die Pferdezucht. Auguſt
legte die Stuterey zu Torgau an, welche unter
den folgenden Regenten gluͤcklich fortdauerte.
In dem Thuͤringiſchen bluͤheten ſonderlich die
andern Theile der Viehzucht, vornehmlich die
Schaaf- und Rindviehzucht, obgleich auch die
Pferdezucht nicht vernachlaͤßiget wurde. Der
daſelbſt bluͤhende Ackerbau und die Landesart er-
forderte ſtarke Pferde; daher finden ſich, wie
ich oben in der Geſchichte des Ackerbaues be-
merkt habe, Doͤrfer im Thuͤringiſchen in den
damaligen Zeiten, welche zu 50 und 60 Pfer-
den hielten, wie die Stellen aus Horns Saͤch-

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[205/0231] Geſtroͤde noch Fuͤtterung verwenden, verkau- fen noch verbrennen, ſondern das erwachſene verfuͤttern, einſtreuen, Miſt daraus machen. ꝛc. Die eben ſo wuͤrdige Gemahlin dieſes wuͤrdigen Fuͤrſten, die unter den ſo ruͤhmlichen Nahmen der Mutter Anna bekannt iſt, ſorgte ſelbſt fuͤr die Viehzucht auf ihrer Oekonomie unweit Dresden. So erzaͤhlt die Geſchichte, daß ſie auf ihrem Vorwerke zu Oſtra bey Dresden alle Wochen einmal Butter und Kaͤſe gemacht, und die Sahne ſelbſt abnehmen laſſen. Aber eben dieſe Fuͤrſtinn, die wir hier bey den laͤndlichen Arbeiten treffen, finden wir auch in dem gehei- men Rathe: denn es iſt bekannt, daß ſie groſ- ſen Antheil an der Regierung nahm, und be- ſchaͤftigte ſich ſonderlich bey den ſogenannten cryptocalviniſtiſchen Streitigkeiten. Die Saͤch- ſiſchen Fuͤrſten ſorgten in den damaligen Zei- ten auch zuvoͤrderſt fuͤr die Pferdezucht. Auguſt legte die Stuterey zu Torgau an, welche unter den folgenden Regenten gluͤcklich fortdauerte. In dem Thuͤringiſchen bluͤheten ſonderlich die andern Theile der Viehzucht, vornehmlich die Schaaf- und Rindviehzucht, obgleich auch die Pferdezucht nicht vernachlaͤßiget wurde. Der daſelbſt bluͤhende Ackerbau und die Landesart er- forderte ſtarke Pferde; daher finden ſich, wie ich oben in der Geſchichte des Ackerbaues be- merkt habe, Doͤrfer im Thuͤringiſchen in den damaligen Zeiten, welche zu 50 und 60 Pfer- den hielten, wie die Stellen aus Horns Saͤch- ſiſcher

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/231>, abgerufen am 26.04.2024.