Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Im folgenden Jahre behandelt man es
wie andere Stöcke, geht aber im Beschneiden
und sonst sehr behutsam mit dem Reiß um.

Im März schneidet man die getriebenen Ru-
then bis zwey oder drey Augen. Erst im drit-
ten Jahre zieht man großes und dickes Tragholz,
und schneidet überhaupt so lange nicht viel
Holz hin, bis die Stange oben beym Reiß
überwachsen ist, und eine völlige Narbe hat.

Man versuchte es auf verschiedene Weise
mit dieser Art zu pfropfen. 1) Die erwähnte
Art, da man den Wurzelstamm unter der Er-
de eben so tief oder weiter oben abschneidet;
2) oder man läßt ihn höher und dem Boden
gleich abschneiden, da man nach dem Pfropfen
die Erde an das Reiß hinhäuft. 3) Oder
man schneidet die Schenkel, da, wo sie keine
Knoten haben, ab, und pfropft sie, welches
aber nicht allezeit geräth; oder 4) man pfropft
nicht ins harte, sondern ins jährige Holz,
weil bey den drey ersten Arten der Saft leicht
die Reißer erstickt. Man gräbt bey dieser Art
eine weite und tiefe Grube, breitet seine Aeste
oder Ruthen mit den Spitzen von einander,
biegt sie über der Krümme vier Finger auf-
wärts, schneidet sie in der Erde einen Schuh
tief glatt ab, und spaltet sie drey Queerfinger
tief, steckt alsdann in den Spalt nur ein Reiß,
das eben so dick als die Ruthe ist, so ein, daß
seine Rinde mit der Rinde der abgeschnittenen
Ruthe zusammen passe; sodann verbindet man

es

Im folgenden Jahre behandelt man es
wie andere Stoͤcke, geht aber im Beſchneiden
und ſonſt ſehr behutſam mit dem Reiß um.

Im Maͤrz ſchneidet man die getriebenen Ru-
then bis zwey oder drey Augen. Erſt im drit-
ten Jahre zieht man großes und dickes Tragholz,
und ſchneidet uͤberhaupt ſo lange nicht viel
Holz hin, bis die Stange oben beym Reiß
uͤberwachſen iſt, und eine voͤllige Narbe hat.

Man verſuchte es auf verſchiedene Weiſe
mit dieſer Art zu pfropfen. 1) Die erwaͤhnte
Art, da man den Wurzelſtamm unter der Er-
de eben ſo tief oder weiter oben abſchneidet;
2) oder man laͤßt ihn hoͤher und dem Boden
gleich abſchneiden, da man nach dem Pfropfen
die Erde an das Reiß hinhaͤuft. 3) Oder
man ſchneidet die Schenkel, da, wo ſie keine
Knoten haben, ab, und pfropft ſie, welches
aber nicht allezeit geraͤth; oder 4) man pfropft
nicht ins harte, ſondern ins jaͤhrige Holz,
weil bey den drey erſten Arten der Saft leicht
die Reißer erſtickt. Man graͤbt bey dieſer Art
eine weite und tiefe Grube, breitet ſeine Aeſte
oder Ruthen mit den Spitzen von einander,
biegt ſie uͤber der Kruͤmme vier Finger auf-
waͤrts, ſchneidet ſie in der Erde einen Schuh
tief glatt ab, und ſpaltet ſie drey Queerfinger
tief, ſteckt alsdann in den Spalt nur ein Reiß,
das eben ſo dick als die Ruthe iſt, ſo ein, daß
ſeine Rinde mit der Rinde der abgeſchnittenen
Ruthe zuſammen paſſe; ſodann verbindet man

es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0190" n="180"/>
          <p>Im folgenden Jahre behandelt man es<lb/>
wie andere Sto&#x0364;cke, geht aber im Be&#x017F;chneiden<lb/>
und &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ehr behut&#x017F;am mit dem Reiß um.</p><lb/>
          <p>Im Ma&#x0364;rz &#x017F;chneidet man die getriebenen Ru-<lb/>
then bis zwey oder drey Augen. Er&#x017F;t im drit-<lb/>
ten Jahre zieht man großes und dickes Tragholz,<lb/>
und &#x017F;chneidet u&#x0364;berhaupt &#x017F;o lange nicht viel<lb/>
Holz hin, bis die Stange oben beym Reiß<lb/>
u&#x0364;berwach&#x017F;en i&#x017F;t, und eine vo&#x0364;llige Narbe hat.</p><lb/>
          <p>Man ver&#x017F;uchte es auf ver&#x017F;chiedene Wei&#x017F;e<lb/>
mit die&#x017F;er Art zu pfropfen. 1) Die erwa&#x0364;hnte<lb/>
Art, da man den Wurzel&#x017F;tamm unter der Er-<lb/>
de eben &#x017F;o tief oder weiter oben ab&#x017F;chneidet;<lb/>
2) oder man la&#x0364;ßt ihn ho&#x0364;her und dem Boden<lb/>
gleich ab&#x017F;chneiden, da man nach dem Pfropfen<lb/>
die Erde an das Reiß hinha&#x0364;uft. 3) Oder<lb/>
man &#x017F;chneidet die Schenkel, da, wo &#x017F;ie keine<lb/>
Knoten haben, ab, und pfropft &#x017F;ie, welches<lb/>
aber nicht allezeit gera&#x0364;th; oder 4) man pfropft<lb/>
nicht ins harte, &#x017F;ondern ins ja&#x0364;hrige Holz,<lb/>
weil bey den drey er&#x017F;ten Arten der Saft leicht<lb/>
die Reißer er&#x017F;tickt. Man gra&#x0364;bt bey die&#x017F;er Art<lb/>
eine weite und tiefe Grube, breitet &#x017F;eine Ae&#x017F;te<lb/>
oder Ruthen mit den Spitzen von einander,<lb/>
biegt &#x017F;ie u&#x0364;ber der Kru&#x0364;mme vier Finger auf-<lb/>
wa&#x0364;rts, &#x017F;chneidet &#x017F;ie in der Erde einen Schuh<lb/>
tief glatt ab, und &#x017F;paltet &#x017F;ie drey Queerfinger<lb/>
tief, &#x017F;teckt alsdann in den Spalt nur ein Reiß,<lb/>
das eben &#x017F;o dick als die Ruthe i&#x017F;t, &#x017F;o ein, daß<lb/>
&#x017F;eine Rinde mit der Rinde der abge&#x017F;chnittenen<lb/>
Ruthe zu&#x017F;ammen pa&#x017F;&#x017F;e; &#x017F;odann verbindet man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0190] Im folgenden Jahre behandelt man es wie andere Stoͤcke, geht aber im Beſchneiden und ſonſt ſehr behutſam mit dem Reiß um. Im Maͤrz ſchneidet man die getriebenen Ru- then bis zwey oder drey Augen. Erſt im drit- ten Jahre zieht man großes und dickes Tragholz, und ſchneidet uͤberhaupt ſo lange nicht viel Holz hin, bis die Stange oben beym Reiß uͤberwachſen iſt, und eine voͤllige Narbe hat. Man verſuchte es auf verſchiedene Weiſe mit dieſer Art zu pfropfen. 1) Die erwaͤhnte Art, da man den Wurzelſtamm unter der Er- de eben ſo tief oder weiter oben abſchneidet; 2) oder man laͤßt ihn hoͤher und dem Boden gleich abſchneiden, da man nach dem Pfropfen die Erde an das Reiß hinhaͤuft. 3) Oder man ſchneidet die Schenkel, da, wo ſie keine Knoten haben, ab, und pfropft ſie, welches aber nicht allezeit geraͤth; oder 4) man pfropft nicht ins harte, ſondern ins jaͤhrige Holz, weil bey den drey erſten Arten der Saft leicht die Reißer erſtickt. Man graͤbt bey dieſer Art eine weite und tiefe Grube, breitet ſeine Aeſte oder Ruthen mit den Spitzen von einander, biegt ſie uͤber der Kruͤmme vier Finger auf- waͤrts, ſchneidet ſie in der Erde einen Schuh tief glatt ab, und ſpaltet ſie drey Queerfinger tief, ſteckt alsdann in den Spalt nur ein Reiß, das eben ſo dick als die Ruthe iſt, ſo ein, daß ſeine Rinde mit der Rinde der abgeſchnittenen Ruthe zuſammen paſſe; ſodann verbindet man es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/190
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/190>, abgerufen am 30.04.2024.