Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Theil. XVII. Capitul.
sen aus einander gesetzt würden/ so halten es doch
andere, und zwar mit guten Grunde vor unbillich,
daß sich jemand die Mühe nähme, über eines an-
dern Güter zu disponiren; Sie meynen es würde
es kein Privatus leyden, vielweniger hohe Poten-
taten, als deren Ehre und Interesse hierdurch würck-
lich gerühret würde, es stünden auch üble Conse-
quenti
en hieraus zu besorgen, es würde kein gros-
ser Herr bey seinen Possessionen und Ländern sicher
seyn, wann ein dritter befugt wäre, ihnen darinnen
Eingriffe zu thun, und vorzuschreiben wie er darin-
nen disponiren sollte.

§. 5. Ereignet sich nun ein solcher Casus, so
schreiben diejenigen Printzen deren Ländern man
künfftighin wider ihren Willen gewisse Successores
obtrudi
ren will, an andere Höfe, und beschweren
sich dieserwegen, sie gedencken, sie würden nicht ge-
statten, daß frembde einen in Vorschlag bräch-
ten/ sie hätten allein das Recht über Dero Lande zu
disponiren, und würden einen Fürsten zur Succes-
sion
ernennen, der am meisten dazu berechtiget, und
der Ruhe von Europa am zuträglichsten wäre, es
hätte niemand an dero Gerechtigkeit und Vorsich-
tigkeit zu zweiffeln.

§. 6. Die grossen Herren verordnen nicht allein
in ihren Testamenten, wer ihre Erben seyn sollen
in Lehn- und Allodial-Gütern, sondern auch wer
ihre Pretiosa, Diamanten, Meublen und Equipage
haben soll, sie verschreiben mancherley Legaten, sie
besorgen die unterschiedenen Successions-Fälle,

und

I. Theil. XVII. Capitul.
ſen aus einander geſetzt wuͤrden/ ſo halten es doch
andere, und zwar mit guten Grunde vor unbillich,
daß ſich jemand die Muͤhe naͤhme, uͤber eines an-
dern Guͤter zu diſponiren; Sie meynen es wuͤrde
es kein Privatus leyden, vielweniger hohe Poten-
taten, als deren Ehre und Intereſſe hierdurch wuͤrck-
lich geruͤhret wuͤrde, es ſtuͤnden auch uͤble Conſe-
quenti
en hieraus zu beſorgen, es wuͤrde kein groſ-
ſer Herr bey ſeinen Poſſeſſionen und Laͤndern ſicher
ſeyn, wann ein dritter befugt waͤre, ihnen darinnen
Eingriffe zu thun, und vorzuſchreiben wie er darin-
nen diſponiren ſollte.

§. 5. Ereignet ſich nun ein ſolcher Caſus, ſo
ſchreiben diejenigen Printzen deren Laͤndern man
kuͤnfftighin wider ihren Willen gewiſſe Succeſſores
obtrudi
ren will, an andere Hoͤfe, und beſchweren
ſich dieſerwegen, ſie gedencken, ſie wuͤrden nicht ge-
ſtatten, daß frembde einen in Vorſchlag braͤch-
ten/ ſie haͤtten allein das Recht uͤber Dero Lande zu
diſponiren, und wuͤrden einen Fuͤrſten zur Succes-
ſion
ernennen, der am meiſten dazu berechtiget, und
der Ruhe von Europa am zutraͤglichſten waͤre, es
haͤtte niemand an dero Gerechtigkeit und Vorſich-
tigkeit zu zweiffeln.

§. 6. Die groſſen Herren verordnen nicht allein
in ihren Teſtamenten, wer ihre Erben ſeyn ſollen
in Lehn- und Allodial-Guͤtern, ſondern auch wer
ihre Pretioſa, Diamanten, Meublen und Equipage
haben ſoll, ſie verſchreiben mancherley Legaten, ſie
beſorgen die unterſchiedenen Succeſſions-Faͤlle,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0316" n="292"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">XVII.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
&#x017F;en aus einander ge&#x017F;etzt wu&#x0364;rden/ &#x017F;o halten es doch<lb/>
andere, und zwar mit guten Grunde vor unbillich,<lb/>
daß &#x017F;ich jemand die Mu&#x0364;he na&#x0364;hme, u&#x0364;ber eines an-<lb/>
dern Gu&#x0364;ter zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>ren; Sie meynen es wu&#x0364;rde<lb/>
es kein <hi rendition="#aq">Privatus</hi> leyden, vielweniger hohe Poten-<lb/>
taten, als deren Ehre und <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> hierdurch wu&#x0364;rck-<lb/>
lich geru&#x0364;hret wu&#x0364;rde, es &#x017F;tu&#x0364;nden auch u&#x0364;ble <hi rendition="#aq">Con&#x017F;e-<lb/>
quenti</hi>en hieraus zu be&#x017F;orgen, es wu&#x0364;rde kein gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Herr bey &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ion</hi>en und La&#x0364;ndern &#x017F;icher<lb/>
&#x017F;eyn, wann ein dritter befugt wa&#x0364;re, ihnen darinnen<lb/>
Eingriffe zu thun, und vorzu&#x017F;chreiben wie er darin-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>ren &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <p>§. 5. Ereignet &#x017F;ich nun ein &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;us,</hi> &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chreiben diejenigen Printzen deren La&#x0364;ndern man<lb/>
ku&#x0364;nfftighin wider ihren Willen gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ores<lb/>
obtrudi</hi>ren will, an andere Ho&#x0364;fe, und be&#x017F;chweren<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;erwegen, &#x017F;ie gedencken, &#x017F;ie wu&#x0364;rden nicht ge-<lb/>
&#x017F;tatten, daß frembde einen in Vor&#x017F;chlag bra&#x0364;ch-<lb/>
ten/ &#x017F;ie ha&#x0364;tten allein das Recht u&#x0364;ber Dero Lande zu<lb/><hi rendition="#aq">di&#x017F;poni</hi>ren, und wu&#x0364;rden einen Fu&#x0364;r&#x017F;ten zur <hi rendition="#aq">Succes-<lb/>
&#x017F;ion</hi> ernennen, der am mei&#x017F;ten dazu berechtiget, und<lb/>
der Ruhe von Europa am zutra&#x0364;glich&#x017F;ten wa&#x0364;re, es<lb/>
ha&#x0364;tte niemand an dero Gerechtigkeit und Vor&#x017F;ich-<lb/>
tigkeit zu zweiffeln.</p><lb/>
          <p>§. 6. Die gro&#x017F;&#x017F;en Herren verordnen nicht allein<lb/>
in ihren Te&#x017F;tamenten, wer ihre Erben &#x017F;eyn &#x017F;ollen<lb/>
in Lehn- und <hi rendition="#aq">Allodial-</hi>Gu&#x0364;tern, &#x017F;ondern auch wer<lb/>
ihre <hi rendition="#aq">Pretio&#x017F;a,</hi> Diamanten, <hi rendition="#aq">Meubl</hi>en und <hi rendition="#aq">Equipage</hi><lb/>
haben &#x017F;oll, &#x017F;ie ver&#x017F;chreiben mancherley <hi rendition="#aq">Legat</hi>en, &#x017F;ie<lb/>
be&#x017F;orgen die unter&#x017F;chiedenen <hi rendition="#aq">Succe&#x017F;&#x017F;ions-</hi>Fa&#x0364;lle,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0316] I. Theil. XVII. Capitul. ſen aus einander geſetzt wuͤrden/ ſo halten es doch andere, und zwar mit guten Grunde vor unbillich, daß ſich jemand die Muͤhe naͤhme, uͤber eines an- dern Guͤter zu diſponiren; Sie meynen es wuͤrde es kein Privatus leyden, vielweniger hohe Poten- taten, als deren Ehre und Intereſſe hierdurch wuͤrck- lich geruͤhret wuͤrde, es ſtuͤnden auch uͤble Conſe- quentien hieraus zu beſorgen, es wuͤrde kein groſ- ſer Herr bey ſeinen Poſſeſſionen und Laͤndern ſicher ſeyn, wann ein dritter befugt waͤre, ihnen darinnen Eingriffe zu thun, und vorzuſchreiben wie er darin- nen diſponiren ſollte. §. 5. Ereignet ſich nun ein ſolcher Caſus, ſo ſchreiben diejenigen Printzen deren Laͤndern man kuͤnfftighin wider ihren Willen gewiſſe Succeſſores obtrudiren will, an andere Hoͤfe, und beſchweren ſich dieſerwegen, ſie gedencken, ſie wuͤrden nicht ge- ſtatten, daß frembde einen in Vorſchlag braͤch- ten/ ſie haͤtten allein das Recht uͤber Dero Lande zu diſponiren, und wuͤrden einen Fuͤrſten zur Succes- ſion ernennen, der am meiſten dazu berechtiget, und der Ruhe von Europa am zutraͤglichſten waͤre, es haͤtte niemand an dero Gerechtigkeit und Vorſich- tigkeit zu zweiffeln. §. 6. Die groſſen Herren verordnen nicht allein in ihren Teſtamenten, wer ihre Erben ſeyn ſollen in Lehn- und Allodial-Guͤtern, ſondern auch wer ihre Pretioſa, Diamanten, Meublen und Equipage haben ſoll, ſie verſchreiben mancherley Legaten, ſie beſorgen die unterſchiedenen Succeſſions-Faͤlle, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/316
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/316>, abgerufen am 06.05.2024.