Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Testam., deren Aufr. Publ. u. Exec.
und wer nach des einen Abgang dem andern zu sub-
stitui
ren, sie ordonniren, wie viel die Princeßin-
nen zu ihrer Ausstattung und Braut-Schmuck
bekommen sollen, wovon ihre Schulden zu bezah-
len, wie ihre Bedienten nach ihrem Tode mit Pen-
sion
en zu versorgen, und auf andere Weise zu be-
gnadigen, wie ihr Leichen-Begängniß anzustellen,
u. s. w.

§. 7. Gleichwie die souverainen Könige und
grossen Häupter sich gar selten an diejenigen Gese-
tze so sie ihren Unterthanen vorschreiben, zu binden
pflegen, also kehren sie sich auch bey ihren letzten
Dispositionen im geringsten nicht an die Ceremo-
nielle
und Solennitaeten, so die Rechte sonst bey
diesen Handlungen andern Leuten vorschreiben,
sondern sie richten ihre Testamenta nach ihren ei-
genen Willen und nach der ihnen zustehenden
freyen Macht und Gewalt ein, wie sie denn auch
solches in den Formulen ihrer Testamente aus-
drucken. Also lautet der LIX Articul von den Te-
stament des Königs in Spanien Caroli II, ich will
und befehle, daß dieser mein Aufsatz und was darin-
nen enthalten, ohne einigen Widerspruch für mei-
nen letzten Willen u. Testament gelten soll, und wo
etwan diesem meinem Testament einige Solenni-
tät, oder etwas anders dergleichen, was es seyn kan/
abgehen möchte, so ersetze ich solches durch mein ei-
gen Belieben/ gut Gewissen und vollkommene Kö-
nigliche Gewalt, der ich mich hierbey bediene, und
welche diß alles vor gültig angesehen, und ohne ei-

nig
T 3

Von Teſtam., deren Aufr. Publ. u. Exec.
und wer nach des einen Abgang dem andern zu ſub-
ſtitui
ren, ſie ordonniren, wie viel die Princeßin-
nen zu ihrer Ausſtattung und Braut-Schmuck
bekommen ſollen, wovon ihre Schulden zu bezah-
len, wie ihre Bedienten nach ihrem Tode mit Pen-
ſion
en zu verſorgen, und auf andere Weiſe zu be-
gnadigen, wie ihr Leichen-Begaͤngniß anzuſtellen,
u. ſ. w.

§. 7. Gleichwie die ſouverainen Koͤnige und
groſſen Haͤupter ſich gar ſelten an diejenigen Geſe-
tze ſo ſie ihren Unterthanen vorſchreiben, zu binden
pflegen, alſo kehren ſie ſich auch bey ihren letzten
Diſpoſitionen im geringſten nicht an die Ceremo-
nielle
und Solennitæten, ſo die Rechte ſonſt bey
dieſen Handlungen andern Leuten vorſchreiben,
ſondern ſie richten ihre Teſtamenta nach ihren ei-
genen Willen und nach der ihnen zuſtehenden
freyen Macht und Gewalt ein, wie ſie denn auch
ſolches in den Formulen ihrer Teſtamente aus-
drucken. Alſo lautet der LIX Articul von den Te-
ſtament des Koͤnigs in Spanien Caroli II, ich will
und befehle, daß dieſer mein Aufſatz und was darin-
nen enthalten, ohne einigen Widerſpruch fuͤr mei-
nen letzten Willen u. Teſtament gelten ſoll, und wo
etwan dieſem meinem Teſtament einige Solenni-
taͤt, oder etwas anders dergleichen, was es ſeyn kan/
abgehen moͤchte, ſo erſetze ich ſolches durch mein ei-
gen Belieben/ gut Gewiſſen und vollkommene Koͤ-
nigliche Gewalt, der ich mich hierbey bediene, und
welche diß alles vor guͤltig angeſehen, und ohne ei-

nig
T 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0317" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Te&#x017F;tam., deren Aufr. <hi rendition="#aq">Publ.</hi> u. <hi rendition="#aq">Exec.</hi></hi></fw><lb/>
und wer nach des einen Abgang dem andern zu <hi rendition="#aq">&#x017F;ub-<lb/>
&#x017F;titui</hi>ren, &#x017F;ie <hi rendition="#aq">ordonni</hi>ren, wie viel die Princeßin-<lb/>
nen zu ihrer Aus&#x017F;tattung und Braut-Schmuck<lb/>
bekommen &#x017F;ollen, wovon ihre Schulden zu bezah-<lb/>
len, wie ihre Bedienten nach ihrem Tode mit <hi rendition="#aq">Pen-<lb/>
&#x017F;ion</hi>en zu ver&#x017F;orgen, und auf andere Wei&#x017F;e zu be-<lb/>
gnadigen, wie ihr Leichen-Bega&#x0364;ngniß anzu&#x017F;tellen,<lb/>
u. &#x017F;. w.</p><lb/>
          <p>§. 7. Gleichwie die <hi rendition="#aq">&#x017F;ouverain</hi>en Ko&#x0364;nige und<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Ha&#x0364;upter &#x017F;ich gar &#x017F;elten an diejenigen Ge&#x017F;e-<lb/>
tze &#x017F;o &#x017F;ie ihren Unterthanen vor&#x017F;chreiben, zu binden<lb/>
pflegen, al&#x017F;o kehren &#x017F;ie &#x017F;ich auch bey ihren letzten<lb/><hi rendition="#aq">Di&#x017F;po&#x017F;ition</hi>en im gering&#x017F;ten nicht an die <hi rendition="#aq">Ceremo-<lb/>
nielle</hi> und <hi rendition="#aq">Solennitæt</hi>en, &#x017F;o die Rechte &#x017F;on&#x017F;t bey<lb/>
die&#x017F;en Handlungen andern Leuten vor&#x017F;chreiben,<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ie richten ihre <hi rendition="#aq">Te&#x017F;tamenta</hi> nach ihren ei-<lb/>
genen Willen und nach der ihnen zu&#x017F;tehenden<lb/>
freyen Macht und Gewalt ein, wie &#x017F;ie denn auch<lb/>
&#x017F;olches in den <hi rendition="#aq">Formul</hi>en ihrer <hi rendition="#aq">Te&#x017F;tamente</hi> aus-<lb/>
drucken. Al&#x017F;o lautet der <hi rendition="#aq">LIX Articul</hi> von den Te-<lb/>
&#x017F;tament des Ko&#x0364;nigs in Spanien <hi rendition="#aq">Caroli II,</hi> ich will<lb/>
und befehle, daß die&#x017F;er mein Auf&#x017F;atz und was darin-<lb/>
nen enthalten, ohne einigen Wider&#x017F;pruch fu&#x0364;r mei-<lb/>
nen letzten Willen u. Te&#x017F;tament gelten &#x017F;oll, und wo<lb/>
etwan die&#x017F;em meinem Te&#x017F;tament einige <hi rendition="#aq">Solenni-</hi><lb/>
ta&#x0364;t, oder etwas anders dergleichen, was es &#x017F;eyn kan/<lb/>
abgehen mo&#x0364;chte, &#x017F;o er&#x017F;etze ich &#x017F;olches durch mein ei-<lb/>
gen Belieben/ gut Gewi&#x017F;&#x017F;en und vollkommene Ko&#x0364;-<lb/>
nigliche Gewalt, der ich mich hierbey bediene, und<lb/>
welche diß alles vor gu&#x0364;ltig ange&#x017F;ehen, und ohne ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 3</fw><fw place="bottom" type="catch">nig</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0317] Von Teſtam., deren Aufr. Publ. u. Exec. und wer nach des einen Abgang dem andern zu ſub- ſtituiren, ſie ordonniren, wie viel die Princeßin- nen zu ihrer Ausſtattung und Braut-Schmuck bekommen ſollen, wovon ihre Schulden zu bezah- len, wie ihre Bedienten nach ihrem Tode mit Pen- ſionen zu verſorgen, und auf andere Weiſe zu be- gnadigen, wie ihr Leichen-Begaͤngniß anzuſtellen, u. ſ. w. §. 7. Gleichwie die ſouverainen Koͤnige und groſſen Haͤupter ſich gar ſelten an diejenigen Geſe- tze ſo ſie ihren Unterthanen vorſchreiben, zu binden pflegen, alſo kehren ſie ſich auch bey ihren letzten Diſpoſitionen im geringſten nicht an die Ceremo- nielle und Solennitæten, ſo die Rechte ſonſt bey dieſen Handlungen andern Leuten vorſchreiben, ſondern ſie richten ihre Teſtamenta nach ihren ei- genen Willen und nach der ihnen zuſtehenden freyen Macht und Gewalt ein, wie ſie denn auch ſolches in den Formulen ihrer Teſtamente aus- drucken. Alſo lautet der LIX Articul von den Te- ſtament des Koͤnigs in Spanien Caroli II, ich will und befehle, daß dieſer mein Aufſatz und was darin- nen enthalten, ohne einigen Widerſpruch fuͤr mei- nen letzten Willen u. Teſtament gelten ſoll, und wo etwan dieſem meinem Teſtament einige Solenni- taͤt, oder etwas anders dergleichen, was es ſeyn kan/ abgehen moͤchte, ſo erſetze ich ſolches durch mein ei- gen Belieben/ gut Gewiſſen und vollkommene Koͤ- nigliche Gewalt, der ich mich hierbey bediene, und welche diß alles vor guͤltig angeſehen, und ohne ei- nig T 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/317
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/317>, abgerufen am 26.05.2024.