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Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

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nach eine immer grösser werdende Ablagerung von N002
Sand aus demselben an der Bergwand verursacht.

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Je mehr aber dadurch das Bette des Irtysch von der N002
Bergwand entfernt wurde, je spitzer wurde der Win- N003
kel, den an der Mündung der Lauf des Irtysch und N004
des Tobol bildete; je geringer daher auch die Abla-

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gerung von Sand, so dass sie mit der Zeit wohl ganz

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aufhörte. Sehr wahrscheinlich hat aber schon seit

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sehr langer Zeit diese Ausgleichung stattgefunden, N002
daher die Ebene bei der Eroberung Sibiriens wohl N003
eben so war wie jetzt, denn auf ihr wurde im Jahre

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1581 die letzte entscheidende Schlacht geliefert, in N002
welcher der Anführer der Kosaken Jermack den Tar- N003
taren-Chan Kutschum schlug, und dadurch die Ero- N004
berung Sibiriens begründete.

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Am Fuss der Bergwand entspringen an mehreren N002
Orten Quellen, von denen ich zwei, die nicht weit N003
von einander in einer bedeutenden Schlucht in der N004
Bergwand etwas südlich von der Stadt entspringen, N005
noch am Abende vor unserer Abreise in Gesellschaft N006
der Herren Albert und Fiandt besuchte. Die eine N007
derselben ist mit einer Einfassung umgeben, und ihr

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Zufluss beträgt nach Herrn Dr. Albert 1 Wedro 1) in

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einer Minute; die andere ist schwächer und ohne Einfas- N002
sung. Die Temperatur der ersten Quelle betrug 4°,2, die N003
der andern 4 o,6 R. Offenbar sind diese Temperatu- N004
ren für die Breite von Tobolsk zu hoch, um für die N005
mittlere Temperatur des Bodens gelten zu können, N006
daher sich die Quellen wahrscheinlich, bevor sie her- N007
vorsprudeln, einige Zeit in einer obern, dem Einflusse N008
der Sonnenwärme unterworfenen Erdschicht fortziehn. N009
Auch fand Herr Prof. Erman, der mit Herrn Prof. N010
Hansteen im Jahre 1828 sich mehrere Monate in N011
Tobolsk aufgehalten und mittelst Erdbohrer die Tem- N012
peratur des Bodens untersucht hatte, dieselbe viel

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1) Ein Wedro enthält 10,8 Berliner Quart.

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nach eine immer grösser werdende Ablagerung von N002
Sand aus demselben an der Bergwand verursacht.

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Je mehr aber dadurch das Bette des Irtysch von der N002
Bergwand entfernt wurde, je spitzer wurde der Win- N003
kel, den an der Mündung der Lauf des Irtysch und N004
des Tobol bildete; je geringer daher auch die Abla-

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gerung von Sand, so dass sie mit der Zeit wohl ganz

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aufhörte. Sehr wahrscheinlich hat aber schon seit

N001
sehr langer Zeit diese Ausgleichung stattgefunden, N002
daher die Ebene bei der Eroberung Sibiriens wohl N003
eben so war wie jetzt, denn auf ihr wurde im Jahre

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1581 die letzte entscheidende Schlacht geliefert, in N002
welcher der Anführer der Kosaken Jermack den Tar- N003
taren-Chan Kutschum schlug, und dadurch die Ero- N004
berung Sibiriens begründete.

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Am Fuss der Bergwand entspringen an mehreren N002
Orten Quellen, von denen ich zwei, die nicht weit N003
von einander in einer bedeutenden Schlucht in der N004
Bergwand etwas südlich von der Stadt entspringen, N005
noch am Abende vor unserer Abreise in Gesellschaft N006
der Herren Albert und Fiandt besuchte. Die eine N007
derselben ist mit einer Einfassung umgeben, und ihr

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Zufluss beträgt nach Herrn Dr. Albert 1 Wedro 1) in

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einer Minute; die andere ist schwächer und ohne Einfas- N002
sung. Die Temperatur der ersten Quelle betrug 4°,2, die N003
der andern 4 º,6 R. Offenbar sind diese Temperatu- N004
ren für die Breite von Tobolsk zu hoch, um für die N005
mittlere Temperatur des Bodens gelten zu können, N006
daher sich die Quellen wahrscheinlich, bevor sie her- N007
vorsprudeln, einige Zeit in einer obern, dem Einflusse N008
der Sonnenwärme unterworfenen Erdschicht fortziehn. N009
Auch fand Herr Prof. Erman, der mit Herrn Prof. N010
Hansteen im Jahre 1828 sich mehrere Monate in N011
Tobolsk aufgehalten und mittelst Erdbohrer die Tem- N012
peratur des Bodens untersucht hatte, dieselbe viel

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[491/0525] N001 nach eine immer grösser werdende Ablagerung von N002 Sand aus demselben an der Bergwand verursacht. N001 Je mehr aber dadurch das Bette des Irtysch von der N002 Bergwand entfernt wurde, je spitzer wurde der Win- N003 kel, den an der Mündung der Lauf des Irtysch und N004 des Tobol bildete; je geringer daher auch die Abla- N001 gerung von Sand, so dass sie mit der Zeit wohl ganz N001 aufhörte. Sehr wahrscheinlich hat aber schon seit N001 sehr langer Zeit diese Ausgleichung stattgefunden, N002 daher die Ebene bei der Eroberung Sibiriens wohl N003 eben so war wie jetzt, denn auf ihr wurde im Jahre N001 1581 die letzte entscheidende Schlacht geliefert, in N002 welcher der Anführer der Kosaken Jermack den Tar- N003 taren-Chan Kutschum schlug, und dadurch die Ero- N004 berung Sibiriens begründete. N001 Am Fuss der Bergwand entspringen an mehreren N002 Orten Quellen, von denen ich zwei, die nicht weit N003 von einander in einer bedeutenden Schlucht in der N004 Bergwand etwas südlich von der Stadt entspringen, N005 noch am Abende vor unserer Abreise in Gesellschaft N006 der Herren Albert und Fiandt besuchte. Die eine N007 derselben ist mit einer Einfassung umgeben, und ihr N001 Zufluss beträgt nach Herrn Dr. Albert 1 Wedro 1) in N001 einer Minute; die andere ist schwächer und ohne Einfas- N002 sung. Die Temperatur der ersten Quelle betrug 4°,2, die N003 der andern 4 º,6 R. Offenbar sind diese Temperatu- N004 ren für die Breite von Tobolsk zu hoch, um für die N005 mittlere Temperatur des Bodens gelten zu können, N006 daher sich die Quellen wahrscheinlich, bevor sie her- N007 vorsprudeln, einige Zeit in einer obern, dem Einflusse N008 der Sonnenwärme unterworfenen Erdschicht fortziehn. N009 Auch fand Herr Prof. Erman, der mit Herrn Prof. N010 Hansteen im Jahre 1828 sich mehrere Monate in N011 Tobolsk aufgehalten und mittelst Erdbohrer die Tem- N012 peratur des Bodens untersucht hatte, dieselbe viel [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Ein Wedro enthält 10,8 Berliner Quart.

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Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/525>, abgerufen am 29.04.2024.