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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Mad. Needham, und William Penn.
begab sie sich wieder nach London. Sie miethete
sich eine Stube bey einem Grob-Schmidt, Meister
Tauney, in der Burleigh-Strassen, am West-
lichen Ende der Exeter-change in dem Strand,
und machte Weiber-Röcke, hielte es auch darnebst
mit einem Buchbinder in Leicester-fields,
Nahmens Cleve, biß er ruiniret war, wordurch
sie sich ein gut Stücke Geld sammlete, massen solcher
gestalt immer eine Handthierung der andern die
Hand bothe; und ehe sie müßig seyn wollte, suchte
sie lieber eine von ihren Bekannten, sie mochte vor-
nehm oder gemein seyn, zu verkuppeln, ungeachtet sie
noch jung genug war, dem Handwercke selbsten vor-
zustehen. Also erlangte sie durch ihren ämsigen
Fleiß sehr gute Lebens-Mittel: Endlich fienge sie ei-
nen Wein-Schanck an, wo anietzo die blaue Po-
sten an der Ecke der Portugall-Strasse, dem Hinter-
Thor von Lincolns-Inn gegen über, gehalten
werden; Weil sie aber ein wenig zu verschwende-
risch lebte, und ihren üppigen Compagnons allzu
grosse Zechen borgte, wurde ihr Vorrath am Wein,
ehe noch anderthalbes Jahr verlieff, so erschöpffet,
daß sie gezwungen wurde, das Loch derer Banque-
rotier
er zu suchen, und bey Nacht und Nebel zum
Thore hinaus zu marchiren. Und nachdem sie
in kurtzer Zeit folgends verzehret, was sie mit fortge-
bracht hatte, starb sie sich 1697. im funfftzigsten
Jahr ihres Alters zu tode.

XXII.

Mad. Needham, und William Penn.
begab ſie ſich wieder nach London. Sie miethete
ſich eine Stube bey einem Grob-Schmidt, Meiſter
Tauney, in der Burleigh-Straſſen, am Weſt-
lichen Ende der Exeter-change in dem Strand,
und machte Weiber-Roͤcke, hielte es auch darnebſt
mit einem Buchbinder in Leiceſter-fields,
Nahmens Cleve, biß er ruiniret war, wordurch
ſie ſich ein gut Stuͤcke Geld ſam̃lete, maſſen ſolcher
geſtalt immer eine Handthierung der andern die
Hand bothe; und ehe ſie muͤßig ſeyn wollte, ſuchte
ſie lieber eine von ihren Bekannten, ſie mochte vor-
nehm oder gemein ſeyn, zu verkuppeln, ungeachtet ſie
noch jung genug war, dem Handwercke ſelbſten vor-
zuſtehen. Alſo erlangte ſie durch ihren aͤmſigen
Fleiß ſehr gute Lebens-Mittel: Endlich fienge ſie ei-
nen Wein-Schanck an, wo anietzo die blaue Po-
ſten an der Ecke der Portugall-Straſſe, dem Hinter-
Thor von Lincolns-Inn gegen uͤber, gehalten
werden; Weil ſie aber ein wenig zu verſchwende-
riſch lebte, und ihren uͤppigen Compagnons allzu
groſſe Zechen borgte, wurde ihr Vorrath am Wein,
ehe noch anderthalbes Jahr verlieff, ſo erſchoͤpffet,
daß ſie gezwungen wurde, das Loch derer Banque-
rotier
er zu ſuchen, und bey Nacht und Nebel zum
Thore hinaus zu marchiren. Und nachdem ſie
in kurtzer Zeit folgends verzehret, was ſie mit fortge-
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Jahr ihres Alters zu tode.

XXII.
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[226/0246] Mad. Needham, und William Penn. begab ſie ſich wieder nach London. Sie miethete ſich eine Stube bey einem Grob-Schmidt, Meiſter Tauney, in der Burleigh-Straſſen, am Weſt- lichen Ende der Exeter-change in dem Strand, und machte Weiber-Roͤcke, hielte es auch darnebſt mit einem Buchbinder in Leiceſter-fields, Nahmens Cleve, biß er ruiniret war, wordurch ſie ſich ein gut Stuͤcke Geld ſam̃lete, maſſen ſolcher geſtalt immer eine Handthierung der andern die Hand bothe; und ehe ſie muͤßig ſeyn wollte, ſuchte ſie lieber eine von ihren Bekannten, ſie mochte vor- nehm oder gemein ſeyn, zu verkuppeln, ungeachtet ſie noch jung genug war, dem Handwercke ſelbſten vor- zuſtehen. Alſo erlangte ſie durch ihren aͤmſigen Fleiß ſehr gute Lebens-Mittel: Endlich fienge ſie ei- nen Wein-Schanck an, wo anietzo die blaue Po- ſten an der Ecke der Portugall-Straſſe, dem Hinter- Thor von Lincolns-Inn gegen uͤber, gehalten werden; Weil ſie aber ein wenig zu verſchwende- riſch lebte, und ihren uͤppigen Compagnons allzu groſſe Zechen borgte, wurde ihr Vorrath am Wein, ehe noch anderthalbes Jahr verlieff, ſo erſchoͤpffet, daß ſie gezwungen wurde, das Loch derer Banque- rotierer zu ſuchen, und bey Nacht und Nebel zum Thore hinaus zu marchiren. Und nachdem ſie in kurtzer Zeit folgends verzehret, was ſie mit fortge- bracht hatte, ſtarb ſie ſich 1697. im funfftzigſten Jahr ihres Alters zu tode. XXII.

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/246>, abgerufen am 26.04.2024.