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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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Reise vor, daß leicht der Sommer ganz darüber
hingehen kann. Jch finde den Plan so gut, den
Platov entworfen, daß ich nichts dagegen sagen
darf, so schmerzlich uns allen die Trennung auch
seyn wird. Jn sehr gemächlichen kleinen Tage-
reisen wollen sie Deutschland in mancher Rich-
tung durchziehen, und an den merkwürdigsten
Orten so lange verweilen, als für Woldemar nö-
thig ist, sich eine mehr als oberflächliche Kenntniß
zu erwerben. Diese Art, Geographie zu studieren,
ist allerdings die vollständigste, und sehr instrucktiv.
Jn Sprachen hat der kleine Mensch in den drei-
zehn Monaten unter Platov's Leitung recht viel
gethan. Auch will er dieses Studium selbst un-
terwegs bei dem jedesmaligen Aufenthalt an
merkwürdigen Orten noch immer mit Woldemar
fortsetzen. Die Uebungen in der Musik werden
dabei ein wenig hintangesetzt werden: doch, das
läßt sich im nächsten Winter nachholen. Dafür
können sie auch unterwegs Virtuosen hören,
wie wir sie hier nicht haben.

Aus jedem bedeutenden Orte wollen sie uns
schreiben. Die Briefe werden zuerst uns gesandt,

Reiſe vor, daß leicht der Sommer ganz darüber
hingehen kann. Jch finde den Plan ſo gut, den
Platov entworfen, daß ich nichts dagegen ſagen
darf, ſo ſchmerzlich uns allen die Trennung auch
ſeyn wird. Jn ſehr gemächlichen kleinen Tage-
reiſen wollen ſie Deutſchland in mancher Rich-
tung durchziehen, und an den merkwürdigſten
Orten ſo lange verweilen, als für Woldemar nö-
thig iſt, ſich eine mehr als oberflächliche Kenntniß
zu erwerben. Dieſe Art, Geographie zu ſtudieren,
iſt allerdings die vollſtändigſte, und ſehr inſtrucktiv.
Jn Sprachen hat der kleine Menſch in den drei-
zehn Monaten unter Platov’s Leitung recht viel
gethan. Auch will er dieſes Studium ſelbſt un-
terwegs bei dem jedesmaligen Aufenthalt an
merkwürdigen Orten noch immer mit Woldemar
fortſetzen. Die Uebungen in der Muſik werden
dabei ein wenig hintangeſetzt werden: doch, das
läßt ſich im nächſten Winter nachholen. Dafür
können ſie auch unterwegs Virtuoſen hören,
wie wir ſie hier nicht haben.

Aus jedem bedeutenden Orte wollen ſie uns
ſchreiben. Die Briefe werden zuerſt uns geſandt,

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[292/0306] Reiſe vor, daß leicht der Sommer ganz darüber hingehen kann. Jch finde den Plan ſo gut, den Platov entworfen, daß ich nichts dagegen ſagen darf, ſo ſchmerzlich uns allen die Trennung auch ſeyn wird. Jn ſehr gemächlichen kleinen Tage- reiſen wollen ſie Deutſchland in mancher Rich- tung durchziehen, und an den merkwürdigſten Orten ſo lange verweilen, als für Woldemar nö- thig iſt, ſich eine mehr als oberflächliche Kenntniß zu erwerben. Dieſe Art, Geographie zu ſtudieren, iſt allerdings die vollſtändigſte, und ſehr inſtrucktiv. Jn Sprachen hat der kleine Menſch in den drei- zehn Monaten unter Platov’s Leitung recht viel gethan. Auch will er dieſes Studium ſelbſt un- terwegs bei dem jedesmaligen Aufenthalt an merkwürdigen Orten noch immer mit Woldemar fortſetzen. Die Uebungen in der Muſik werden dabei ein wenig hintangeſetzt werden: doch, das läßt ſich im nächſten Winter nachholen. Dafür können ſie auch unterwegs Virtuoſen hören, wie wir ſie hier nicht haben. Aus jedem bedeutenden Orte wollen ſie uns ſchreiben. Die Briefe werden zuerſt uns geſandt,

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/306>, abgerufen am 29.04.2024.