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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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ferne alle zerbrechliche Sachen: laß sie aber mit
andern glänzenden Dingen nach Herzensverlangen
spielen, es sey mit Geld oder andern Metall-
sachen, die nicht beschädigen und auch nicht ver-
dorben werden können. Die Nähe zerbrechlicher
kostbarer Hausgeräthe, die das Kind oft sehen
muß und nicht berühren darf, ist sehr nachthei-
lig. Wollt ihr Begierden, wollt ihr Trotz, wollt
ihr Bitterkeit in eurer Kinder Seelen pflanzen, so
zeigt ihnen nur vieles, das sie nicht haben dür-
fen. -- Es versteht sich, dieß gilt nur für eine ge-
wisse Zeit. Denn die Zeit des Gehorsams muß
auch kommen, wo es sich von vielen Dingen um-
geben sieht, die man nicht entfernen kann, und
die es nicht anrühren darf.

Noch eins, meine Emma! Umgib Deine süße
Jda, so viel Du nur kannst, mit schönen Ge-
genständen aller Art; dulde nichts Geschmackloses
um sie. Du malest ja selbst, und malest so schöne
Blumen: verziere ihre Wände damit! Sobald sie
die, die Du in ihrem Stübchen zuerst aufgehängt
hast, alle kennet, vertausche sie mit andern, und



ferne alle zerbrechliche Sachen: laß ſie aber mit
andern glänzenden Dingen nach Herzensverlangen
ſpielen, es ſey mit Geld oder andern Metall-
ſachen, die nicht beſchädigen und auch nicht ver-
dorben werden können. Die Nähe zerbrechlicher
koſtbarer Hausgeräthe, die das Kind oft ſehen
muß und nicht berühren darf, iſt ſehr nachthei-
lig. Wollt ihr Begierden, wollt ihr Trotz, wollt
ihr Bitterkeit in eurer Kinder Seelen pflanzen, ſo
zeigt ihnen nur vieles, das ſie nicht haben dür-
fen. — Es verſteht ſich, dieß gilt nur für eine ge-
wiſſe Zeit. Denn die Zeit des Gehorſams muß
auch kommen, wo es ſich von vielen Dingen um-
geben ſieht, die man nicht entfernen kann, und
die es nicht anrühren darf.

Noch eins, meine Emma! Umgib Deine ſüße
Jda, ſo viel Du nur kannſt, mit ſchönen Ge-
genſtänden aller Art; dulde nichts Geſchmackloſes
um ſie. Du maleſt ja ſelbſt, und maleſt ſo ſchöne
Blumen: verziere ihre Wände damit! Sobald ſie
die, die Du in ihrem Stübchen zuerſt aufgehängt
haſt, alle kennet, vertauſche ſie mit andern, und

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[27/0041] ferne alle zerbrechliche Sachen: laß ſie aber mit andern glänzenden Dingen nach Herzensverlangen ſpielen, es ſey mit Geld oder andern Metall- ſachen, die nicht beſchädigen und auch nicht ver- dorben werden können. Die Nähe zerbrechlicher koſtbarer Hausgeräthe, die das Kind oft ſehen muß und nicht berühren darf, iſt ſehr nachthei- lig. Wollt ihr Begierden, wollt ihr Trotz, wollt ihr Bitterkeit in eurer Kinder Seelen pflanzen, ſo zeigt ihnen nur vieles, das ſie nicht haben dür- fen. — Es verſteht ſich, dieß gilt nur für eine ge- wiſſe Zeit. Denn die Zeit des Gehorſams muß auch kommen, wo es ſich von vielen Dingen um- geben ſieht, die man nicht entfernen kann, und die es nicht anrühren darf. Noch eins, meine Emma! Umgib Deine ſüße Jda, ſo viel Du nur kannſt, mit ſchönen Ge- genſtänden aller Art; dulde nichts Geſchmackloſes um ſie. Du maleſt ja ſelbſt, und maleſt ſo ſchöne Blumen: verziere ihre Wände damit! Sobald ſie die, die Du in ihrem Stübchen zuerſt aufgehängt haſt, alle kennet, vertauſche ſie mit andern, und

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/41>, abgerufen am 28.04.2024.