Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

zösirt, und aus der Ältesten, sonst Elisa genannt,
eine Lisette gemacht. Die zweite sonst Lorchen,
heißt nun Lorette. Die Kleinste sollte mit aller
Gewalt Pulcherie heißen, das ist aber glücklicher
Weise nicht durchgegangen, weil sie außer ihrem
antiken Namen Pulcheria auch noch den eben so
alten Valeria hatte, und nach diesem: Valerie
gerufen wird. Lisette und Valerie gehören also
von jetzt an in unsern Lebensspiegel, den wir
Dir in Briefgestalt senden. Denn so wenig
wir sie auch gutwillig mit uns einflechten woll-
ten, ihr Einfluß auf uns, ihre positive oder nega-
tive Einwirkung bleibt doch einmal unvermeidlich,
so lange wir in ihrer Nähe sind. Das interessan-
teste Gesicht von den Dreien hat die jüngste, und
obwohl sie ihren Knix eben so steif und bei densel-
ben Veranlassungen macht, wie die Schwestern,
auch eben so gemessen dieselben Phrasen der Höf-
lichkeit sagt, so glaube ich doch, daß sie die Stim-
me der Auferstehung einer bessern Natur früher
hören wird, theils weil sie jünger ist als die Schwe-
stern, aber auch deshalb weil ihre Züge eine ganz
eigne Energie andeuten, mit denen es sehr possirlich

zöſirt, und aus der Älteſten, ſonſt Eliſa genannt,
eine Liſette gemacht. Die zweite ſonſt Lorchen,
heißt nun Lorette. Die Kleinſte ſollte mit aller
Gewalt Pulcherie heißen, das iſt aber glücklicher
Weiſe nicht durchgegangen, weil ſie außer ihrem
antiken Namen Pulcheria auch noch den eben ſo
alten Valeria hatte, und nach dieſem: Valerie
gerufen wird. Liſette und Valerie gehören alſo
von jetzt an in unſern Lebensſpiegel, den wir
Dir in Briefgeſtalt ſenden. Denn ſo wenig
wir ſie auch gutwillig mit uns einflechten woll-
ten, ihr Einfluß auf uns, ihre poſitive oder nega-
tive Einwirkung bleibt doch einmal unvermeidlich,
ſo lange wir in ihrer Nähe ſind. Das intereſſan-
teſte Geſicht von den Dreien hat die jüngſte, und
obwohl ſie ihren Knix eben ſo ſteif und bei denſel-
ben Veranlaſſungen macht, wie die Schweſtern,
auch eben ſo gemeſſen dieſelben Phraſen der Höf-
lichkeit ſagt, ſo glaube ich doch, daß ſie die Stim-
me der Auferſtehung einer beſſern Natur früher
hören wird, theils weil ſie jünger iſt als die Schwe-
ſtern, aber auch deshalb weil ihre Züge eine ganz
eigne Energie andeuten, mit denen es ſehr poſſirlich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0144" n="136"/>&#x017F;irt, und aus der Älte&#x017F;ten, &#x017F;on&#x017F;t Eli&#x017F;a genannt,<lb/>
eine Li&#x017F;ette gemacht. Die zweite &#x017F;on&#x017F;t Lorchen,<lb/>
heißt nun Lorette. Die Klein&#x017F;te &#x017F;ollte mit aller<lb/>
Gewalt Pulcherie heißen, das i&#x017F;t aber glücklicher<lb/>
Wei&#x017F;e nicht durchgegangen, weil &#x017F;ie außer ihrem<lb/>
antiken Namen Pulcheria auch noch den eben &#x017F;o<lb/>
alten Valeria hatte, und nach die&#x017F;em: Valerie<lb/>
gerufen wird. Li&#x017F;ette und Valerie gehören al&#x017F;o<lb/>
von jetzt an in un&#x017F;ern Lebens&#x017F;piegel, den wir<lb/>
Dir in Briefge&#x017F;talt &#x017F;enden. Denn &#x017F;o wenig<lb/>
wir &#x017F;ie auch gutwillig mit uns einflechten woll-<lb/>
ten, ihr Einfluß auf uns, ihre po&#x017F;itive oder nega-<lb/>
tive Einwirkung bleibt doch einmal unvermeidlich,<lb/>
&#x017F;o lange wir in ihrer Nähe &#x017F;ind. Das intere&#x017F;&#x017F;an-<lb/>
te&#x017F;te Ge&#x017F;icht von den Dreien hat die jüng&#x017F;te, und<lb/>
obwohl &#x017F;ie ihren Knix eben &#x017F;o &#x017F;teif und bei den&#x017F;el-<lb/>
ben Veranla&#x017F;&#x017F;ungen macht, wie die Schwe&#x017F;tern,<lb/>
auch eben &#x017F;o geme&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elben Phra&#x017F;en der Höf-<lb/>
lichkeit &#x017F;agt, &#x017F;o glaube ich doch, daß &#x017F;ie die Stim-<lb/>
me der Aufer&#x017F;tehung einer be&#x017F;&#x017F;ern Natur früher<lb/>
hören wird, theils weil &#x017F;ie jünger i&#x017F;t als die Schwe-<lb/>
&#x017F;tern, aber auch deshalb weil ihre Züge eine ganz<lb/>
eigne Energie andeuten, mit denen es &#x017F;ehr po&#x017F;&#x017F;irlich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0144] zöſirt, und aus der Älteſten, ſonſt Eliſa genannt, eine Liſette gemacht. Die zweite ſonſt Lorchen, heißt nun Lorette. Die Kleinſte ſollte mit aller Gewalt Pulcherie heißen, das iſt aber glücklicher Weiſe nicht durchgegangen, weil ſie außer ihrem antiken Namen Pulcheria auch noch den eben ſo alten Valeria hatte, und nach dieſem: Valerie gerufen wird. Liſette und Valerie gehören alſo von jetzt an in unſern Lebensſpiegel, den wir Dir in Briefgeſtalt ſenden. Denn ſo wenig wir ſie auch gutwillig mit uns einflechten woll- ten, ihr Einfluß auf uns, ihre poſitive oder nega- tive Einwirkung bleibt doch einmal unvermeidlich, ſo lange wir in ihrer Nähe ſind. Das intereſſan- teſte Geſicht von den Dreien hat die jüngſte, und obwohl ſie ihren Knix eben ſo ſteif und bei denſel- ben Veranlaſſungen macht, wie die Schweſtern, auch eben ſo gemeſſen dieſelben Phraſen der Höf- lichkeit ſagt, ſo glaube ich doch, daß ſie die Stim- me der Auferſtehung einer beſſern Natur früher hören wird, theils weil ſie jünger iſt als die Schwe- ſtern, aber auch deshalb weil ihre Züge eine ganz eigne Energie andeuten, mit denen es ſehr poſſirlich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/144
Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/144>, abgerufen am 29.04.2024.