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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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und mich. Wir beiden theilen die Hauptsorge. Aber
auch die drei andern bekommen ein Ämtchen bei der
Kleinen. Clärchen kleidet und wäscht sie des Mor-
gens und besorgt ihre Küche. Jda bringt sie Abends
zu Bette und singt sie in Schlaf. Mathilde und
Hertha fahren sie wechselsweise im kleinen Wagen
im Garten umher. Jda zeigt ihr Bilder. Wenn
wir spazieren, wird das Kind von der Lisel getra-
gen, oder die Kinder lösen sie wechselseitig ab,
auch läuft es schon dann und wann. Während der
Stunden, die Hertha nicht mit hat, beschäftigt
sie die Kleine. So vertheilt, wird uns die Sorge
für das Kind gar nicht lästig und kann es nicht
werden, obgleich es beständig um uns ist. Über
alle meine Erwartng zart ist das Benehmen der
jungen Mädchen gegen die Kleine. Jhre kleinen
Thorheiten wagen sich jetzt gar nicht hervor. Her-
tha z. B. hatte mancherlei wunderliche Exklama-
tionswörtchen mit ins Haus gebracht, wovon sich
auch schon eins und das andere den übrigen Kin-
dern angehängt hatte. Es entfuhr ihr ein recht
tolles als sie mit Seraphine spielte. Die Kleine
versuchte sogleich es nachzusprechen. Die andern



und mich. Wir beiden theilen die Hauptſorge. Aber
auch die drei andern bekommen ein Ämtchen bei der
Kleinen. Clärchen kleidet und wäſcht ſie des Mor-
gens und beſorgt ihre Küche. Jda bringt ſie Abends
zu Bette und ſingt ſie in Schlaf. Mathilde und
Hertha fahren ſie wechſelsweiſe im kleinen Wagen
im Garten umher. Jda zeigt ihr Bilder. Wenn
wir ſpazieren, wird das Kind von der Liſel getra-
gen, oder die Kinder löſen ſie wechſelſeitig ab,
auch läuft es ſchon dann und wann. Während der
Stunden, die Hertha nicht mit hat, beſchäftigt
ſie die Kleine. So vertheilt, wird uns die Sorge
für das Kind gar nicht läſtig und kann es nicht
werden, obgleich es beſtändig um uns iſt. Über
alle meine Erwartng zart iſt das Benehmen der
jungen Mädchen gegen die Kleine. Jhre kleinen
Thorheiten wagen ſich jetzt gar nicht hervor. Her-
tha z. B. hatte mancherlei wunderliche Exklama-
tionswörtchen mit ins Haus gebracht, wovon ſich
auch ſchon eins und das andere den übrigen Kin-
dern angehängt hatte. Es entfuhr ihr ein recht
tolles als ſie mit Seraphine ſpielte. Die Kleine
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[205/0213] und mich. Wir beiden theilen die Hauptſorge. Aber auch die drei andern bekommen ein Ämtchen bei der Kleinen. Clärchen kleidet und wäſcht ſie des Mor- gens und beſorgt ihre Küche. Jda bringt ſie Abends zu Bette und ſingt ſie in Schlaf. Mathilde und Hertha fahren ſie wechſelsweiſe im kleinen Wagen im Garten umher. Jda zeigt ihr Bilder. Wenn wir ſpazieren, wird das Kind von der Liſel getra- gen, oder die Kinder löſen ſie wechſelſeitig ab, auch läuft es ſchon dann und wann. Während der Stunden, die Hertha nicht mit hat, beſchäftigt ſie die Kleine. So vertheilt, wird uns die Sorge für das Kind gar nicht läſtig und kann es nicht werden, obgleich es beſtändig um uns iſt. Über alle meine Erwartng zart iſt das Benehmen der jungen Mädchen gegen die Kleine. Jhre kleinen Thorheiten wagen ſich jetzt gar nicht hervor. Her- tha z. B. hatte mancherlei wunderliche Exklama- tionswörtchen mit ins Haus gebracht, wovon ſich auch ſchon eins und das andere den übrigen Kin- dern angehängt hatte. Es entfuhr ihr ein recht tolles als ſie mit Seraphine ſpielte. Die Kleine verſuchte ſogleich es nachzuſprechen. Die andern

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/213>, abgerufen am 30.04.2024.