Stamm die großgewordenen Aeste nicht mehr tragen kann, so gieß ihm die Schale der Gesundheit wieder voll ein, oder nimm ihn lieber zu dir in ein schöneres Land.
Erbarme dich über die, die ihre Thränen immer mit dem Lobopfer vermischen, das dir die reine Seele bringen will; tröste sie in ihrer Dürftigkeit, und hilf ihnen über alle Widerwärtigkeit, bis sie ins kühle Grab entweichen können.
Rufst du uns vom Himmel herab zu: Wandle vor mir, und sey fromm; o so trau ich dir zu, daß du auch auf alle meine Schicksale und Leiden ein gnädiges Auf- sehen haben wirst.
Schon sind wir selig in Hoffnung, und Dank dir, Gott! für diese herzerhebende Hoffnung des Christen- thums! Bald wird der Thron Jesu Christi gebaut, bald läßt er seine Diener in Frieden sterben, und belohnt die leidende Tugend -- dort am ruhigen Grabe, wo uns nichts mehr betrügt, wo alle Leiden ihr Ziel finden, und jeder Kampf ein Ende nehmen wird.
Die Nacht kommt, die Erde wird schwarz und fin- ster, aber mein Gebet findet dich doch. Du wachst, wenn wir, wie Pflanzen, gefühllos liegen, und schlafen. Dein Wort sagt! Du schläfst und schlummerst nicht. Diese Pause meines Lebens -- wie oft ist sie schon ge- kommen, und immer bin ich wieder erwacht. Auch jezt wird sie vorübergehen, wie das Wasser im Strom ver- rauscht. Deiner treuen Beschützung empfehle ich mich, meine Seele umfaßt den Gedanken an dich, die Glieder ruhen, und der süße Schlaf, auch ein Geschenk von dir, überschleicht mich.
Jm verschlossenen Zimmer nach deiner Anweisung bet ich zu dir um Verbesserung und Veredlung der Seele,
um
Unterredungen mit Gott.
Stamm die großgewordenen Aeſte nicht mehr tragen kann, ſo gieß ihm die Schale der Geſundheit wieder voll ein, oder nimm ihn lieber zu dir in ein ſchöneres Land.
Erbarme dich über die, die ihre Thränen immer mit dem Lobopfer vermiſchen, das dir die reine Seele bringen will; tröſte ſie in ihrer Dürftigkeit, und hilf ihnen über alle Widerwärtigkeit, bis ſie ins kühle Grab entweichen können.
Rufſt du uns vom Himmel herab zu: Wandle vor mir, und ſey fromm; o ſo trau ich dir zu, daß du auch auf alle meine Schickſale und Leiden ein gnädiges Auf- ſehen haben wirſt.
Schon ſind wir ſelig in Hoffnung, und Dank dir, Gott! für dieſe herzerhebende Hoffnung des Chriſten- thums! Bald wird der Thron Jeſu Chriſti gebaut, bald läßt er ſeine Diener in Frieden ſterben, und belohnt die leidende Tugend — dort am ruhigen Grabe, wo uns nichts mehr betrügt, wo alle Leiden ihr Ziel finden, und jeder Kampf ein Ende nehmen wird.
Die Nacht kommt, die Erde wird ſchwarz und fin- ſter, aber mein Gebet findet dich doch. Du wachſt, wenn wir, wie Pflanzen, gefühllos liegen, und ſchlafen. Dein Wort ſagt! Du ſchläfſt und ſchlummerſt nicht. Dieſe Pauſe meines Lebens — wie oft iſt ſie ſchon ge- kommen, und immer bin ich wieder erwacht. Auch jezt wird ſie vorübergehen, wie das Waſſer im Strom ver- rauſcht. Deiner treuen Beſchützung empfehle ich mich, meine Seele umfaßt den Gedanken an dich, die Glieder ruhen, und der ſüße Schlaf, auch ein Geſchenk von dir, überſchleicht mich.
Jm verſchloſſenen Zimmer nach deiner Anweiſung bet ich zu dir um Verbeſſerung und Veredlung der Seele,
um
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Unterredungen mit Gott.
Stamm die großgewordenen Aeſte nicht mehr tragen
kann, ſo gieß ihm die Schale der Geſundheit wieder voll
ein, oder nimm ihn lieber zu dir in ein ſchöneres Land.
Erbarme dich über die, die ihre Thränen immer mit
dem Lobopfer vermiſchen, das dir die reine Seele bringen
will; tröſte ſie in ihrer Dürftigkeit, und hilf ihnen über alle
Widerwärtigkeit, bis ſie ins kühle Grab entweichen können.
Rufſt du uns vom Himmel herab zu: Wandle vor
mir, und ſey fromm; o ſo trau ich dir zu, daß du auch
auf alle meine Schickſale und Leiden ein gnädiges Auf-
ſehen haben wirſt.
Schon ſind wir ſelig in Hoffnung, und Dank dir,
Gott! für dieſe herzerhebende Hoffnung des Chriſten-
thums! Bald wird der Thron Jeſu Chriſti gebaut, bald
läßt er ſeine Diener in Frieden ſterben, und belohnt die
leidende Tugend — dort am ruhigen Grabe, wo uns
nichts mehr betrügt, wo alle Leiden ihr Ziel finden, und
jeder Kampf ein Ende nehmen wird.
Die Nacht kommt, die Erde wird ſchwarz und fin-
ſter, aber mein Gebet findet dich doch. Du wachſt,
wenn wir, wie Pflanzen, gefühllos liegen, und ſchlafen.
Dein Wort ſagt! Du ſchläfſt und ſchlummerſt nicht.
Dieſe Pauſe meines Lebens — wie oft iſt ſie ſchon ge-
kommen, und immer bin ich wieder erwacht. Auch jezt
wird ſie vorübergehen, wie das Waſſer im Strom ver-
rauſcht. Deiner treuen Beſchützung empfehle ich mich,
meine Seele umfaßt den Gedanken an dich, die Glieder
ruhen, und der ſüße Schlaf, auch ein Geſchenk von dir,
überſchleicht mich.
Jm verſchloſſenen Zimmer nach deiner Anweiſung
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/20>, abgerufen am 16.06.2024.
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