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Sanders, Daniel: Brief an Johann Baptist Heindl. Altstrelitz, 23. November 1857.

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Urtheil hier anzuführen: "Die Sache hat", schreibt dieser, "ein nicht gerin-
ges ethisches u poetisches Interesse. Es ist namentlich beschämend für uns,
mit wieviel Verstand der Grieche sogleich seine Verhältnisse zu komö-
diren weiß, während unsere Dichter unsre Verhältnisse nicht ein-
mal vorzuführen wissen pp.
" - In dem Jahre lang mit vielen Griechen münd-
lich und schriftlich unterhaltenen Verkehr hat Sanders dann noch eine große
Anzahl neugriechischer in Deutschland bisher unbekannter Volkslieder
gesammelt und übersetzt, deren Veröffentlichung den Freunden der
Volkspoesie und griechischen Sprache willkommen sein müßte.

Kommen wir nun aber auf die Thätigkeit des Dr. Sanders in
andern Fächern zurück, so haben wir zuerst zuvörderst seine fast
zehnjährige Wirksamkeit als Direktor der Strelitzer Schule hervor-
zuheben, die unter seiner Leitung in schönster Blüthe stand, in
Folge äußerer Einflüße aber im Jahre 1852 einging. Zunächst für diese
Schule veröffentlichte Sanders seine "Gespräche, eine Ergänzung
zu allen Schul-Lesebüchern für Kinder v 8-14 Jahren" (Neustrelitz 1845)
mit dem Motto: "Da veniam scriptis, quorum non gloria nobis
Causa, sed utilitas officiumque fuit
"
Außerdem schrieb er in verschiedenen Zeitschriften, namentlich in
den Berliner Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik, in den Jahn'
schen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik, in der höheren
Bürgerschule von Vogel, in dem praktischen Schulmann von Körner,
in dem Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen
von Herrig viele Aufsätze, unter denen wir, da die einzelne Aufzählung zu
weit führen würde, hier nur auf diejenigen über allgemei-
ne Grammatik, über englische und deutsche Sprache - zumal in
der zuletzt genannten Zeitschrift - hinweisen. Daran knüpfen

Urtheil hier anzuführen: „Die Sache hat“, schreibt dieser, „ein nicht gerin-
ges ethisches u poetisches Interesse. Es ist namentlich beschämend für uns,
mit wieviel Verstand der Grieche sogleich seine Verhältnisse zu komö-
diren weiß, während unsere Dichter unsre Verhältnisse nicht ein-
mal vorzuführen wissen pp.
– In dem Jahre lang mit vielen Griechen münd-
lich und schriftlich unterhaltenen Verkehr hat Sanders dañ noch eine große
Anzahl neugriechischer in Deutschland bisher unbekañter Volkslieder
gesam̃elt und übersetzt, deren Veröffentlichung den Freunden der
Volkspoesie und griechischen Sprache willkom̃en sein müßte.

Kom̃en wir nun aber auf die Thätigkeit des Dr. Sanders in
andern Fächern zurück, so haben wir zuerst zuvörderst seine fast
zehnjährige Wirksamkeit als Direktor der Strelitzer Schule hervor-
zuheben, die unter seiner Leitung in schönster Blüthe stand, in
Folge äußerer Einflüße aber im Jahre 1852 einging. Zunächst für diese
Schule veröffentlichte Sanders seine „Gespräche, eine Ergänzung
zu allen Schul-Lesebüchern für Kinder v 8-14 Jahren“ (Neustrelitz 1845)
mit dem Motto: „Da veniam scriptis, quorum non gloria nobis
Causa, sed utilitas officiumque fuit

Außerdem schrieb er in verschiedenen Zeitschriften, namentlich in
den Berliner Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik, in den Jahn
schen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik, in der höheren
Bürgerschule von Vogel, in dem praktischen Schulmañ von Körner,
in dem Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen
von Herrig viele Aufsätze, unter denen wir, da die einzelne Aufzählung zu
weit führen würde, hier nur auf diejenigen über allgemei-
ne Gram̃atik, über englische und deutsche Sprache – zumal in
der zuletzt genañten Zeitschrift – hinweisen. Daran knüpfen

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[[2v]/0004] Urtheil hier anzuführen: „Die Sache hat“, schreibt dieser, „ein nicht gerin- ges ethisches u poetisches Interesse. Es ist namentlich beschämend für uns, mit wieviel Verstand der Grieche sogleich seine Verhältnisse zu komö- diren weiß, während unsere Dichter unsre Verhältnisse nicht ein- mal vorzuführen wissen p“ – In dem Jahre lang mit vielen Griechen münd- lich u schriftlich unterhaltenen Verkehr hat Sanders dañ noch eine große Anzahl neugriechischer in Deutschland bisher unbekañter Volkslieder gesam̃elt u übersetzt, deren Veröffentlichung den Freunden der Volkspoesie u griechischen Sprache willkom̃en sein müßte. Kom̃en wir nun aber auf die Thätigkeit des Dr. Sanders in andern Fächern zurück, so haben wir zuerst zuvörderst seine fast zehnjährige Wirksamkeit als Direktor der Strelitzer Schule hervor- zuheben, die unter seiner Leitung in schönster Blüthe stand, in Folge äußerer Einflüße aber im J. 1852 einging. Zunächst für diese Schule veröffentlichte Sanders seine „Gespräche, eine Ergänzung zu allen Schul-Lesebüchern für Kinder v 8-14 Jahren“ (Neustrelitz 1845) mit dem Motto: „Da veniam scriptis, quorum non gloria nobis Causa, sed utilitas officiumque fuit“ Außerdem schrieb er in verschiedenen Zeitschriften, namentlich in den Berliner Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik, in den Jahn’ schen Jahrbüchern für Philologie u Pädagogik, in der höheren Bürgerschule von Vogel, in dem praktischen Schulmañ von Körner, in dem Archiv für das Studium der neueren Sprachen u Literaturen von Herrig viele Aufsätze, unter denen wir, da die einzelne Aufzählung zu weit führen würde, hier nur auf diejenigen über allgemei- ne Gram̃atik, über englische u deutsche Sprache – zumal in der zuletzt genañten Zeitschrift – hinweisen. Daran knüpfen

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Johann Baptist Heindl. Altstrelitz, 23. November 1857, S. [2v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_heindl_1857/4>, abgerufen am 28.04.2024.