Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sanders, Daniel: Brief an Johann Baptist Heindl. Altstrelitz, 23. November 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

meters ins Neugriechische veranlaßte diesen bedeutendsten der heutigen
griechischen Dichter, den jetzigen Minister des Innern in Griechenland,
mit Sanders in einen Briefwechsel zu treten, in welchem sie na-
mentlich ihre Gedanken über die Metrik des neuern Sprachen, insonder-
heit der neugriechischen, austauschten. Vielleicht ist dieser Briefwechsel
nicht ohne Einfluß darauf gewesen, daß Rhangawis den früher
von ihm, wie von den übrigen Dichtern, für das Drama ange-
wandten politischen Vers in seiner aristophanischen Komödie: "Die
Hochzeit des Kutrulis" mit dem Trimeter vertauschte. In sei-
ner im literarhistorischen Taschenbuch von Prutz (1848) erschienen
Skizze: "Die politische Poesie bei den Neugriechen" spricht Sanders
sein Urtheil dahin aus, daß den frühern Schauspiele[n] von Rhanga-
wis
an Breite litten, die zumeist durch den für das Drama
unpassenden politischen Vers verschuldet sei, welcher mit seiner
starren Cäsur und seinem Reimgeklingel an die Zeit ge-
mahne, wo den Deutschen der Alexandriner als dramatischer
Vers galt; dieser Fehler aber sei in der "Die Hochzeit des
Kutrulis" gänzlich überwunden, worin er einen unermeßlichen
Fortschritt und den Anfang einer neuen Periode für
die griechische Poesie erblickt. Daß aber Sanders nicht zu gü-
nstig geurtheilt, davon möge man sich durch die Übersetzung
überzeugen, die er von dem Stück veranstaltete und die
1848 (Berlin Duncker) erschien, "Alexandros Rhisos
Rhangawis, dem Dichter und Freunde" gewidmet. Es mag
vergönnt sein, aus der Vorrede Arnold Ruge's briefliches

meters ins Neugriechische veranlaßte diesen bedeutendsten der heutigen
griechischen Dichter, den jetzigen Minister des Iñern in Griechenland,
mit Sanders in einen Briefwechsel zu treten, in welchem sie na-
mentlich ihre Gedanken über die Metrik des neuern Sprachen, insonder-
heit der neugriechischen, austauschten. Vielleicht ist dieser Briefwechsel
nicht ohne Einfluß darauf gewesen, daß Rhangawis den früher
von ihm, wie von den übrigen Dichtern, für das Drama ange-
wandten politischen Vers in seiner aristophanischen Komödie: „Die
Hochzeit des Kutrulis“ mit dem Trimeter vertauschte. In sei-
ner im literarhistorischen Taschenbuch von Prutz (1848) erschienen
Skizze: „Die politische Poesie bei den Neugriechen“ spricht Sanders
sein Urtheil dahin aus, daß den frühern Schauspiele[n] von Rhanga-
wis
an Breite litten, die zumeist durch den für das Drama
unpassenden politischen Vers verschuldet sei, welcher mit seiner
starren Cäsur und seinem Reimgeklingel an die Zeit ge-
mahne, wo den Deutschen der Alexandriner als dramatischer
Vers galt; dieser Fehler aber sei in der „Die Hochzeit des
Kutrulis“ gänzlich überwunden, worin er einen unermeßlichen
Fortschritt und den Anfang einer neuen Periode für
die griechische Poesie erblickt. Daß aber Sanders nicht zu gü-
nstig geurtheilt, davon möge man sich durch die Übersetzung
überzeugen, die er von dem Stück veranstaltete und die
1848 (Berlin Duncker) erschien, „Alexandros Rhisos
Rhangawis, dem Dichter und Freunde“ gewidmet. Es mag
vergöñt sein, aus der Vorrede Arnold Ruge’s briefliches

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0003" n="[2r]"/>
meters ins Neugriechische veranlaßte diesen bedeutendsten der heutigen<lb/>
griechischen Dichter, den jetzigen Minister des In&#x0303;ern in Griechenland,<lb/>
mit <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119242044">Sanders</persName> in einen Briefwechsel zu treten, in welchem sie na-<lb/>
mentlich ihre Gedanken über die Metrik des neuern Sprachen, insonder-<lb/>
heit der neugriechischen, austauschten. Vielleicht ist dieser Briefwechsel<lb/>
nicht ohne Einfluß darauf gewesen, daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119153262">Rhangawis</persName></hi> den früher<lb/>
von ihm, wie von den übrigen Dichtern, für das Drama ange-<lb/>
wandten politischen Vers in seiner aristophanischen Komödie: &#x201E;Die<lb/>
Hochzeit des Kutrulis&#x201C;<note type="editorial"><bibl>Rhangawis, Alexandros Rhisos: Die Hochzeit des Kutrulis, ein aristophanisches Lustspiel. Aus dem Neugriechischen übersetzt von Dr. D. H. Sanders. Berlin 1848.</bibl><ref target="https://books.google.de/books?id=e1AAAAAAcAAJ"> Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 11.12.2017.</ref></note> mit dem Trimeter vertauschte. In sei-<lb/>
ner im literarhistorischen Taschenbuch von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11859687X">Prutz</persName></hi> (1848) erschienen<lb/>
Skizze: &#x201E;Die politische Poesie bei den Neugriechen&#x201C;<note type="editorial"><bibl>Sanders, Daniel: Die politische Poesie bei den Neugriechen. Eine Skizze. In: Prutz, Robert Eduard (Hg.): Literarhistorisches Taschenbuch, 6. Jg., Hannover 1848, S. 171-257.</bibl><ref target="https://archive.org/details/literarhistorisc6184unse">Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 11.12.2017.</ref></note> spricht <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119242044">Sanders</persName><lb/>
sein Urtheil dahin aus, daß den frühern Schauspiele[n] von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119153262">Rhanga-<lb/>
wis</persName></hi> an Breite litten, die zumeist durch den für das Drama<lb/>
unpassenden politischen Vers verschuldet sei, welcher mit seiner<lb/>
starren Cäsur <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> seinem Reimgeklingel an die Zeit ge-<lb/>
mahne, wo den Deutschen der Alexandriner als dramatischer<lb/>
Vers galt; dieser Fehler aber sei in der &#x201E;Die Hochzeit des<lb/>
Kutrulis&#x201C;<note type="editorial"><bibl>Rhangawis, Alexandros Rhisos: Die Hochzeit des Kutrulis, ein aristophanisches Lustspiel. Aus dem Neugriechischen übersetzt von Dr. D. H. Sanders. Berlin 1848.</bibl><ref target="https://books.google.de/books?id=e1AAAAAAcAAJ"> Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 11.12.2017.</ref></note> gänzlich überwunden, worin er einen unermeßlichen<lb/>
Fortschritt <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> den Anfang einer neuen Periode für<lb/>
die griechische Poesie erblickt. Daß aber <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119242044">Sanders</persName> nicht zu gü-<lb/>
nstig geurtheilt, davon möge man sich durch die Übersetzung<lb/>
überzeugen, die er von dem Stück veranstaltete <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> die<lb/>
1848 (Berlin <orgName ref="http://d-nb.info/gnd/5082687-6">Duncker</orgName>) erschien, &#x201E;Alexandros Rhisos<lb/>
Rhangawis, dem Dichter <choice><abbr>u</abbr><expan>und</expan></choice> Freunde&#x201C; gewidmet. Es mag<lb/>
vergön&#x0303;t sein, aus der Vorrede <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118604023">Arnold Ruge</persName></hi>&#x2019;s briefliches<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2r]/0003] meters ins Neugriechische veranlaßte diesen bedeutendsten der heutigen griechischen Dichter, den jetzigen Minister des Iñern in Griechenland, mit Sanders in einen Briefwechsel zu treten, in welchem sie na- mentlich ihre Gedanken über die Metrik des neuern Sprachen, insonder- heit der neugriechischen, austauschten. Vielleicht ist dieser Briefwechsel nicht ohne Einfluß darauf gewesen, daß Rhangawis den früher von ihm, wie von den übrigen Dichtern, für das Drama ange- wandten politischen Vers in seiner aristophanischen Komödie: „Die Hochzeit des Kutrulis“ mit dem Trimeter vertauschte. In sei- ner im literarhistorischen Taschenbuch von Prutz (1848) erschienen Skizze: „Die politische Poesie bei den Neugriechen“ spricht Sanders sein Urtheil dahin aus, daß den frühern Schauspiele[n] von Rhanga- wis an Breite litten, die zumeist durch den für das Drama unpassenden politischen Vers verschuldet sei, welcher mit seiner starren Cäsur u seinem Reimgeklingel an die Zeit ge- mahne, wo den Deutschen der Alexandriner als dramatischer Vers galt; dieser Fehler aber sei in der „Die Hochzeit des Kutrulis“ gänzlich überwunden, worin er einen unermeßlichen Fortschritt u den Anfang einer neuen Periode für die griechische Poesie erblickt. Daß aber Sanders nicht zu gü- nstig geurtheilt, davon möge man sich durch die Übersetzung überzeugen, die er von dem Stück veranstaltete u die 1848 (Berlin Duncker) erschien, „Alexandros Rhisos Rhangawis, dem Dichter u Freunde“ gewidmet. Es mag vergöñt sein, aus der Vorrede Arnold Ruge’s briefliches

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sebastian Göttel: Herausgeber.
Sebastian Göttel: Transkription und TEI-Textannotation.
Christian Thomas: Bearbeitung und Finalisierung der digitalen Edition. (2017-11-06T15:02:54Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Abweichend davon wurden langes s (ſ) als 's', I/J als Lautwert und Vokale mit übergestelltem e als ä/ö/ü transkribiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_heindl_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_heindl_1857/3
Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Johann Baptist Heindl. Altstrelitz, 23. November 1857, S. [2r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_heindl_1857/3>, abgerufen am 27.04.2024.