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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] der Römische Kayser Constantinus sehr übel aufgenommen/ und deßhalben alle Kirchen-Vätter/ welche den Kirchen-Synodis, in denen der Bilder-Brauch erlaubt worden/ beygewohnet/ in den Eingang der Kirchen zu S. Peter in Rom abbilden/ und aufstellen lassen/ auf daß zum wenigsten hiemit die Unehr jeztgedachten Vättern/ durch den Constantinopolitanischen Kayser angethan/ möchte gerochen/ oder gar abgewendet werden; hierdurch wurden die Römische Bischöffe und ganze Clerisey so erhitzet/ daß sie/ von selbiger Zeit an/ immer die Bilder verthädiget/ wiewol nicht ohne großes und fast beharrliches Widersprechen anderer Nationen. Also hat der Constantinopolitanische Kayser Leo der dritte/ von seinem Vatterland Isaurus, sonsten auch Iconomachus, oder der Bilderstürmer genant/ welcher um das Jahr Christi 717. ins Regiment kommen/ in einem offentlich und im Jahr 730. publicirten Edict, bey Leibs-Straff anbefohlen/ daß alle Marien/ Christi und aller Heiligen Bilder/ auf den Mark/ am 7. Januarii gebracht/ und daselbst verbrant worden seyn; Er hat auch die Bischöffe/ so widriger Meinung gewesen/ mit allerhand Straffen beleget/ und aus dieser Ursach den Constantinopolitanischen Patriarchen Germanum verstossen/ und an seine statt Anastasium eingesetzet.

Dieses Leonis Sohn/ Constantinus Copronymus, der im Jahr 741. seinem Vatter in dem Regiment nachgefolget/ ware in dem Bilderstürmen so eyferig als sein Vatter/ und berufte im Jahr Christi 754. alle seiner Reiche Bischöffe und Patriarchen zusammen/ deren dann 338/ nach 6 Monatlicher Uberlegung/ einmütig schloßen/ daß die jenige/ so Christi Bildnis machten/ der Nestorianischen oder Eutychianischen Ketzerey sich theilhaftig machten; Anderer Heiligen Bildnisen aber wären ihnen nur schimpflich/ das Werk an sich selbsten ganz heydnisch und abgöttisch/ weßhalben sie alle/ so widriges Sinnes waren/ verdammet/ und in Bann gethan. Es ist auch diese Satzung/ in ganz Orient, bis ins Jahr Christi 784. fleißig gehalten worden.

Diesen entgegen stritte die Christliche Kirche in Occident, und verthädigte die Bilder/ so viel immer möglich. Dann Papst Gregorius, der andere/ unterliese nichts/ die Bilder wieder zu Ehren zu bringen/ so gar/ daß er dem Constantinopolitanischen Kaysertum bißher gegebene jährliche pension innhielte/ um denselben dardurch auf seine Meinung zu bringen. Nicht weniger thate Papst Gregorius der dritte/ der so gar die Italienische Bischöffe zusammen berufte/ und obgedachter Vätter Ausspruch verdammte: wie dann auch nachfolgende Päpste im geringsten nichts unterliesen/ womit sie gedachten den Bildern ihre Ehre zu erhalten/ aber alles vergebens/ [Spaltenumbruch] bis nach dem Tod Kaysers Leonis des vierdten/ seine Gemahlin Irene, für ihren Sohn Constantinum den siebenden/ das Regiment verwaltete/ welche/ gleichwie sie eine sonderbare Liebhaberin der Bilderey-Künsten ware/ also führte sie auch wieder die Bilder ein/ und weil sie merkte/ daß einer/ Namens Tarasius, hierinn ihres Sinnes war/ erhube sie denselben/ ob er schon ein Lay war/ zu dem Patriarchat in Constantinopel, und berichtete von ihrem Vorhaben Papst Adrianum, mit dessen Raht sie ein Concilium in Constantinopel anstellet/ und des Römischen Papsts Abgesandte mit Freuden empfangt. Weil aber der gemeine Stadt-Pöfel der Kayserin Gedanken/ von Wiedereinführung der Bilder/ von ferne gerochen/ hat er durch eine angestelte Aufruhr/ die Kayserin und versamlete Bischöffe/ an ihrem Vorhaben verhindert; Dannenhero die Kayserin bewogen worden/ diese Zusammenkunft nach Nicaea zu verlegen: Alwo endlich die Sach dahin kommen/ daß 350. Bischöffe einmütig/ den unter Leone gehaltenen Synodum und desselben Satzung von Bildern verworfen/ und geordnet/ daß das Bildnis Christi und aller Heiligen/ wol könte in Holz/ Stein und andere materien gebildet/ oder mit Farben gemahlet werden/ wie sie dann ins künftig auf alle Priesterliche Kleider/ Kirchen-Zierraht/ Kelche und andere Kirchen-Gerähte solten gebildet werden/ und wurde hierinn dieser Ausschlag gegeben:

Nam Deus est, quod imago docet, sed non
Deus ipse,

Hanc videas; sed mente colas, quod cer-
nis in ipsa.

Das Bild bedeutet GOtt/ denselben solt du
ehren/

Und nicht das Bild/ das nur die Andacht will
vermehren.

Als dieses der damals Fränkische König/ und nachmals erster Teutscher Kayser/ Carolus der Große/ vernommen/ hat er drey Bücher zusammen geschrieben/ und drey Jahr nach diesem Nicaenischen Concilio herausgegeben/ in denen er die erste sechs Universal-Concilien/ und derselben authorität verthädiget/ die zwey leztere aber/ nämlich jeztgedachte Constantinopolitanische und Nicaenische verwirft/ dieses aber mehr als jenes beschuldiget/ weil in diesem die Leichtfärtigkeit/ in jenem die Grausamkeit/ in diesem der Unverstand/ in jenem die Boßheit die Obhand gehabt/ dieses den Bildern gar zu viel eingeraumt/ jenes dieselbe allzuhart verfolget hätte: Wormit also die Bilderey-Künste wieder erhoben worden/ und zu blühen angefangen/ doch waren die Früchten noch gar gering/ indem die Erfahrung bezeugt/ daß die Künste nur durch langen Gebrauch und Ubung über sich kommen/

[Spaltenumbruch] der Römische Kayser Constantinus sehr übel aufgenommen/ und deßhalben alle Kirchen-Vätter/ welche den Kirchen-Synodis, in denen der Bilder-Brauch erlaubt worden/ beygewohnet/ in den Eingang der Kirchen zu S. Peter in Rom abbilden/ und aufstellen lassen/ auf daß zum wenigsten hiemit die Unehr jeztgedachten Vättern/ durch den Constantinopolitanischen Kayser angethan/ möchte gerochen/ oder gar abgewendet werden; hierdurch wurden die Römische Bischöffe und ganze Clerisey so erhitzet/ daß sie/ von selbiger Zeit an/ immer die Bilder verthädiget/ wiewol nicht ohne großes und fast beharrliches Widersprechen anderer Nationen. Also hat der Constantinopolitanische Kayser Leo der dritte/ von seinem Vatterland Isaurus, sonsten auch Iconomachus, oder der Bilderstürmer genant/ welcher um das Jahr Christi 717. ins Regiment kommen/ in einem offentlich und im Jahr 730. publicirten Edict, bey Leibs-Straff anbefohlen/ daß alle Marien/ Christi und aller Heiligen Bilder/ auf den Mark/ am 7. Januarii gebracht/ und daselbst verbrant worden seyn; Er hat auch die Bischöffe/ so widriger Meinung gewesen/ mit allerhand Straffen beleget/ und aus dieser Ursach den Constantinopolitanischen Patriarchen Germanum verstossen/ und an seine statt Anastasium eingesetzet.

Dieses Leonis Sohn/ Constantinus Copronymus, der im Jahr 741. seinem Vatter in dem Regiment nachgefolget/ ware in dem Bilderstürmen so eyferig als sein Vatter/ und berufte im Jahr Christi 754. alle seiner Reiche Bischöffe und Patriarchen zusammen/ deren dann 338/ nach 6 Monatlicher Uberlegung/ einmütig schloßen/ daß die jenige/ so Christi Bildnis machten/ der Nestorianischen oder Eutychianischen Ketzerey sich theilhaftig machten; Anderer Heiligen Bildnisen aber wären ihnen nur schimpflich/ das Werk an sich selbsten ganz heydnisch und abgöttisch/ weßhalben sie alle/ so widriges Sinnes waren/ verdammet/ und in Bann gethan. Es ist auch diese Satzung/ in ganz Orient, bis ins Jahr Christi 784. fleißig gehalten worden.

Diesen entgegen stritte die Christliche Kirche in Occident, und verthädigte die Bilder/ so viel immer möglich. Dann Papst Gregorius, der andere/ unterliese nichts/ die Bilder wieder zu Ehren zu bringen/ so gar/ daß er dem Constantinopolitanischen Kaysertum bißher gegebene jährliche pension innhielte/ um denselben dardurch auf seine Meinung zu bringen. Nicht weniger thate Papst Gregorius der dritte/ der so gar die Italienische Bischöffe zusammen berufte/ und obgedachter Vätter Ausspruch verdammte: wie dann auch nachfolgende Päpste im geringsten nichts unterliesen/ womit sie gedachten den Bildern ihre Ehre zu erhalten/ aber alles vergebens/ [Spaltenumbruch] bis nach dem Tod Kaysers Leonis des vierdten/ seine Gemahlin Irene, für ihren Sohn Constantinum den siebenden/ das Regiment verwaltete/ welche/ gleichwie sie eine sonderbare Liebhaberin der Bilderey-Künsten ware/ also führte sie auch wieder die Bilder ein/ und weil sie merkte/ daß einer/ Namens Tarasius, hierinn ihres Sinnes war/ erhube sie denselben/ ob er schon ein Lay war/ zu dem Patriarchat in Constantinopel, und berichtete von ihrem Vorhaben Papst Adrianum, mit dessen Raht sie ein Concilium in Constantinopel anstellet/ und des Römischen Papsts Abgesandte mit Freuden empfangt. Weil aber der gemeine Stadt-Pöfel der Kayserin Gedanken/ von Wiedereinführung der Bilder/ von ferne gerochen/ hat er durch eine angestelte Aufruhr/ die Kayserin und versamlete Bischöffe/ an ihrem Vorhaben verhindert; Dannenhero die Kayserin bewogen worden/ diese Zusammenkunft nach Nicaea zu verlegen: Alwo endlich die Sach dahin kommen/ daß 350. Bischöffe einmütig/ den unter Leone gehaltenen Synodum und desselben Satzung von Bildern verworfen/ und geordnet/ daß das Bildnis Christi und aller Heiligen/ wol könte in Holz/ Stein und andere materien gebildet/ oder mit Farben gemahlet werden/ wie sie dann ins künftig auf alle Priesterliche Kleider/ Kirchen-Zierraht/ Kelche und andere Kirchen-Gerähte solten gebildet werden/ und wurde hierinn dieser Ausschlag gegeben:

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Deus ipse,

Hanc videas; sed mente colas, quod cer-
nis in ipsa.

Das Bild bedeutet GOtt/ denselben solt du
ehren/

Und nicht das Bild/ das nur die Andacht will
vermehren.

Als dieses der damals Fränkische König/ und nachmals erster Teutscher Kayser/ Carolus der Große/ vernommen/ hat er drey Bücher zusammen geschrieben/ und drey Jahr nach diesem Nicaenischen Concilio herausgegeben/ in denen er die erste sechs Universal-Concilien/ und derselben authorität verthädiget/ die zwey leztere aber/ nämlich jeztgedachte Constantinopolitanische und Nicaenische verwirft/ dieses aber mehr als jenes beschuldiget/ weil in diesem die Leichtfärtigkeit/ in jenem die Grausamkeit/ in diesem der Unverstand/ in jenem die Boßheit die Obhand gehabt/ dieses den Bildern gar zu viel eingeraumt/ jenes dieselbe allzuhart verfolget hätte: Wormit also die Bilderey-Künste wieder erhoben worden/ und zu blühen angefangen/ doch waren die Früchten noch gar gering/ indem die Erfahrung bezeugt/ daß die Künste nur durch langen Gebrauch und Ubung über sich kommen/

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  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 55]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/73>, abgerufen am 28.04.2024.