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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Aufenthalt und Wohnung habe/ und von dem sie vorgaben/ daß er/ als ein Werckmeister aller Dinge/ scheine/ sich etlicher massen zu diesen Unterdingen herabzulassen/ und einigen seinen Geschöpffen/ wordurch er wiederumb andere Dinge auswircket/ unterweilen seinen Namen mitzutheilen. Dahero Seneca in seinen natürlichen Fragen schreibet/ daß die Weisen keines wegs den jenigen für den Jupiter gehalten/ der im Capitolio oder andern Tempeln mit einem Donnerkeil gewaffnet zu sehen gewesen/ sondern sie haben vielmehr den Geist und die Seele für einen Hüter/ Erhalter und Verwalter aller Dinge geachtet/ der auch dieses gantze Rund erschaffen habe/ und durch seine Allmacht erhalte/ deßwegen kämen ihme auch billig alle göttliche Namen zu/ und könne er mit gutem Fug und Recht das Fatum oder die Göttliche Schickung genennet werden/ als von deme die Ordnung der unter sich füglichen Ursachen herrühre. Eben dieses nennet er auch die Göttliche Vorsehung/ dieweil er selbsten Vorsorg trage/ daß alles stetig in seinem Jupiter ist die Göttliche Schickung Vorsehung/ Natur und Welt. immerwährenden Lauffe zu dem Ende/ worzu es verordnet/ gelange. Er wird ferner die Natur genennt/ weil aus ihm alles zu wachsen pfleget/ und durch ihn alles/ was deß Lebens fähig ist/ das Leben bekömmet. der Welt Name kan ihm endlich auch zugeeignet werden; weil alles/ was man siehet/ er selber ist/ der sich auf sich selbst steuret/ und mit seinem Umfang alles begreiffet/ auch mit seinem Geiste alles erfüllet/ weßwegen von ihm in deß Virgilius Eclogen gesagt wird: Jovis omnia plena. Jupiter erfüllet alles.

Orpheus nennet den Jupiter den Ersten und Letzten unter allen/ und giebt vor/ er sey vor allen Zeiten/ so niemahls seyn mögen/ gewesen/ und werde auch nach allen Zeiten/ die noch kommen sollen/ verharren; Er bewohne den obersten Theil der Welt/ berühre dabey den Untersten/ und sey allenthalben alles in allem. Eben dieser Poet/ hat an einem andern Orte den Jupiter gleichsam mit eignen Farben abgemahlet/ und ihme die Figur dieses gantzen Rundes zugeeignet/ also/ daß dessen Haupt/ zusamt dem güldnen Haar/ der mit den gläntzenden Sternen durchleuchtete Himmel selbst seye/ woraus zwey vergüldete Hörner hervor ragen/ deren eines der Aufgang/ das andere der Untergang genennet werde; die beyde Augen an seinem Haupt seyen die Sonne und der Mond/ die Lufft diene ihm an statt seiner breiten Brust; dessen Schultern seyen mit zweyen grossen Flügeln versehen/ welche der Winde Schnelligkeit bedeuten; denn Gott durchdringet alle Dinge so schnell als ein Blitz/ und ist allenthalben gegenwärtig: Sein grosser Leib bedeute die mit dem Welt-Meer umbgebene weite Erde; Seine Füsse aber stellen den untersten Theil deß Erdkreißes vor/ welcher das Centrum der Welt genennet wird.

[Spaltenumbruch]

Wiel diese deß Jupiters von Orpheus erdichtete Bildnus/ deß Pans Bilde gantz ähnlich ist/ als scheinet sie mich etlicher massen zu erinnern/ Pan. daß ich allhier etwas vom Pan gedencke; insonderheit weil die Alten dieses gantze Rund durch ihn abzubilden vormeinet. Allein es war der Jupiter Lycaeus vor Zeiten eben das/ was der Pan zu seyn geglaubt wurde; welches aus dessen Bildnus erhellet/ die gantz nackend und nur mit einem Ziegen-Felle eines Theils bedeckt war. Dieser hatte/ wie Justinus lib. XLIII. meldet/ auf der Spitze deß Berges Palatinus einen Tempel . Von diesem Pan wird gelesen/ daß er der Berge/ Wälder und Hayne Gott gewesen: Dann die Götter der Alten hatten nicht alle Raum im Himmel; Pan/ der Hirten Schutz-Gott. dahero man sie zum Theil auf die Erde senden muste. Ihme wurde sonderlich von den Hirten Göttliche Ehre angethan/ als den sie vor ihren Schutz-Gott hielten/ und unter dessen Beschirmung auch die Heerden stunden; wie dann unter andern von ihm Virgilius im ersten Buche seiner Ackerwercke dieses Innhalts geschrieben:

Pan ovium custos.
Pan! du grosser Hirten-Gott/ der du gern
der Schafe hütest.

Panischer Schrecken. Dieweil man aber die Heerden sowol deß kleinen als grossen Viehes in den Wäldern offtmahls voller Furcht und Schrecken siehet/ da doch keine Ursach deß Schreckens vorhanden/ haben die Alten solche Furcht dem Pan zugeschrieben/ und dannenher allen unversehenen Schrecken einen Panischen Schrecken genennet; oder auch weil Pan der erste genennet wird/ welcher den Gebrauch oder Nutz der Hörner gelehrt/ derer sich die Meer-Männlein an statt der Trompeten gebraucht/ also daß/ vermittels deß Gethöns eines solchen Horns/ durch den Pan den Feinden im Krieg wider die Titanen ein solcher Schrecken eingejagt worden/ daß sie als Rasend das Reißaus und die Flucht ergriffen; welches ebenmässig den Galliern unter ihrem Heerführer dem Brennus/ wie Pausanias in Phocaicis erzehlet/ als sie in Griechenland eingefallen/ begegnet; dann nachdem sie eine grosse Niederlag erlitten/ sind sie die folgende Nacht von diesem gewaltigen Schrecken dermassen überfallen worden/ daß anfänglich nur etlichen wenigen/ hernach aber dem gantzen Heer nicht anders bedünckt/ als ob sie ein grosses Geräusch von Pferden hörten/ und die Feinde mit gröstem Gewalt auf sie loß dringen seheten; daher sie die Waffen in Eil ergriffen/ unter sich selbsten uneinig worden/ und einander jämmerlich ermordet und aufgerieben/ dieweil sie/ wegen der grausamen Finsternus und Bestürtzung/ weder ihre eigne Sprache verstunden/ noch auch sich unter einander an den Schilden erkannten/ sondern durch Unordnung sich einbildeten/ es wären lauter Griechen/ wider welche sie stritten/ ja anders nicht vermeinten/ als daß sie der Griechen

[Spaltenumbruch] Aufenthalt und Wohnung habe/ und von dem sie vorgaben/ daß er/ als ein Werckmeister aller Dinge/ scheine/ sich etlicher massen zu diesen Unterdingen herabzulassen/ und einigen seinen Geschöpffen/ wordurch er wiederumb andere Dinge auswircket/ unterweilen seinen Namen mitzutheilen. Dahero Seneca in seinen natürlichen Fragen schreibet/ daß die Weisen keines wegs den jenigen für den Jupiter gehalten/ der im Capitolio oder andern Tempeln mit einem Donnerkeil gewaffnet zu sehen gewesen/ sondern sie haben vielmehr den Geist und die Seele für einen Hüter/ Erhalter und Verwalter aller Dinge geachtet/ der auch dieses gantze Rund erschaffen habe/ und durch seine Allmacht erhalte/ deßwegen kämen ihme auch billig alle göttliche Namen zu/ und könne er mit gutem Fug und Recht das Fatum oder die Göttliche Schickung genennet werden/ als von deme die Ordnung der unter sich füglichen Ursachen herrühre. Eben dieses nennet er auch die Göttliche Vorsehung/ dieweil er selbsten Vorsorg trage/ daß alles stetig in seinem Jupiter ist die Göttliche Schickung Vorsehung/ Natur und Welt. immerwährenden Lauffe zu dem Ende/ worzu es verordnet/ gelange. Er wird ferner die Natur genennt/ weil aus ihm alles zu wachsen pfleget/ und durch ihn alles/ was deß Lebens fähig ist/ das Leben bekömmet. der Welt Name kan ihm endlich auch zugeeignet werden; weil alles/ was man siehet/ er selber ist/ der sich auf sich selbst steuret/ und mit seinem Umfang alles begreiffet/ auch mit seinem Geiste alles erfüllet/ weßwegen von ihm in deß Virgilius Eclogen gesagt wird: Jovis omnia plena. Jupiter erfüllet alles.

Orpheus nennet den Jupiter den Ersten und Letzten unter allen/ und giebt vor/ er sey vor allen Zeiten/ so niemahls seyn mögen/ gewesen/ und werde auch nach allen Zeiten/ die noch kommen sollen/ verharren; Er bewohne den obersten Theil der Welt/ berühre dabey den Untersten/ und sey allenthalben alles in allem. Eben dieser Poet/ hat an einem andern Orte den Jupiter gleichsam mit eignen Farben abgemahlet/ und ihme die Figur dieses gantzen Rundes zugeeignet/ also/ daß dessen Haupt/ zusamt dem güldnen Haar/ der mit den gläntzenden Sternen durchleuchtete Himmel selbst seye/ woraus zwey vergüldete Hörner hervor ragen/ deren eines der Aufgang/ das andere der Untergang genennet werde; die beyde Augen an seinem Haupt seyen die Sonne und der Mond/ die Lufft diene ihm an statt seiner breiten Brust; dessen Schultern seyen mit zweyen grossen Flügeln versehen/ welche der Winde Schnelligkeit bedeuten; denn Gott durchdringet alle Dinge so schnell als ein Blitz/ und ist allenthalben gegenwärtig: Sein grosser Leib bedeute die mit dem Welt-Meer umbgebene weite Erde; Seine Füsse aber stellen den untersten Theil deß Erdkreißes vor/ welcher das Centrum der Welt genennet wird.

[Spaltenumbruch]

Wiel diese deß Jupiters von Orpheus erdichtete Bildnus/ deß Pans Bilde gantz ähnlich ist/ als scheinet sie mich etlicher massen zu erinnern/ Pan. daß ich allhier etwas vom Pan gedencke; insonderheit weil die Alten dieses gantze Rund durch ihn abzubilden vormeinet. Allein es war der Jupiter Lycaeus vor Zeiten eben das/ was der Pan zu seyn geglaubt wurde; welches aus dessen Bildnus erhellet/ die gantz nackend und nur mit einem Ziegen-Felle eines Theils bedeckt war. Dieser hatte/ wie Justinus lib. XLIII. meldet/ auf der Spitze deß Berges Palatinus einen Tempel . Von diesem Pan wird gelesen/ daß er der Berge/ Wälder und Hayne Gott gewesen: Dann die Götter der Alten hatten nicht alle Raum im Himmel; Pan/ der Hirten Schutz-Gott. dahero man sie zum Theil auf die Erde senden muste. Ihme wurde sonderlich von den Hirten Göttliche Ehre angethan/ als den sie vor ihren Schutz-Gott hielten/ und unter dessen Beschirmung auch die Heerden stunden; wie dann unter andern von ihm Virgilius im ersten Buche seiner Ackerwercke dieses Innhalts geschrieben:

Pan ovium custos.
Pan! du grosser Hirten-Gott/ der du gern
der Schafe hütest.

Panischer Schrecken. Dieweil man aber die Heerden sowol deß kleinen als grossen Viehes in den Wäldern offtmahls voller Furcht und Schrecken siehet/ da doch keine Ursach deß Schreckens vorhanden/ haben die Alten solche Furcht dem Pan zugeschrieben/ und dannenher allen unversehenen Schrecken einen Panischen Schrecken genennet; oder auch weil Pan der erste genennet wird/ welcher den Gebrauch oder Nutz der Hörner gelehrt/ derer sich die Meer-Männlein an statt der Trompeten gebraucht/ also daß/ vermittels deß Gethöns eines solchen Horns/ durch den Pan den Feinden im Krieg wider die Titanen ein solcher Schrecken eingejagt worden/ daß sie als Rasend das Reißaus und die Flucht ergriffen; welches ebenmässig den Galliern unter ihrem Heerführer dem Brennus/ wie Pausanias in Phocaicis erzehlet/ als sie in Griechenland eingefallen/ begegnet; dann nachdem sie eine grosse Niederlag erlitten/ sind sie die folgende Nacht von diesem gewaltigen Schrecken dermassen überfallen worden/ daß anfänglich nur etlichen wenigen/ hernach aber dem gantzen Heer nicht anders bedünckt/ als ob sie ein grosses Geräusch von Pferden hörten/ und die Feinde mit gröstem Gewalt auf sie loß dringen seheten; daher sie die Waffen in Eil ergriffen/ unter sich selbsten uneinig worden/ und einander jämmerlich ermordet und aufgerieben/ dieweil sie/ wegen der grausamen Finsternus und Bestürtzung/ weder ihre eigne Sprache verstunden/ noch auch sich unter einander an den Schilden erkannten/ sondern durch Unordnung sich einbildeten/ es wären lauter Griechen/ wider welche sie stritten/ ja anders nicht vermeinten/ als daß sie der Griechen

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Eben dieses nennet er auch die Göttliche Vorsehung/ dieweil er selbsten Vorsorg trage/ daß alles stetig in seinem immerwährenden Lauffe zu dem Ende/ worzu es verordnet/ gelange. Er wird ferner die Natur genennt/ weil aus ihm alles zu wachsen pfleget/ und durch ihn alles/ was deß Lebens fähig ist/ das Leben bekömmet. der Welt Name kan ihm endlich auch zugeeignet werden; weil alles/ was man siehet/ er selber ist/ der sich auf sich selbst steuret/ und mit seinem Umfang alles begreiffet/ auch mit seinem Geiste alles erfüllet/ weßwegen von ihm in deß Virgilius Eclogen gesagt wird: Jovis omnia plena. Jupiter erfüllet alles. Jupiter ist die Göttliche Schickung Vorsehung/ Natur und Welt.Orpheus nennet den Jupiter den Ersten und Letzten unter allen/ und giebt vor/ er sey vor allen Zeiten/ so niemahls seyn mögen/ gewesen/ und werde auch nach allen Zeiten/ die noch kommen sollen/ verharren; Er bewohne den obersten Theil der Welt/ berühre dabey den Untersten/ und sey allenthalben alles in allem. Eben dieser Poet/ hat an einem andern Orte den Jupiter gleichsam mit eignen Farben abgemahlet/ und ihme die Figur dieses gantzen Rundes zugeeignet/ also/ daß dessen Haupt/ zusamt dem güldnen Haar/ der mit den gläntzenden Sternen durchleuchtete Himmel selbst seye/ woraus zwey vergüldete Hörner hervor ragen/ deren eines der Aufgang/ das andere der Untergang genennet werde; die beyde Augen an seinem Haupt seyen die Sonne und der Mond/ die Lufft diene ihm an statt seiner breiten Brust; dessen Schultern seyen mit zweyen grossen Flügeln versehen/ welche der Winde Schnelligkeit bedeuten; denn Gott durchdringet alle Dinge so schnell als ein Blitz/ und ist allenthalben gegenwärtig: Sein grosser Leib bedeute die mit dem Welt-Meer umbgebene weite Erde; Seine Füsse aber stellen den untersten Theil deß Erdkreißes vor/ welcher das Centrum der Welt genennet wird. Wiel diese deß Jupiters von Orpheus erdichtete Bildnus/ deß Pans Bilde gantz ähnlich ist/ als scheinet sie mich etlicher massen zu erinnern/ daß ich allhier etwas vom Pan gedencke; insonderheit weil die Alten dieses gantze Rund durch ihn abzubilden vormeinet. Allein es war der Jupiter Lycaeus vor Zeiten eben das/ was der Pan zu seyn geglaubt wurde; welches aus dessen Bildnus erhellet/ die gantz nackend und nur mit einem Ziegen-Felle eines Theils bedeckt war. Dieser hatte/ wie Justinus lib. XLIII. meldet/ auf der Spitze deß Berges Palatinus einen Tempel . Von diesem Pan wird gelesen/ daß er der Berge/ Wälder und Hayne Gott gewesen: Dann die Götter der Alten hatten nicht alle Raum im Himmel; dahero man sie zum Theil auf die Erde senden muste. Ihme wurde sonderlich von den Hirten Göttliche Ehre angethan/ als den sie vor ihren Schutz-Gott hielten/ und unter dessen Beschirmung auch die Heerden stunden; wie dann unter andern von ihm Virgilius im ersten Buche seiner Ackerwercke dieses Innhalts geschrieben: Pan. Pan/ der Hirten Schutz-Gott. Pan ovium custos. Pan! du grosser Hirten-Gott/ der du gern der Schafe hütest. Dieweil man aber die Heerden sowol deß kleinen als grossen Viehes in den Wäldern offtmahls voller Furcht und Schrecken siehet/ da doch keine Ursach deß Schreckens vorhanden/ haben die Alten solche Furcht dem Pan zugeschrieben/ und dannenher allen unversehenen Schrecken einen Panischen Schrecken genennet; oder auch weil Pan der erste genennet wird/ welcher den Gebrauch oder Nutz der Hörner gelehrt/ derer sich die Meer-Männlein an statt der Trompeten gebraucht/ also daß/ vermittels deß Gethöns eines solchen Horns/ durch den Pan den Feinden im Krieg wider die Titanen ein solcher Schrecken eingejagt worden/ daß sie als Rasend das Reißaus und die Flucht ergriffen; welches ebenmässig den Galliern unter ihrem Heerführer dem Brennus/ wie Pausanias in Phocaicis erzehlet/ als sie in Griechenland eingefallen/ begegnet; dann nachdem sie eine grosse Niederlag erlitten/ sind sie die folgende Nacht von diesem gewaltigen Schrecken dermassen überfallen worden/ daß anfänglich nur etlichen wenigen/ hernach aber dem gantzen Heer nicht anders bedünckt/ als ob sie ein grosses Geräusch von Pferden hörten/ und die Feinde mit gröstem Gewalt auf sie loß dringen seheten; daher sie die Waffen in Eil ergriffen/ unter sich selbsten uneinig worden/ und einander jämmerlich ermordet und aufgerieben/ dieweil sie/ wegen der grausamen Finsternus und Bestürtzung/ weder ihre eigne Sprache verstunden/ noch auch sich unter einander an den Schilden erkannten/ sondern durch Unordnung sich einbildeten/ es wären lauter Griechen/ wider welche sie stritten/ ja anders nicht vermeinten/ als daß sie der Griechen Panischer Schrecken.

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Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/108>, abgerufen am 26.04.2024.