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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Feuer weichen musten/ hat deß Canopus Priester/ damit sein Gott von der Flamme nicht möchte verzehret werden/ einen listigen Fund wider das Feuer erdacht. Man pflegte in Egypten eine Art irrdener Gefäß zu machen/ so rings umher voll gar kleiner Löchlein waren/ worduch auch das trübste Wasser ziemlich hell heraus zu rinnen pflegte: Deren nahm er eines/ verstopffte die Löcher mit Wachs/ bestriche es mit allerhand Farben/ füllte es mit Wasser an/ hiebe deß Canopus Bilde den Kopff ab/ fügte ihn diesem Gefäß künstlich an/ und stellte es also für seinen Gott dar. Bald kamen auch die Persen herzu/ und gienge also der Wett-Streit an: es wurde das Feuer umb das Gefäß angezündet/ das Wachs schmeltzete ab/ und brach das Wasser durch die Löcher heraus/ also/ daß in kurtzer Zeit das Feuer gäntzlich verleschen muste/ und durch dieses Priesters List der Gott Canopus über der Perser Gott den Sieg erhielte/ von welcher Zeit an/ wie Svidas erzehlet/ er auch von denselben als ein Gott verehret/ und in solcher Gestalt/ wie in einer Müntze deß Warum die Delphinen dem Neptunus sehr angenehm gewesen.Antonini Pij zu ersehen/ gebildet wurde. Man schreibet/ daß die Delphinen unter allen Fischen dem Neptunus am angenehmsten seyen; Dannenher Hyginius bezeuget/ daß allzeit/ wann man den Neptunus gebildet/ ein Delphin/ entweder in seinen Händen/ oder aber unter den Füssen erschienen/ vielleicht aus dieser Ursach/ weil die Delphinen vor Könige der Fische/ wie die Löwen der vierfüssigen Thiere und die Adler vor der Vögel Könige geachtet wurden.

Martianus stellet den Neptunus in der Hochzeit der Philologiae also vor/ wann er saget: Er ist nackend/ grüner als die Meeres-Ergiessung/ träget eine Krone/ so dem schönsten und reinsten weissen Saltz gleich/ und gläntzet als Schaum auf dem Wasser. Wenn die Pallas beym Ovidius im 6. Buch seiner Verwandlung mit der Arachne über der Kunst zu wircken einen Wettstreit hält/ stellet sie die Rahtsversammlung der zwölff Götter vor/ worinnen berahtschlaget wurde/ welchem unter beyden/ Ihr oder dem Neptunus/ zu vergönnen seye/ der unerbaueten Stadt Athen den Namen zu geben. Die Verse sind dieses Innhalts:

Stare Deum pelagi, longoqve ferire
tridente

Aspera saxa facit, medioque e vul-
nere saxi

Exiluisse fretum,qvo pignore vindi-
cet urbem.

Sie stellte künstlich dar/ wie starck der Gott
der Meere/

mit dreygezinktem Stab auf einen Felsenschmeist/
und aus der Wunden sich ein grosses
Meer ergeust/

weswegen ihm die Stadt verpflichtet zu-gehöre.
[Spaltenumbruch]

Virgilius im ersten Buch seiner Georgicorum sagt/ es sey ein Pferd hervorgekommen.

--- --- Tuque o, cui prima fremen-
tem

Fudit eqvum, magno tellus percus-
sa tridente

Neptune. --- ---
Und du Neptun! dem dort/ auf einen
starken Schlag

mit dreygezinktem Stab/ zuvörderst an
den Tag

das aufgebrochne Land sties aus ein wil-
des Pferd.

Welches Servius darumb gedichtet zu seyn vermeinet/ daß dardurch die schnelle und öfftere Bewegung deß Meers angezeiget würde. Dahero man die Pferde unter deß Castor und Pollux Schutz zu seyn geglaubet/ weil deren Gestirne sich wundergeschwind zu bewegen pflege. Einige wollen/ daß darum die Erfindung Warum die Pferde dem Neptunus zugeeignet worden. der Pferde dem Neptunus zugeeignet worden/ weil sie das weite und ebene Feld zu lieben pflegen/ welches durch die hohe Ebene deß Meers sehr schön vorgebildet wird. Eben dieser Servius sagt in Erzehlung deß Anfangs lib. IIX. Aeneidos, über diese Worte deß Poeten.

Ut belli signum Laurenti Turnus ab
arce

Extulit:
Als Turnus zu Laurent die Fahn heraus
gestecket/

und durch Trompeten-Schall die tapffern
Roß erwecket.

Es haben die Römer zu Kriegs-Zeiten zweyerley Paniere oder Feldzeichen gehabt/ eines von Purpur/ für die Fuß-Völcker/ das andere aber Lasurblau für die Reuterey; dann diese ist die Farbe deß Meeres/ vor dessen Gott man den Neptunus hielte/ welcher auch die Pferde erfunden haben soll. Diodorus Siculus schreibet/ der Neptunus seye der erste gewest/ welcher die Pferde gezähmt/ und die Reit-Kunst gelehrt habe; dahero dann kommen/ daß er der Rittermässige genennet worden: dem auch Pausanias beystimmet/ der da will/ daß darumb Homerus/ als er die Ritterspiele beschreibet/ den Menelaus eingeführet/ als welcher den Kämpffern bey dem Gott Neptunus zu schwören auferleget/ daß sie sich keines Betrugs bedienen wolten. Eben dieser setzet annoch hinzu/ es übertreffe dieser deß Neptunus Zuname alle die andern/ weil er allen Nationen gemein sey. Daher/ halte ich davor/ Circensische Spiele. ist der Gebrauch entstanden/ daß die Circensischen Spiele bey den Römern/ weil sie zu Pferde geschahen/ dem Neptunus zugeeignet gewesen:

[Spaltenumbruch] Feuer weichen musten/ hat deß Canopus Priester/ damit sein Gott von der Flamme nicht möchte verzehret werden/ einen listigen Fund wider das Feuer erdacht. Man pflegte in Egypten eine Art irrdener Gefäß zu machen/ so rings umher voll gar kleiner Löchlein waren/ worduch auch das trübste Wasser ziemlich hell heraus zu rinnen pflegte: Deren nahm er eines/ verstopffte die Löcher mit Wachs/ bestriche es mit allerhand Farben/ füllte es mit Wasser an/ hiebe deß Canopus Bilde den Kopff ab/ fügte ihn diesem Gefäß künstlich an/ und stellte es also für seinen Gott dar. Bald kamen auch die Persen herzu/ und gienge also der Wett-Streit an: es wurde das Feuer umb das Gefäß angezündet/ das Wachs schmeltzete ab/ und brach das Wasser durch die Löcher heraus/ also/ daß in kurtzer Zeit das Feuer gäntzlich verleschen muste/ und durch dieses Priesters List der Gott Canopus über der Perser Gott den Sieg erhielte/ von welcher Zeit an/ wie Svidas erzehlet/ er auch von denselben als ein Gott verehret/ und in solcher Gestalt/ wie in einer Müntze deß Warum die Delphinen dem Neptunus sehr angenehm gewesen.Antonini Pij zu ersehen/ gebildet wurde. Man schreibet/ daß die Delphinen unter allen Fischen dem Neptunus am angenehmsten seyen; Dannenher Hyginius bezeuget/ daß allzeit/ wann man den Neptunus gebildet/ ein Delphin/ entweder in seinen Händen/ oder aber unter den Füssen erschienen/ vielleicht aus dieser Ursach/ weil die Delphinen vor Könige der Fische/ wie die Löwen der vierfüssigen Thiere und die Adler vor der Vögel Könige geachtet wurden.

Martianus stellet den Neptunus in der Hochzeit der Philologiae also vor/ wann er saget: Er ist nackend/ grüner als die Meeres-Ergiessung/ träget eine Krone/ so dem schönsten und reinsten weissen Saltz gleich/ und gläntzet als Schaum auf dem Wasser. Wenn die Pallas beym Ovidius im 6. Buch seiner Verwandlung mit der Arachne über der Kunst zu wircken einen Wettstreit hält/ stellet sie die Rahtsversammlung der zwölff Götter vor/ worinnen berahtschlaget wurde/ welchem unter beyden/ Ihr oder dem Neptunus/ zu vergönnen seye/ der unerbaueten Stadt Athen den Namen zu geben. Die Verse sind dieses Innhalts:

Stare Deum pelagi, longoqve ferire
tridente

Aspera saxa facit, medioque è vul-
nere saxi

Exiluisse fretum,qvo pignore vindi-
cet urbem.

Sie stellte künstlich dar/ wie starck der Gott
der Meere/

mit dreygezinktem Stab auf einen Felsenschmeist/
und aus der Wunden sich ein grosses
Meer ergeust/

weswegen ihm die Stadt verpflichtet zu-gehöre.
[Spaltenumbruch]

Virgilius im ersten Buch seiner Georgicorum sagt/ es sey ein Pferd hervorgekommen.

--- --- Tuque ô, cui prima fremen-
tem

Fudit eqvum, magno tellus percus-
sa tridente

Neptune. --- ---
Und du Neptun! dem dort/ auf einen
starken Schlag

mit dreygezinktem Stab/ zuvörderst an
den Tag

das aufgebrochne Land sties aus ein wil-
des Pferd.

Welches Servius darumb gedichtet zu seyn vermeinet/ daß dardurch die schnelle und öfftere Bewegung deß Meers angezeiget würde. Dahero man die Pferde unter deß Castor und Pollux Schutz zu seyn geglaubet/ weil deren Gestirne sich wundergeschwind zu bewegen pflege. Einige wollen/ daß darum die Erfindung Warum die Pferde dem Neptunus zugeeignet worden. der Pferde dem Neptunus zugeeignet worden/ weil sie das weite und ebene Feld zu lieben pflegen/ welches durch die hohe Ebene deß Meers sehr schön vorgebildet wird. Eben dieser Servius sagt in Erzehlung deß Anfangs lib. IIX. Aeneidos, über diese Worte deß Poeten.

Ut belli signum Laurenti Turnus ab
arce

Extulit:
Als Turnus zu Laurent die Fahn heraus
gestecket/

und durch Trompeten-Schall die tapffern
Roß erwecket.

Es haben die Römer zu Kriegs-Zeiten zweyerley Paniere oder Feldzeichen gehabt/ eines von Purpur/ für die Fuß-Völcker/ das andere aber Lasurblau für die Reuterey; dann diese ist die Farbe deß Meeres/ vor dessen Gott man den Neptunus hielte/ welcher auch die Pferde erfunden haben soll. Diodorus Siculus schreibet/ der Neptunus seye der erste gewest/ welcher die Pferde gezähmt/ und die Reit-Kunst gelehrt habe; dahero dann kommen/ daß er der Rittermässige genennet worden: dem auch Pausanias beystimmet/ der da will/ daß darumb Homerus/ als er die Ritterspiele beschreibet/ den Menelaus eingeführet/ als welcher den Kämpffern bey dem Gott Neptunus zu schwören auferleget/ daß sie sich keines Betrugs bedienen wolten. Eben dieser setzet annoch hinzu/ es übertreffe dieser deß Neptunus Zuname alle die andern/ weil er allen Nationen gemein sey. Daher/ halte ich davor/ Circensische Spiele. ist der Gebrauch entstanden/ daß die Circensischen Spiele bey den Römern/ weil sie zu Pferde geschahen/ dem Neptunus zugeeignet gewesen:

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Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/155>, abgerufen am 28.04.2024.