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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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vnd Leibs-Gestalt.
noch weniger wegen deß schlechten vnd geringen freye
hens verwerffen.

Wie hat deß Moysis Weib gehaissen? antwort/
Sephora: was ist sie für ein Landsmannin gewest? ant-
wort ein Madianiterin: wer ist ihr Vatter gewest? ant-
wort der Raguel: wie vil hat sie Schwestern gehabt?
antwort sechse: wie hat sie außgesehen? antwort fast
wie der Teuchßl: dann sie ware ein schwartze Mohrin/
wessenthalben deß Moysis Schwester so starck gemurrt/
daß ihr Bruder ein solche ruessige Braut/ vnd Cortabo-
nische Haut geheyratet/ er hätte gar wol ein andere vnd
weit schönere können werben; aber ihme hat dise gefal-
len/ nicht weisser Händ halber/ sondern ohnsträfflichen
Wandels halber/ nicht geraden Seyten halber/ sondern
guter Sitten halber; nicht deß äusserlichen Scheins hal-
ber/ sondern der innerlichen Schöne halber; nicht Geburt
halber/ sondern Gebärden halber/ nicht Geblüt halber/
sondern Gemüth halber. Allermassen die Schönheit ver-
gehet/ aber die Tugend bestehet; mercks demnach wol/
das achten/ vnd verachten sich nicht muß gründen auff
das äusserliche Ansehen/ achte niemand dessenthalben/
weilen er Schön vom Leib ist; verachte auch niemand de-
rentwegen/ weilen er ein geringes Ansehen hat. Judas
Iscarioth
ist nit der Vrsachen halber zu schimpffen/ wei-
len er/ wie etliche vermuthen/ einen rothen Barth gehabt;
noch darumb zu schelten/ weilen er klein von Persohn ge-
west/ sondern weilen er ein boßhafftiges/ sündhafftes/ la-
sterhafftes/ neydhafftes Gemüth gehabt/ vnd ein
Ertz-Schelm gewest ist. Dar-
umb mercks.



Ju-
S 3

vnd Leibs-Geſtalt.
noch weniger wegen deß ſchlechten vnd geringen freye
hens verwerffen.

Wie hat deß Moyſis Weib gehaiſſen? antwort/
Sephora: was iſt ſie fuͤr ein Landsmannin geweſt? ant-
wort ein Madianiterin: wer iſt ihr Vatter geweſt? ant-
wort der Raguel: wie vil hat ſie Schweſtern gehabt?
antwort ſechſe: wie hat ſie außgeſehen? antwort faſt
wie der Teuchßl: dann ſie ware ein ſchwartze Mohrin/
weſſenthalben deß Moyſis Schweſter ſo ſtarck gemurrt/
daß ihr Bruder ein ſolche rueſſige Braut/ vnd Cortabo-
niſche Haut geheyratet/ er haͤtte gar wol ein andere vnd
weit ſchoͤnere koͤnnen werben; aber ihme hat diſe gefal-
len/ nicht weiſſer Haͤnd halber/ ſondern ohnſtraͤfflichen
Wandels halber/ nicht geraden Seyten halber/ ſondern
guter Sitten halber; nicht deß aͤuſſerlichen Scheins hal-
ber/ ſondern der innerlichen Schoͤne halber; nicht Geburt
halber/ ſondern Gebaͤrden halber/ nicht Gebluͤt halber/
ſondern Gemuͤth halber. Allermaſſen die Schoͤnheit ver-
gehet/ aber die Tugend beſtehet; mercks demnach wol/
das achten/ vnd verachten ſich nicht muß gruͤnden auff
das aͤuſſerliche Anſehen/ achte niemand deſſenthalben/
weilen er Schoͤn vom Leib iſt; verachte auch niemand de-
rentwegen/ weilen er ein geringes Anſehen hat. Judas
Iſcarioth
iſt nit der Vrſachen halber zu ſchimpffen/ wei-
len er/ wie etliche vermuthen/ einen rothen Barth gehabt;
noch darumb zu ſchelten/ weilen er klein von Perſohn ge-
weſt/ ſondern weilen er ein boßhafftiges/ ſuͤndhafftes/ la-
ſterhafftes/ neydhafftes Gemuͤth gehabt/ vnd ein
Ertz-Schelm geweſt iſt. Dar-
umb mercks.



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S 3
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[141/0177] vnd Leibs-Geſtalt. noch weniger wegen deß ſchlechten vnd geringen freye hens verwerffen. Wie hat deß Moyſis Weib gehaiſſen? antwort/ Sephora: was iſt ſie fuͤr ein Landsmannin geweſt? ant- wort ein Madianiterin: wer iſt ihr Vatter geweſt? ant- wort der Raguel: wie vil hat ſie Schweſtern gehabt? antwort ſechſe: wie hat ſie außgeſehen? antwort faſt wie der Teuchßl: dann ſie ware ein ſchwartze Mohrin/ weſſenthalben deß Moyſis Schweſter ſo ſtarck gemurrt/ daß ihr Bruder ein ſolche rueſſige Braut/ vnd Cortabo- niſche Haut geheyratet/ er haͤtte gar wol ein andere vnd weit ſchoͤnere koͤnnen werben; aber ihme hat diſe gefal- len/ nicht weiſſer Haͤnd halber/ ſondern ohnſtraͤfflichen Wandels halber/ nicht geraden Seyten halber/ ſondern guter Sitten halber; nicht deß aͤuſſerlichen Scheins hal- ber/ ſondern der innerlichen Schoͤne halber; nicht Geburt halber/ ſondern Gebaͤrden halber/ nicht Gebluͤt halber/ ſondern Gemuͤth halber. Allermaſſen die Schoͤnheit ver- gehet/ aber die Tugend beſtehet; mercks demnach wol/ das achten/ vnd verachten ſich nicht muß gruͤnden auff das aͤuſſerliche Anſehen/ achte niemand deſſenthalben/ weilen er Schoͤn vom Leib iſt; verachte auch niemand de- rentwegen/ weilen er ein geringes Anſehen hat. Judas Iſcarioth iſt nit der Vrſachen halber zu ſchimpffen/ wei- len er/ wie etliche vermuthen/ einen rothen Barth gehabt; noch darumb zu ſchelten/ weilen er klein von Perſohn ge- weſt/ ſondern weilen er ein boßhafftiges/ ſuͤndhafftes/ la- ſterhafftes/ neydhafftes Gemuͤth gehabt/ vnd ein Ertz-Schelm geweſt iſt. Dar- umb mercks. Ju- S 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/177>, abgerufen am 29.04.2024.