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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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nachmahls böß wegen übler Gesellschafft.
Margatäntern/ mit Kräutl-Weibern vnd Frätschlerinen/
mit Marckt-Richtern vnd Krebsen-Richtern/ absonder-
lich mit denselben Gesellen/ welche nachgehends der HErr
JEsus als schlimme Schelmer auß dem Tempel gebeitscht/
ware Judas sehr bekannt/ welche Bekandtschafft den Ey-
fer deß Iscarioths nach vnd nach mercklich geschwächt/ al-
so/ daß er nachgehends vnder dem Schein die Apostolische
Kuchel zu proviantiren gedachte/ saubere Cammeraden
öffters besuchet/ auch etwann bey diser nassen Bursch/
bißweilen eins Beschaid gethan/ vnd dero Partiterischen
Gespräch vnd Fatzreden ein längers Gehör geben. Es ist
auch wol zuvermuthen/ daß einer oder der andere sich ver-
lauten lassen/ wann er an statt deß Judae ein solcher Cam-
mer-Zahlmaister wäre/ vnd von solcher Scharsche kein
Raithung dörffte legen/ wolt er seiner selbst nit vergessen/
sondern öffters den Ablativum an die Hand nemmen/ ein
hüpsch Geldl beyseits legen/ wer waiß/ wie es noch mit
disem Zimmermanns Sohn JEsu ein Außgang nimbt/ etc.
Seye ihm/ wie ihm wolle/ diser erleuchte/ heilige vnnd
Gottsförchtige Apostl ist verführt worden durch dise lie-
derliche Gesellschafft/ welches neben andern gar schön be-
zeugt der gelehrte Franciscus Labata. Ea, quae ab ava-
ris hominibus desumpsit, ita praevaluerunt, ut ex
sancto Dei Apostolo Fur, & Proditor Divinae Maje-
statis evaserit reus, potius lucrari a mercatoribus didi-
cerat, quam paupertatem a discipulis suis.

O was häuffiges Ubel vnd manigfaltiger Seelen-
Verlurst ist nit schon von böser Gesellschafft/ vnd böser
Gelegenheit entsprungen. Der grosse Patriarch Abra-Genes. 24.
ham hat allgemach betracht/ daß sein Sohn der Isaac
schon erwachsen/ in Ehr vnd Lehr wol erzogen/ vnd also
mangle ihm nichts/ als ein Weib. Zu solchem Zihl vnd
End schickt er seinen Hauß-Verwalter oder Hoffmaister

auß
L l 3

nachmahls boͤß wegen uͤbler Geſellſchafft.
Margataͤntern/ mit Kraͤutl-Weibern vnd Fraͤtſchlerinen/
mit Marckt-Richtern vnd Krebſen-Richtern/ abſonder-
lich mit denſelben Geſellen/ welche nachgehends der HErꝛ
JEſus als ſchlim̄e Schelmer auß dem Tempel gebeitſcht/
ware Judas ſehr bekannt/ welche Bekandtſchafft den Ey-
fer deß Iſcarioths nach vnd nach mercklich geſchwaͤcht/ al-
ſo/ daß er nachgehends vnder dem Schein die Apoſtoliſche
Kuchel zu proviantiren gedachte/ ſaubere Cammeraden
oͤffters beſuchet/ auch etwann bey diſer naſſen Burſch/
bißweilen eins Beſchaid gethan/ vnd dero Partiteriſchen
Geſpraͤch vnd Fatzreden ein laͤngers Gehoͤr geben. Es iſt
auch wol zuvermuthen/ daß einer oder der andere ſich ver-
lauten laſſen/ wann er an ſtatt deß Judæ ein ſolcher Cam-
mer-Zahlmaiſter waͤre/ vnd von ſolcher Scharſche kein
Raithung doͤrffte legen/ wolt er ſeiner ſelbſt nit vergeſſen/
ſondern oͤffters den Ablativum an die Hand nemmen/ ein
huͤpſch Geldl beyſeits legen/ wer waiß/ wie es noch mit
diſem Zimmermanns Sohn JEſu ein Außgang nimbt/ ꝛc.
Seye ihm/ wie ihm wolle/ diſer erleuchte/ heilige vnnd
Gottsfoͤrchtige Apoſtl iſt verfuͤhrt worden durch diſe lie-
derliche Geſellſchafft/ welches neben andern gar ſchoͤn be-
zeugt der gelehrte Franciſcus Labata. Ea, quæ ab ava-
ris hominibus deſumpſit, ita prævaluerunt, ut ex
ſancto Dei Apoſtolo Fur, & Proditor Divinæ Maje-
ſtatis evaſerit reus, potiùs lucrari à mercatoribus didi-
cerat, quàm paupertatem à diſcipulis ſuis.

O was haͤuffiges Ubel vnd manigfaltiger Seelen-
Verlurſt iſt nit ſchon von boͤſer Geſellſchafft/ vnd boͤſer
Gelegenheit entſprungen. Der groſſe Patriarch Abra-Geneſ. 24.
ham hat allgemach betracht/ daß ſein Sohn der Iſaac
ſchon erwachſen/ in Ehr vnd Lehr wol erzogen/ vnd alſo
mangle ihm nichts/ als ein Weib. Zu ſolchem Zihl vnd
End ſchickt er ſeinen Hauß-Verwalter oder Hoffmaiſter

auß
L l 3
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[269/0305] nachmahls boͤß wegen uͤbler Geſellſchafft. Margataͤntern/ mit Kraͤutl-Weibern vnd Fraͤtſchlerinen/ mit Marckt-Richtern vnd Krebſen-Richtern/ abſonder- lich mit denſelben Geſellen/ welche nachgehends der HErꝛ JEſus als ſchlim̄e Schelmer auß dem Tempel gebeitſcht/ ware Judas ſehr bekannt/ welche Bekandtſchafft den Ey- fer deß Iſcarioths nach vnd nach mercklich geſchwaͤcht/ al- ſo/ daß er nachgehends vnder dem Schein die Apoſtoliſche Kuchel zu proviantiren gedachte/ ſaubere Cammeraden oͤffters beſuchet/ auch etwann bey diſer naſſen Burſch/ bißweilen eins Beſchaid gethan/ vnd dero Partiteriſchen Geſpraͤch vnd Fatzreden ein laͤngers Gehoͤr geben. Es iſt auch wol zuvermuthen/ daß einer oder der andere ſich ver- lauten laſſen/ wann er an ſtatt deß Judæ ein ſolcher Cam- mer-Zahlmaiſter waͤre/ vnd von ſolcher Scharſche kein Raithung doͤrffte legen/ wolt er ſeiner ſelbſt nit vergeſſen/ ſondern oͤffters den Ablativum an die Hand nemmen/ ein huͤpſch Geldl beyſeits legen/ wer waiß/ wie es noch mit diſem Zimmermanns Sohn JEſu ein Außgang nimbt/ ꝛc. Seye ihm/ wie ihm wolle/ diſer erleuchte/ heilige vnnd Gottsfoͤrchtige Apoſtl iſt verfuͤhrt worden durch diſe lie- derliche Geſellſchafft/ welches neben andern gar ſchoͤn be- zeugt der gelehrte Franciſcus Labata. Ea, quæ ab ava- ris hominibus deſumpſit, ita prævaluerunt, ut ex ſancto Dei Apoſtolo Fur, & Proditor Divinæ Maje- ſtatis evaſerit reus, potiùs lucrari à mercatoribus didi- cerat, quàm paupertatem à diſcipulis ſuis. O was haͤuffiges Ubel vnd manigfaltiger Seelen- Verlurſt iſt nit ſchon von boͤſer Geſellſchafft/ vnd boͤſer Gelegenheit entſprungen. Der groſſe Patriarch Abra- ham hat allgemach betracht/ daß ſein Sohn der Iſaac ſchon erwachſen/ in Ehr vnd Lehr wol erzogen/ vnd alſo mangle ihm nichts/ als ein Weib. Zu ſolchem Zihl vnd End ſchickt er ſeinen Hauß-Verwalter oder Hoffmaiſter auß Geneſ. 24. L l 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/305>, abgerufen am 27.04.2024.