Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Fünss und zwantzigste Geistliche Lection
und streite ritterlich: dann ich hab derhalben diese Versuchungen über dich
verhenget; damit dein Geist sich nicht erh[e]ben solle/ als wann s[e]lbiger durch
seine eigene Kräfften den einheimischen Feind überwunden habe: und auff
daß du deine Schwachheit erkennen/ und auff dein strenges Leben allein kein
Vertrawen setzen; sondern deine Hülff und Stärcke von mir deinem GOtt
erbitten mögest; durch diese trostreiche Stimm ist der fromme Pachomius
gestärcket worden; und hat nachmahlen keine dergleichen Beschwärnuß em-
pfunden. Was können wir nun/ meine Christliche Seel/ hier auß anders ab-
nehmen/ als daß der miltreiche GOTT seine Diener zu keinem andern
Ziel versuchen lasse/ dann nur allein zu derselben Heyl und geistlichem Nu-
tzen; und damit es kundbar werde/ ob sie ihn lieben oder nicht.

11. Weiters muß uns zu standhafftiger Ertragung der Versuchungen
nicht wenig auffmuntern die Liebligkeit: zumahlen einem wackern Solda-
ten nichts angenehmers widerfahren kan/ als wann ihm öffters erlaubet wird/
mit dem Feind zu schlagen/ und sich durch den erhaltenen Sieg einen grossen
Nahmen zu erwerben: derhalben sagt GOTT in der Offenbahrung
c. 2. v. 17.deß heiligen Joannis: Wer den Sieg erhaltet/ dem willich
verborgen Himmel-Brod geben: ich will ihm auch geben
einen weissen Stein; und auff demselbigen Stein einen
neuen Nahmen geschrieben; den niemand kennet/ dann al-
lein/ wer ihn bekombt.
Wann es nun einem zu so grosser Ehren ge-
reichet/ daß er seines gleichen/ einen leiblichen Feind und schwachen Men-
schen überwinde; wie viel grössern Ruhm wird dann nicht der jenige dar-
von tragen/ welcher den unsichtbaren Feind/ den starcken Riesen/ und hölli-
schen Joliath erschlagen wird? Soll nicht ein jeder von uns mehr befügt
1. Matth.
5. v. 57.
Sup. ps.

51.
mit dem Azaria und Joseph sagen: Wir wollen uns auch einen
Nahmen machen/ und hinziehen wider die Heiden zu strei-
ten/ welche umb uns herseynd:
Und wann schon nach Meinung
deß Cassiodori der Streit schwär fallet/ weilen er heimlich/ und weilen er
mit einem stärckern gehalten wird und weilen die Nachstellungen deß Feinds
nicht gesehen werden: weilen auch derselbige durch keine Arbeit ermüdet
wird; und wann er schon überwunden wird/ dannoch nicht weichet: so ist
1. Cor. 10.
v.
13.
doch immer ein grössere Hülff GOTTES bereit; Der euch nicht
wird versuchen lassen uber ewer Vermögen;
sagt der heilige
Paulus: Sondern wird auch mit der Versuchung ein Auß-
kommen schaffen;
daß ist/ er wird euch ein häuffige Gnad ertheilen/ da-
mit ihrs ertragen könnet.

12. Wann

Die Fuͤnſſ und zwantzigſte Geiſtliche Lection
und ſtreite ritterlich: dann ich hab derhalben dieſe Verſuchungen uͤber dich
verhenget; damit dein Geiſt ſich nicht erh[e]ben ſolle/ als wann ſ[e]lbiger durch
ſeine eigene Kraͤfften den einheimiſchen Feind uͤberwunden habe: und auff
daß du deine Schwachheit erkennen/ und auff dein ſtrenges Leben allein kein
Vertrawen ſetzen; ſondern deine Huͤlff und Staͤrcke von mir deinem GOtt
erbitten moͤgeſt; durch dieſe troſtreiche Stimm iſt der fromme Pachomius
geſtaͤrcket worden; und hat nachmahlen keine dergleichen Beſchwaͤrnuß em-
pfunden. Was koͤnnen wir nun/ meine Chriſtliche Seel/ hier auß anders ab-
nehmen/ als daß der miltreiche GOTT ſeine Diener zu keinem andern
Ziel verſuchen laſſe/ dann nur allein zu derſelben Heyl und geiſtlichem Nu-
tzen; und damit es kundbar werde/ ob ſie ihn lieben oder nicht.

11. Weiters muß uns zu ſtandhafftiger Ertragung der Verſuchungen
nicht wenig auffmuntern die Liebligkeit: zumahlen einem wackern Solda-
ten nichts angenehmers widerfahren kan/ als wann ihm oͤffters erlaubet wird/
mit dem Feind zu ſchlagen/ und ſich durch den erhaltenen Sieg einen groſſen
Nahmen zu erwerben: derhalben ſagt GOTT in der Offenbahrung
c. 2. v. 17.deß heiligen Joannis: Wer den Sieg erhaltet/ dem willich
verborgen Himmel-Brod geben: ich will ihm auch geben
einen weiſſen Stein; und auff demſelbigen Stein einen
neuen Nahmen geſchrieben; den niemand kennet/ dann al-
lein/ wer ihn bekombt.
Wann es nun einem zu ſo groſſer Ehren ge-
reichet/ daß er ſeines gleichen/ einen leiblichen Feind und ſchwachen Men-
ſchen uͤberwinde; wie viel groͤſſern Ruhm wird dann nicht der jenige dar-
von tragen/ welcher den unſichtbaren Feind/ den ſtarcken Rieſen/ und hoͤlli-
ſchen Joliath erſchlagen wird? Soll nicht ein jeder von uns mehr befuͤgt
1. Matth.
5. v. 57.
Sup. pſ.

51.
mit dem Azaria und Joſeph ſagen: Wir wollen uns auch einen
Nahmen machen/ und hinziehen wider die Heiden zu ſtrei-
ten/ welche umb uns herſeynd:
Und wann ſchon nach Meinung
deß Caſſiodori der Streit ſchwaͤr fallet/ weilen er heimlich/ und weilen er
mit einem ſtaͤrckern gehalten wird und weilen die Nachſtellungen deß Feinds
nicht geſehen werden: weilen auch derſelbige durch keine Arbeit ermuͤdet
wird; und wann er ſchon uͤberwunden wird/ dannoch nicht weichet: ſo iſt
1. Cor. 10.
v.
13.
doch immer ein groͤſſere Huͤlff GOTTES bereit; Der euch nicht
wird verſuchen laſſen ůber ewer Vermoͤgen;
ſagt der heilige
Paulus: Sondern wird auch mit der Verſuchung ein Auß-
kommen ſchaffen;
daß iſt/ er wird euch ein haͤuffige Gnad ertheilen/ da-
mit ihrs ertragen koͤnnet.

12. Wann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0342" n="314"/><fw place="top" type="header">Die Fu&#x0364;n&#x017F;&#x017F; und zwantzig&#x017F;te Gei&#x017F;tliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/>
und &#x017F;treite ritterlich: dann ich hab derhalben die&#x017F;e Ver&#x017F;uchungen u&#x0364;ber dich<lb/>
verhenget; damit dein Gei&#x017F;t &#x017F;ich nicht erh<supplied>e</supplied>ben &#x017F;olle/ als wann &#x017F;<supplied>e</supplied>lbiger durch<lb/>
&#x017F;eine eigene Kra&#x0364;fften den einheimi&#x017F;chen Feind u&#x0364;berwunden habe: und auff<lb/>
daß du deine Schwachheit erkennen/ und auff dein &#x017F;trenges Leben allein kein<lb/>
Vertrawen &#x017F;etzen; &#x017F;ondern deine Hu&#x0364;lff und Sta&#x0364;rcke von mir deinem GOtt<lb/>
erbitten mo&#x0364;ge&#x017F;t; durch die&#x017F;e tro&#x017F;treiche Stimm i&#x017F;t der fromme <hi rendition="#aq">Pachomius</hi><lb/>
ge&#x017F;ta&#x0364;rcket worden; und hat nachmahlen keine dergleichen Be&#x017F;chwa&#x0364;rnuß em-<lb/>
pfunden. Was ko&#x0364;nnen wir nun/ meine Chri&#x017F;tliche Seel/ hier auß anders ab-<lb/>
nehmen/ als daß der miltreiche <hi rendition="#g">GOTT</hi> &#x017F;eine Diener zu keinem andern<lb/>
Ziel ver&#x017F;uchen la&#x017F;&#x017F;e/ dann nur allein zu der&#x017F;elben Heyl und gei&#x017F;tlichem Nu-<lb/>
tzen; und damit es kundbar werde/ ob &#x017F;ie ihn lieben oder nicht.</p><lb/>
          <p>11. Weiters muß uns zu &#x017F;tandhafftiger Ertragung der Ver&#x017F;uchungen<lb/>
nicht wenig auffmuntern die Liebligkeit: zumahlen einem wackern Solda-<lb/>
ten nichts angenehmers widerfahren kan/ als wann ihm o&#x0364;ffters erlaubet wird/<lb/>
mit dem Feind zu &#x017F;chlagen/ und &#x017F;ich durch den erhaltenen Sieg einen gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Nahmen zu erwerben: derhalben &#x017F;agt <hi rendition="#g">GOTT</hi> in der Offenbahrung<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">c. 2. v.</hi> 17.</note>deß heiligen Joannis: <hi rendition="#fr">Wer den Sieg erhaltet/ dem willich<lb/>
verborgen Himmel-Brod geben: ich will ihm auch geben<lb/>
einen wei&#x017F;&#x017F;en Stein; und auff dem&#x017F;elbigen Stein einen<lb/>
neuen Nahmen ge&#x017F;chrieben; den niemand kennet/ dann al-<lb/>
lein/ wer ihn bekombt.</hi> Wann es nun einem zu &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;er Ehren ge-<lb/>
reichet/ daß er &#x017F;eines gleichen/ einen leiblichen Feind und &#x017F;chwachen Men-<lb/>
&#x017F;chen u&#x0364;berwinde; wie viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Ruhm wird dann nicht der jenige dar-<lb/>
von tragen/ welcher den un&#x017F;ichtbaren Feind/ den &#x017F;tarcken Rie&#x017F;en/ und ho&#x0364;lli-<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Joliath</hi> er&#x017F;chlagen wird? Soll nicht ein jeder von uns mehr befu&#x0364;gt<lb/><note place="left">1. <hi rendition="#aq">Matth.<lb/>
5. v. 57.<lb/>
Sup. p&#x017F;.</hi><lb/>
51.</note>mit dem <hi rendition="#aq">Azaria</hi> und <hi rendition="#aq">Jo&#x017F;eph</hi> &#x017F;agen: <hi rendition="#fr">Wir wollen uns auch einen<lb/>
Nahmen machen/ und hinziehen wider die Heiden zu &#x017F;trei-<lb/>
ten/ welche umb uns her&#x017F;eynd:</hi> Und wann &#x017F;chon nach Meinung<lb/>
deß <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;iodori</hi> der Streit &#x017F;chwa&#x0364;r fallet/ weilen er heimlich/ und weilen er<lb/>
mit einem &#x017F;ta&#x0364;rckern gehalten wird und weilen die Nach&#x017F;tellungen deß Feinds<lb/>
nicht ge&#x017F;ehen werden: weilen auch der&#x017F;elbige durch keine Arbeit ermu&#x0364;det<lb/>
wird; und wann er &#x017F;chon u&#x0364;berwunden wird/ dannoch nicht weichet: &#x017F;o i&#x017F;t<lb/><note place="left">1. <hi rendition="#aq">Cor. 10.<lb/>
v.</hi> 13.</note>doch immer ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Hu&#x0364;lff <hi rendition="#g">GOTTES</hi> bereit; <hi rendition="#fr">Der euch nicht<lb/>
wird ver&#x017F;uchen la&#x017F;&#x017F;en &#x016F;ber ewer Vermo&#x0364;gen;</hi> &#x017F;agt der heilige<lb/>
Paulus: <hi rendition="#fr">Sondern wird auch mit der Ver&#x017F;uchung ein Auß-<lb/>
kommen &#x017F;chaffen;</hi> daß i&#x017F;t/ er wird euch ein ha&#x0364;uffige Gnad ertheilen/ <hi rendition="#fr">da-<lb/>
mit ihrs ertragen ko&#x0364;nnet.</hi></p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">12. Wann</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[314/0342] Die Fuͤnſſ und zwantzigſte Geiſtliche Lection und ſtreite ritterlich: dann ich hab derhalben dieſe Verſuchungen uͤber dich verhenget; damit dein Geiſt ſich nicht erheben ſolle/ als wann ſelbiger durch ſeine eigene Kraͤfften den einheimiſchen Feind uͤberwunden habe: und auff daß du deine Schwachheit erkennen/ und auff dein ſtrenges Leben allein kein Vertrawen ſetzen; ſondern deine Huͤlff und Staͤrcke von mir deinem GOtt erbitten moͤgeſt; durch dieſe troſtreiche Stimm iſt der fromme Pachomius geſtaͤrcket worden; und hat nachmahlen keine dergleichen Beſchwaͤrnuß em- pfunden. Was koͤnnen wir nun/ meine Chriſtliche Seel/ hier auß anders ab- nehmen/ als daß der miltreiche GOTT ſeine Diener zu keinem andern Ziel verſuchen laſſe/ dann nur allein zu derſelben Heyl und geiſtlichem Nu- tzen; und damit es kundbar werde/ ob ſie ihn lieben oder nicht. 11. Weiters muß uns zu ſtandhafftiger Ertragung der Verſuchungen nicht wenig auffmuntern die Liebligkeit: zumahlen einem wackern Solda- ten nichts angenehmers widerfahren kan/ als wann ihm oͤffters erlaubet wird/ mit dem Feind zu ſchlagen/ und ſich durch den erhaltenen Sieg einen groſſen Nahmen zu erwerben: derhalben ſagt GOTT in der Offenbahrung deß heiligen Joannis: Wer den Sieg erhaltet/ dem willich verborgen Himmel-Brod geben: ich will ihm auch geben einen weiſſen Stein; und auff demſelbigen Stein einen neuen Nahmen geſchrieben; den niemand kennet/ dann al- lein/ wer ihn bekombt. Wann es nun einem zu ſo groſſer Ehren ge- reichet/ daß er ſeines gleichen/ einen leiblichen Feind und ſchwachen Men- ſchen uͤberwinde; wie viel groͤſſern Ruhm wird dann nicht der jenige dar- von tragen/ welcher den unſichtbaren Feind/ den ſtarcken Rieſen/ und hoͤlli- ſchen Joliath erſchlagen wird? Soll nicht ein jeder von uns mehr befuͤgt mit dem Azaria und Joſeph ſagen: Wir wollen uns auch einen Nahmen machen/ und hinziehen wider die Heiden zu ſtrei- ten/ welche umb uns herſeynd: Und wann ſchon nach Meinung deß Caſſiodori der Streit ſchwaͤr fallet/ weilen er heimlich/ und weilen er mit einem ſtaͤrckern gehalten wird und weilen die Nachſtellungen deß Feinds nicht geſehen werden: weilen auch derſelbige durch keine Arbeit ermuͤdet wird; und wann er ſchon uͤberwunden wird/ dannoch nicht weichet: ſo iſt doch immer ein groͤſſere Huͤlff GOTTES bereit; Der euch nicht wird verſuchen laſſen ůber ewer Vermoͤgen; ſagt der heilige Paulus: Sondern wird auch mit der Verſuchung ein Auß- kommen ſchaffen; daß iſt/ er wird euch ein haͤuffige Gnad ertheilen/ da- mit ihrs ertragen koͤnnet. c. 2. v. 17. 1. Matth. 5. v. 57. Sup. pſ. 51. 1. Cor. 10. v. 13. 12. Wann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/342
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/342>, abgerufen am 14.05.2024.