Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

(I. Th.) Anatomisch-Medicinische
die beste balsamische Lebenskraft (die aus der-
jenigen Materie, so am vollkommensten nehret,
erzeuget wird, und die durch ihren Zurückfluß
ins Geblüt den gantzen Leib munter, behertzt,
frisch, sehr starck und warm machet,) verschwen-
den, daß Sie hiemit auch bemeldte 3. Stücke,
die Jhnen doch so lieb, und an denen Jhnen
doch so viel gelegen, an ihrem eigenen Cörper
ruiniren; besonders wenn noch über dieses eine
schwere Arbeit des Gemüthes, Sorgen, Grä-
men, Schlafflosigkeit, Unruhe des Gemüthes
und des Leibes und dergleichen mit dabey ver-
knüpfet ist. Clemens Alexandrinus spricht:
"diejenigen, welche wie die Böcke auf die schänd-
"lichen Wohllüste verfallen sind, schänden ihren
"Leib, und machen ihn gleichsam infam und ent-
"ehret. Sie geniessen einer kurtzen (viehischen)
"Lust: aber sie bedencken nicht, daß ihr Cörper,
"der so schon von Natur hinfällig ist, ausgemer-
"gelt, entkräftet und hingerichtet wird. Jhre
"Seele aber ist in dem Koth der Sünden gantz
"verschlemmt und vergraben, als solcher Leute,
"die nur den Trieben und harten Tyranney ih-
"res eigenen Willens folgen. - - - Denn diese
"Feinde (meinet die Lüste des Fleisches) sind gar
"grob und heftiger als die Wespen; sie stechen
"und beissen nicht allein am Tage: sondern sie
"lauren auch des Nachts, und passen ihren Scla-
"ven durch Träume und allerley Blendwercke
"auf, um sie durch ihre Lockspeisen zu berücken."

Und dis ist eine so weltkündige Sache, daß
so gar durch öffentliche Gesetze unter gantzen

Na-

(I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche
die beſte balſamiſche Lebenskraft (die aus der-
jenigen Materie, ſo am vollkommenſten nehret,
erzeuget wird, und die durch ihren Zuruͤckfluß
ins Gebluͤt den gantzen Leib munter, behertzt,
friſch, ſehr ſtarck und warm machet,) verſchwen-
den, daß Sie hiemit auch bemeldte 3. Stuͤcke,
die Jhnen doch ſo lieb, und an denen Jhnen
doch ſo viel gelegen, an ihrem eigenen Coͤrper
ruiniren; beſonders wenn noch uͤber dieſes eine
ſchwere Arbeit des Gemuͤthes, Sorgen, Graͤ-
men, Schlaffloſigkeit, Unruhe des Gemuͤthes
und des Leibes und dergleichen mit dabey ver-
knuͤpfet iſt. Clemens Alexandrinus ſpricht:
„diejenigen, welche wie die Boͤcke auf die ſchaͤnd-
„lichen Wohlluͤſte verfallen ſind, ſchaͤnden ihren
„Leib, und machen ihn gleichſam infam und ent-
„ehret. Sie genieſſen einer kurtzen (viehiſchen)
„Luſt: aber ſie bedencken nicht, daß ihr Coͤrper,
„der ſo ſchon von Natur hinfaͤllig iſt, ausgemer-
„gelt, entkraͤftet und hingerichtet wird. Jhre
„Seele aber iſt in dem Koth der Suͤnden gantz
„verſchlemmt und vergraben, als ſolcher Leute,
„die nur den Trieben und harten Tyranney ih-
„res eigenen Willens folgen. ‒ ‒ ‒ Denn dieſe
„Feinde (meinet die Luͤſte des Fleiſches) ſind gar
„grob und heftiger als die Weſpen; ſie ſtechen
„und beiſſen nicht allein am Tage: ſondern ſie
„lauren auch des Nachts, und paſſen ihren Scla-
„ven durch Traͤume und allerley Blendwercke
„auf, um ſie durch ihre Lockſpeiſen zu beruͤcken.‟

Und dis iſt eine ſo weltkuͤndige Sache, daß
ſo gar durch oͤffentliche Geſetze unter gantzen

Na-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0102" n="82"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">I.</hi> Th.) <hi rendition="#b">Anatomi&#x017F;ch-Medicini&#x017F;che</hi></fw><lb/>
die be&#x017F;te bal&#x017F;ami&#x017F;che Lebenskraft (die aus der-<lb/>
jenigen Materie, &#x017F;o am vollkommen&#x017F;ten nehret,<lb/>
erzeuget wird, und die durch ihren Zuru&#x0364;ckfluß<lb/>
ins Geblu&#x0364;t den gantzen Leib munter, behertzt,<lb/>
fri&#x017F;ch, &#x017F;ehr &#x017F;tarck und warm machet,) ver&#x017F;chwen-<lb/>
den, daß Sie hiemit auch bemeldte 3. Stu&#x0364;cke,<lb/>
die Jhnen doch &#x017F;o lieb, und an denen Jhnen<lb/>
doch &#x017F;o viel gelegen, an ihrem eigenen Co&#x0364;rper<lb/>
ruiniren; be&#x017F;onders wenn noch u&#x0364;ber die&#x017F;es eine<lb/>
&#x017F;chwere Arbeit des Gemu&#x0364;thes, Sorgen, Gra&#x0364;-<lb/>
men, Schlafflo&#x017F;igkeit, Unruhe des Gemu&#x0364;thes<lb/>
und des Leibes und dergleichen mit dabey ver-<lb/>
knu&#x0364;pfet i&#x017F;t. <hi rendition="#aq">Clemens Alexandrinus</hi> &#x017F;pricht:<lb/>
&#x201E;diejenigen, welche wie die Bo&#x0364;cke auf die &#x017F;cha&#x0364;nd-<lb/>
&#x201E;lichen Wohllu&#x0364;&#x017F;te verfallen &#x017F;ind, &#x017F;cha&#x0364;nden ihren<lb/>
&#x201E;Leib, und machen ihn gleich&#x017F;am infam und ent-<lb/>
&#x201E;ehret. Sie genie&#x017F;&#x017F;en einer kurtzen (viehi&#x017F;chen)<lb/>
&#x201E;Lu&#x017F;t: aber &#x017F;ie bedencken nicht, daß ihr Co&#x0364;rper,<lb/>
&#x201E;der &#x017F;o &#x017F;chon von Natur hinfa&#x0364;llig i&#x017F;t, ausgemer-<lb/>
&#x201E;gelt, entkra&#x0364;ftet und hingerichtet wird. Jhre<lb/>
&#x201E;Seele aber i&#x017F;t in dem Koth der Su&#x0364;nden gantz<lb/>
&#x201E;ver&#x017F;chlemmt und vergraben, als &#x017F;olcher Leute,<lb/>
&#x201E;die nur den Trieben und harten Tyranney ih-<lb/>
&#x201E;res eigenen Willens folgen. &#x2012; &#x2012; &#x2012; Denn die&#x017F;e<lb/>
&#x201E;Feinde (meinet die Lu&#x0364;&#x017F;te des Flei&#x017F;ches) &#x017F;ind gar<lb/>
&#x201E;grob und heftiger als die We&#x017F;pen; &#x017F;ie &#x017F;techen<lb/>
&#x201E;und bei&#x017F;&#x017F;en nicht allein am Tage: &#x017F;ondern &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;lauren auch des Nachts, und pa&#x017F;&#x017F;en ihren Scla-<lb/>
&#x201E;ven durch Tra&#x0364;ume und allerley Blendwercke<lb/>
&#x201E;auf, um &#x017F;ie durch ihre Lock&#x017F;pei&#x017F;en zu beru&#x0364;cken.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Und dis i&#x017F;t eine &#x017F;o weltku&#x0364;ndige Sache, daß<lb/>
&#x017F;o gar durch o&#x0364;ffentliche Ge&#x017F;etze unter gantzen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Na-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0102] (I. Th.) Anatomiſch-Mediciniſche die beſte balſamiſche Lebenskraft (die aus der- jenigen Materie, ſo am vollkommenſten nehret, erzeuget wird, und die durch ihren Zuruͤckfluß ins Gebluͤt den gantzen Leib munter, behertzt, friſch, ſehr ſtarck und warm machet,) verſchwen- den, daß Sie hiemit auch bemeldte 3. Stuͤcke, die Jhnen doch ſo lieb, und an denen Jhnen doch ſo viel gelegen, an ihrem eigenen Coͤrper ruiniren; beſonders wenn noch uͤber dieſes eine ſchwere Arbeit des Gemuͤthes, Sorgen, Graͤ- men, Schlaffloſigkeit, Unruhe des Gemuͤthes und des Leibes und dergleichen mit dabey ver- knuͤpfet iſt. Clemens Alexandrinus ſpricht: „diejenigen, welche wie die Boͤcke auf die ſchaͤnd- „lichen Wohlluͤſte verfallen ſind, ſchaͤnden ihren „Leib, und machen ihn gleichſam infam und ent- „ehret. Sie genieſſen einer kurtzen (viehiſchen) „Luſt: aber ſie bedencken nicht, daß ihr Coͤrper, „der ſo ſchon von Natur hinfaͤllig iſt, ausgemer- „gelt, entkraͤftet und hingerichtet wird. Jhre „Seele aber iſt in dem Koth der Suͤnden gantz „verſchlemmt und vergraben, als ſolcher Leute, „die nur den Trieben und harten Tyranney ih- „res eigenen Willens folgen. ‒ ‒ ‒ Denn dieſe „Feinde (meinet die Luͤſte des Fleiſches) ſind gar „grob und heftiger als die Weſpen; ſie ſtechen „und beiſſen nicht allein am Tage: ſondern ſie „lauren auch des Nachts, und paſſen ihren Scla- „ven durch Traͤume und allerley Blendwercke „auf, um ſie durch ihre Lockſpeiſen zu beruͤcken.‟ Und dis iſt eine ſo weltkuͤndige Sache, daß ſo gar durch oͤffentliche Geſetze unter gantzen Na-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/102
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/102>, abgerufen am 27.04.2024.