Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Nacherinnerung.
"nicht schlaffen kann. Da mir aber mei-
"ne Gebeine verschmachten für dieser
"Angst: so habe mich der Obrigkeit zur
"Straffe überliefert, ob GOtt dem Gei-
"ste wolle gnädig seyn. Welches einiger
"massen um Christi willen hoffet

[Spaltenumbruch]

N. N. (ist der Ort der Woh-
nung) Jch bitte GOtt, daß
diese kurtze Wohnung mir
sey eine Himmelsschule.
Amen. den 8. Oct.
1738.

[Spaltenumbruch]

N. N. Der nun beständig
seuftzen wird: JEsu du
Sohn David, erbarme
dich mein!

NUn, ihr Christen! was soll man dabey
gedencken? Ob dieser arme Mensch se-
lig oder unselig sey? das ist uns zu ent-
scheiden nicht befohlen; das ist des Richters sein
Werck. Aber wie, wenns nun allen Weichlingen
also gehen solte? Oder könte ein Mensch GOtt
zwingen, daß er ihm das freundliche Licht seines
Gnadenantlitzes durchaus nicht verbergen dörf-
te? Oder behält der Mensch seinen Verstand
und Gewissen in seiner Hand und Gewalt, dar-
inn zuzulassen und zu verwehren was ihm be-
liebt? Und wenns nun auch welche giebt, die
da nach 2 Petr. 2, 10. bey allen ihren Gräueln
auch vor der höchsten Majestät nicht erzittern:
ists drum ein Glück, im verstockten und unem-
pfindlichen Sinn der Ewigkeit zuzueilen? Wird
denn dis entschuldigen oder mehr graviren, daß
man ungescheut gesündiget, und keinen Augen-
blick, vor den unvermeidlich drauf folgenden
Straffen erschrocken? Wirds helfen, ein stein-

har-

Nacherinnerung.
nicht ſchlaffen kann. Da mir aber mei-
„ne Gebeine verſchmachten fuͤr dieſer
„Angſt: ſo habe mich der Obrigkeit zur
„Straffe uͤberliefert, ob GOtt dem Gei-
„ſte wolle gnaͤdig ſeyn. Welches einiger
„maſſen um Chriſti willen hoffet

[Spaltenumbruch]

N. N. (iſt der Ort der Woh-
nung) Jch bitte GOtt, daß
dieſe kurtze Wohnung mir
ſey eine Himmelsſchule.
Amen. den 8. Oct.
1738.

[Spaltenumbruch]

N. N. Der nun beſtaͤndig
ſeuftzen wird: JEſu du
Sohn David, erbarme
dich mein!

NUn, ihr Chriſten! was ſoll man dabey
gedencken? Ob dieſer arme Menſch ſe-
lig oder unſelig ſey? das iſt uns zu ent-
ſcheiden nicht befohlen; das iſt des Richters ſein
Werck. Aber wie, wenns nun allen Weichlingen
alſo gehen ſolte? Oder koͤnte ein Menſch GOtt
zwingen, daß er ihm das freundliche Licht ſeines
Gnadenantlitzes durchaus nicht verbergen doͤrf-
te? Oder behaͤlt der Menſch ſeinen Verſtand
und Gewiſſen in ſeiner Hand und Gewalt, dar-
inn zuzulaſſen und zu verwehren was ihm be-
liebt? Und wenns nun auch welche giebt, die
da nach 2 Petr. 2, 10. bey allen ihren Graͤueln
auch vor der hoͤchſten Majeſtaͤt nicht erzittern:
iſts drum ein Gluͤck, im verſtockten und unem-
pfindlichen Sinn der Ewigkeit zuzueilen? Wird
denn dis entſchuldigen oder mehr graviren, daß
man ungeſcheut geſuͤndiget, und keinen Augen-
blick, vor den unvermeidlich drauf folgenden
Straffen erſchrocken? Wirds helfen, ein ſtein-

har-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0552" n="532"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nacherinnerung.</hi></fw><lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">nicht &#x017F;chlaffen kann. Da mir aber mei-<lb/>
&#x201E;ne Gebeine ver&#x017F;chmachten fu&#x0364;r die&#x017F;er<lb/>
&#x201E;Ang&#x017F;t: &#x017F;o habe mich der Obrigkeit zur<lb/>
&#x201E;Straffe u&#x0364;berliefert, ob GOtt dem Gei-<lb/>
&#x201E;&#x017F;te wolle gna&#x0364;dig &#x017F;eyn. Welches einiger<lb/>
&#x201E;ma&#x017F;&#x017F;en um Chri&#x017F;ti willen hoffet</hi></p><lb/>
          <cb/>
          <p><hi rendition="#aq">N. N.</hi> (i&#x017F;t der Ort der Woh-<lb/>
nung) <hi rendition="#fr">Jch bitte GOtt, daß<lb/>
die&#x017F;e kurtze Wohnung mir<lb/>
&#x017F;ey eine Himmels&#x017F;chule.<lb/>
Amen. den 8. Oct.</hi> 1738.</p><lb/>
          <cb/>
          <p> <hi rendition="#aq">N. N.</hi> <hi rendition="#fr">Der nun be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
&#x017F;euftzen wird: JE&#x017F;u du<lb/>
Sohn David, erbarme<lb/>
dich mein!</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">N</hi>Un, ihr Chri&#x017F;ten! was &#x017F;oll man dabey<lb/>
gedencken? Ob die&#x017F;er arme Men&#x017F;ch &#x017F;e-<lb/>
lig oder un&#x017F;elig &#x017F;ey? das i&#x017F;t uns zu ent-<lb/>
&#x017F;cheiden nicht befohlen; das i&#x017F;t des Richters &#x017F;ein<lb/>
Werck. Aber wie, wenns nun allen Weichlingen<lb/>
al&#x017F;o gehen &#x017F;olte? Oder ko&#x0364;nte ein Men&#x017F;ch GOtt<lb/>
zwingen, daß er ihm das freundliche Licht &#x017F;eines<lb/>
Gnadenantlitzes durchaus nicht verbergen do&#x0364;rf-<lb/>
te? Oder beha&#x0364;lt der Men&#x017F;ch &#x017F;einen Ver&#x017F;tand<lb/>
und Gewi&#x017F;&#x017F;en in &#x017F;einer Hand und Gewalt, dar-<lb/>
inn zuzula&#x017F;&#x017F;en und zu verwehren was ihm be-<lb/>
liebt? Und wenns nun auch welche giebt, die<lb/>
da nach 2 Petr. 2, 10. bey allen ihren Gra&#x0364;ueln<lb/>
auch vor der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Maje&#x017F;ta&#x0364;t nicht erzittern:<lb/>
i&#x017F;ts drum ein Glu&#x0364;ck, im ver&#x017F;tockten und unem-<lb/>
pfindlichen Sinn der Ewigkeit zuzueilen? Wird<lb/>
denn dis ent&#x017F;chuldigen oder mehr graviren, daß<lb/>
man unge&#x017F;cheut ge&#x017F;u&#x0364;ndiget, und keinen Augen-<lb/>
blick, vor den unvermeidlich drauf folgenden<lb/>
Straffen er&#x017F;chrocken? Wirds helfen, ein &#x017F;tein-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">har-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[532/0552] Nacherinnerung. „nicht ſchlaffen kann. Da mir aber mei- „ne Gebeine verſchmachten fuͤr dieſer „Angſt: ſo habe mich der Obrigkeit zur „Straffe uͤberliefert, ob GOtt dem Gei- „ſte wolle gnaͤdig ſeyn. Welches einiger „maſſen um Chriſti willen hoffet N. N. (iſt der Ort der Woh- nung) Jch bitte GOtt, daß dieſe kurtze Wohnung mir ſey eine Himmelsſchule. Amen. den 8. Oct. 1738. N. N. Der nun beſtaͤndig ſeuftzen wird: JEſu du Sohn David, erbarme dich mein! NUn, ihr Chriſten! was ſoll man dabey gedencken? Ob dieſer arme Menſch ſe- lig oder unſelig ſey? das iſt uns zu ent- ſcheiden nicht befohlen; das iſt des Richters ſein Werck. Aber wie, wenns nun allen Weichlingen alſo gehen ſolte? Oder koͤnte ein Menſch GOtt zwingen, daß er ihm das freundliche Licht ſeines Gnadenantlitzes durchaus nicht verbergen doͤrf- te? Oder behaͤlt der Menſch ſeinen Verſtand und Gewiſſen in ſeiner Hand und Gewalt, dar- inn zuzulaſſen und zu verwehren was ihm be- liebt? Und wenns nun auch welche giebt, die da nach 2 Petr. 2, 10. bey allen ihren Graͤueln auch vor der hoͤchſten Majeſtaͤt nicht erzittern: iſts drum ein Gluͤck, im verſtockten und unem- pfindlichen Sinn der Ewigkeit zuzueilen? Wird denn dis entſchuldigen oder mehr graviren, daß man ungeſcheut geſuͤndiget, und keinen Augen- blick, vor den unvermeidlich drauf folgenden Straffen erſchrocken? Wirds helfen, ein ſtein- har-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/552
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/552>, abgerufen am 12.05.2024.