Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang zum dritten Theil,
Majestät und Ansehen herunter, ja so gar ins Ge-
fängniß, Hohn und Tod herab. Ach so meide
doch ein jeder den Müßiggang, wer nicht dem
Teufel und der Welt zu Spott werden will; ja
wer nicht eine ewige Schmach vor GOtt, vor En-
geln und vor Menschen haben will. Wann der-
jenige, der seine Hände und Füsse nicht gebraucht
hat, ein Hochzeitkleid zu erwerben, mit gebunde-
nen Händen und Füssen, so wohl als der, so sein
Talent in die Erden verscharret, hinaus geworfen
ward in die äusserste Finsterniß, da Heulen und
Zähnklappen ist: was wird denn dem begegnen,
der sein Seelenkleid von Schaben und Motten
fleischlicher Lüste hat fressen lassen, und sein Ta-
lent schmählicher Weise in die Cloac der Hund-
artigen Geilheit hinein versencket?

c) Ueber-
maß im
Essen und
Trincken.

c) Lustsucht und Uebermaß in Essen und
Trincken
reitzet gleichfalls zur Geilheit, erreget
die thierische Natur, und entzündet das Geblüt.
Wer seinen Leib bemeistern will, daß er dem Geist
unterthan sey, und in heiliger Zucht und Ordnung
bleibe: der muß seinem Maul abbrechen, sonder-
lich aber wann man noch jung und starck ist. Wein,
Leckerey, und überflüßige Nahrung machende Spei-
sen sind für junge gesunde Leute ein tödtliches Gift,
machen das Blut wütend und wallend, und rich-
ten Leib und Verstand zu Grunde. Man meint
oft, man wolle die Natur stärcken, damit man zu
allem hurtiger und munterer seye: allein auf diese
Weise handelt man eben so närrisch, als wie wann
einer bösen Schleim in ein Geschirr voll Wein
schüttete, und machte darmit das geistreicheste vom
Wein überfliessen. Man befindt sich freylich ge-
rade des Augenblicks ein bißgen stärcker: hernach

aber

Anhang zum dritten Theil,
Majeſtaͤt und Anſehen herunter, ja ſo gar ins Ge-
faͤngniß, Hohn und Tod herab. Ach ſo meide
doch ein jeder den Muͤßiggang, wer nicht dem
Teufel und der Welt zu Spott werden will; ja
wer nicht eine ewige Schmach vor GOtt, vor En-
geln und vor Menſchen haben will. Wann der-
jenige, der ſeine Haͤnde und Fuͤſſe nicht gebraucht
hat, ein Hochzeitkleid zu erwerben, mit gebunde-
nen Haͤnden und Fuͤſſen, ſo wohl als der, ſo ſein
Talent in die Erden verſcharret, hinaus geworfen
ward in die aͤuſſerſte Finſterniß, da Heulen und
Zaͤhnklappen iſt: was wird denn dem begegnen,
der ſein Seelenkleid von Schaben und Motten
fleiſchlicher Luͤſte hat freſſen laſſen, und ſein Ta-
lent ſchmaͤhlicher Weiſe in die Cloac der Hund-
artigen Geilheit hinein verſencket?

c) Ueber-
maß im
Eſſen und
Trincken.

c) Luſtſucht und Uebermaß in Eſſen und
Trincken
reitzet gleichfalls zur Geilheit, erreget
die thieriſche Natur, und entzuͤndet das Gebluͤt.
Wer ſeinen Leib bemeiſtern will, daß er dem Geiſt
unterthan ſey, und in heiliger Zucht und Ordnung
bleibe: der muß ſeinem Maul abbrechen, ſonder-
lich aber wann man noch jung und ſtarck iſt. Wein,
Leckerey, und uͤberfluͤßige Nahrung machende Spei-
ſen ſind fuͤr junge geſunde Leute ein toͤdtliches Gift,
machen das Blut wuͤtend und wallend, und rich-
ten Leib und Verſtand zu Grunde. Man meint
oft, man wolle die Natur ſtaͤrcken, damit man zu
allem hurtiger und munterer ſeye: allein auf dieſe
Weiſe handelt man eben ſo naͤrriſch, als wie wann
einer boͤſen Schleim in ein Geſchirr voll Wein
ſchuͤttete, und machte darmit das geiſtreicheſte vom
Wein uͤberflieſſen. Man befindt ſich freylich ge-
rade des Augenblicks ein bißgen ſtaͤrcker: hernach

aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0570" n="550"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t und An&#x017F;ehen herunter, ja &#x017F;o gar ins Ge-<lb/>
fa&#x0364;ngniß, Hohn und Tod herab. Ach &#x017F;o meide<lb/>
doch ein jeder den Mu&#x0364;ßiggang, wer nicht dem<lb/>
Teufel und der Welt zu Spott werden will; ja<lb/>
wer nicht eine ewige Schmach vor GOtt, vor En-<lb/>
geln und vor Men&#x017F;chen haben will. Wann der-<lb/>
jenige, der &#x017F;eine Ha&#x0364;nde und Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nicht gebraucht<lb/>
hat, ein Hochzeitkleid zu erwerben, mit gebunde-<lb/>
nen Ha&#x0364;nden und Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o wohl als der, &#x017F;o &#x017F;ein<lb/>
Talent in die Erden ver&#x017F;charret, hinaus geworfen<lb/>
ward in die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Fin&#x017F;terniß, da Heulen und<lb/>
Za&#x0364;hnklappen i&#x017F;t: was wird denn dem begegnen,<lb/>
der &#x017F;ein Seelenkleid von Schaben und Motten<lb/>
flei&#x017F;chlicher Lu&#x0364;&#x017F;te hat fre&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;ein Ta-<lb/>
lent &#x017F;chma&#x0364;hlicher Wei&#x017F;e in die Cloac der Hund-<lb/>
artigen Geilheit hinein ver&#x017F;encket?</p><lb/>
            <note place="left"><hi rendition="#aq">c</hi>) Ueber-<lb/>
maß im<lb/>
E&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
Trincken.</note>
            <p><hi rendition="#aq">c</hi>) <hi rendition="#fr">Lu&#x017F;t&#x017F;ucht und Uebermaß in E&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
Trincken</hi> reitzet gleichfalls zur Geilheit, erreget<lb/>
die thieri&#x017F;che Natur, und entzu&#x0364;ndet das Geblu&#x0364;t.<lb/>
Wer &#x017F;einen Leib bemei&#x017F;tern will, daß er dem Gei&#x017F;t<lb/>
unterthan &#x017F;ey, und in heiliger Zucht und Ordnung<lb/>
bleibe: der muß &#x017F;einem Maul abbrechen, &#x017F;onder-<lb/>
lich aber wann man noch jung und &#x017F;tarck i&#x017F;t. Wein,<lb/>
Leckerey, und u&#x0364;berflu&#x0364;ßige Nahrung machende Spei-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ind fu&#x0364;r junge ge&#x017F;unde Leute ein to&#x0364;dtliches Gift,<lb/>
machen das Blut wu&#x0364;tend und wallend, und rich-<lb/>
ten Leib und Ver&#x017F;tand zu Grunde. Man meint<lb/>
oft, man wolle die Natur &#x017F;ta&#x0364;rcken, damit man zu<lb/>
allem hurtiger und munterer &#x017F;eye: allein auf die&#x017F;e<lb/>
Wei&#x017F;e handelt man eben &#x017F;o na&#x0364;rri&#x017F;ch, als wie wann<lb/>
einer bo&#x0364;&#x017F;en Schleim in ein Ge&#x017F;chirr voll Wein<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;ttete, und machte darmit das gei&#x017F;treiche&#x017F;te vom<lb/>
Wein u&#x0364;berflie&#x017F;&#x017F;en. Man befindt &#x017F;ich freylich ge-<lb/>
rade des Augenblicks ein bißgen &#x017F;ta&#x0364;rcker: hernach<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[550/0570] Anhang zum dritten Theil, Majeſtaͤt und Anſehen herunter, ja ſo gar ins Ge- faͤngniß, Hohn und Tod herab. Ach ſo meide doch ein jeder den Muͤßiggang, wer nicht dem Teufel und der Welt zu Spott werden will; ja wer nicht eine ewige Schmach vor GOtt, vor En- geln und vor Menſchen haben will. Wann der- jenige, der ſeine Haͤnde und Fuͤſſe nicht gebraucht hat, ein Hochzeitkleid zu erwerben, mit gebunde- nen Haͤnden und Fuͤſſen, ſo wohl als der, ſo ſein Talent in die Erden verſcharret, hinaus geworfen ward in die aͤuſſerſte Finſterniß, da Heulen und Zaͤhnklappen iſt: was wird denn dem begegnen, der ſein Seelenkleid von Schaben und Motten fleiſchlicher Luͤſte hat freſſen laſſen, und ſein Ta- lent ſchmaͤhlicher Weiſe in die Cloac der Hund- artigen Geilheit hinein verſencket? c) Luſtſucht und Uebermaß in Eſſen und Trincken reitzet gleichfalls zur Geilheit, erreget die thieriſche Natur, und entzuͤndet das Gebluͤt. Wer ſeinen Leib bemeiſtern will, daß er dem Geiſt unterthan ſey, und in heiliger Zucht und Ordnung bleibe: der muß ſeinem Maul abbrechen, ſonder- lich aber wann man noch jung und ſtarck iſt. Wein, Leckerey, und uͤberfluͤßige Nahrung machende Spei- ſen ſind fuͤr junge geſunde Leute ein toͤdtliches Gift, machen das Blut wuͤtend und wallend, und rich- ten Leib und Verſtand zu Grunde. Man meint oft, man wolle die Natur ſtaͤrcken, damit man zu allem hurtiger und munterer ſeye: allein auf dieſe Weiſe handelt man eben ſo naͤrriſch, als wie wann einer boͤſen Schleim in ein Geſchirr voll Wein ſchuͤttete, und machte darmit das geiſtreicheſte vom Wein uͤberflieſſen. Man befindt ſich freylich ge- rade des Augenblicks ein bißgen ſtaͤrcker: hernach aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/570
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/570>, abgerufen am 13.05.2024.