Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Quellen der Unreinigkeit.
schändlich, heidnisch, und abscheulich. An statt der
Seelen ihres hohen Adels wahrzunehmen, und sel-
bigen nicht zu schänden, ist da ein solches nöthigen,
mahnen und anstrengen zum Essen und Trincken,
daß es oft schwer auszustehen ist. Hier stellet oft
ein Freund des andern seiner Seele nach, um sie
in die gerichtete Lotterfalle der Lustsucht hinein zu
stossen: welches gewiß wenig besser ist, als die Ent-
blössungen des Leibes zur Erweckung der Geilheit.
Eben so that die Schlange der Eva, und diese
wieder dem Adam unter dem Schein der vertrau-
lichen Freundschaft, da sie einander mit der Lecker-
speise und anmuthigen Baumfrucht zu schändlicher
Uebertretung der liebenswürdigen Befehle GOt-
tes anlocketen. Der Freßteufel thut mörderli-
chen Schaden, und wird nicht so leicht ausgetrie-
ben; ja es ist fast kein Ding, dadurch mehr See-
len gefangen werden: denn die Versuchung kommt
fast täglich wieder. Essen und Trincken war ne-
ben den andern Fleischeslüsten der Untergang der
ersten Welt, Matth. 24, 38, 39. Und der Städ-
te Sodom und Gomorra, Luc. 17, 27. ja so gar
auch der heiligen Stadt Jerusalem. Jes. 22, 12.
13, 14. Das war ebenmäßig der Untergang des
Jsraelitischen Königreichs. Amos 6, 4. 5. 6.

Von den ersten Christen bezeuget Tertullianus:
Ita epulabantur, ut qui noctu Deum erant adoraturi.

Jhre Liebes- und Freundschaftsmähler waren also
beschaffen, als Leuten, so die gantze Nacht GOtt
anbeten, und sich zu des Lammes Hochzeit berei-
ten wolten, gebührete und anstund. Von sol-
chen Mahlzeiten weiß man jetzo gar wenig: sie
kämen wol vielen seltsam vor; zumahlen man des
Bräutigams nicht so begierig, daß man faste und
weine, so lange Er nicht gegenwärtig da ist.

Matth.

Quellen der Unreinigkeit.
ſchaͤndlich, heidniſch, und abſcheulich. An ſtatt der
Seelen ihres hohen Adels wahrzunehmen, und ſel-
bigen nicht zu ſchaͤnden, iſt da ein ſolches noͤthigen,
mahnen und anſtrengen zum Eſſen und Trincken,
daß es oft ſchwer auszuſtehen iſt. Hier ſtellet oft
ein Freund des andern ſeiner Seele nach, um ſie
in die gerichtete Lotterfalle der Luſtſucht hinein zu
ſtoſſen: welches gewiß wenig beſſer iſt, als die Ent-
bloͤſſungen des Leibes zur Erweckung der Geilheit.
Eben ſo that die Schlange der Eva, und dieſe
wieder dem Adam unter dem Schein der vertrau-
lichen Freundſchaft, da ſie einander mit der Lecker-
ſpeiſe und anmuthigen Baumfrucht zu ſchaͤndlicher
Uebertretung der liebenswuͤrdigen Befehle GOt-
tes anlocketen. Der Freßteufel thut moͤrderli-
chen Schaden, und wird nicht ſo leicht ausgetrie-
ben; ja es iſt faſt kein Ding, dadurch mehr See-
len gefangen werden: denn die Verſuchung kommt
faſt taͤglich wieder. Eſſen und Trincken war ne-
ben den andern Fleiſchesluͤſten der Untergang der
erſten Welt, Matth. 24, 38, 39. Und der Staͤd-
te Sodom und Gomorra, Luc. 17, 27. ja ſo gar
auch der heiligen Stadt Jeruſalem. Jeſ. 22, 12.
13, 14. Das war ebenmaͤßig der Untergang des
Jſraelitiſchen Koͤnigreichs. Amos 6, 4. 5. 6.

Von den erſten Chriſten bezeuget Tertullianus:
Ita epulabantur, ut qui noctu Deum erant adoraturi.

Jhre Liebes- und Freundſchaftsmaͤhler waren alſo
beſchaffen, als Leuten, ſo die gantze Nacht GOtt
anbeten, und ſich zu des Lammes Hochzeit berei-
ten wolten, gebuͤhrete und anſtund. Von ſol-
chen Mahlzeiten weiß man jetzo gar wenig: ſie
kaͤmen wol vielen ſeltſam vor; zumahlen man des
Braͤutigams nicht ſo begierig, daß man faſte und
weine, ſo lange Er nicht gegenwaͤrtig da iſt.

Matth.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0575" n="555"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Quellen der Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ndlich, heidni&#x017F;ch, und ab&#x017F;cheulich. An &#x017F;tatt der<lb/>
Seelen ihres hohen Adels wahrzunehmen, und &#x017F;el-<lb/>
bigen nicht zu &#x017F;cha&#x0364;nden, i&#x017F;t da ein &#x017F;olches no&#x0364;thigen,<lb/>
mahnen und an&#x017F;trengen zum E&#x017F;&#x017F;en und Trincken,<lb/>
daß es oft &#x017F;chwer auszu&#x017F;tehen i&#x017F;t. Hier &#x017F;tellet oft<lb/>
ein Freund des andern &#x017F;einer Seele nach, um &#x017F;ie<lb/>
in die gerichtete Lotterfalle der Lu&#x017F;t&#x017F;ucht hinein zu<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en: welches gewiß wenig be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, als die Ent-<lb/>
blo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ungen des Leibes zur Erweckung der Geilheit.<lb/>
Eben &#x017F;o that die Schlange der <hi rendition="#fr">Eva,</hi> und die&#x017F;e<lb/>
wieder dem <hi rendition="#fr">Adam</hi> unter dem Schein der vertrau-<lb/>
lichen Freund&#x017F;chaft, da &#x017F;ie einander mit der Lecker-<lb/>
&#x017F;pei&#x017F;e und anmuthigen Baumfrucht zu &#x017F;cha&#x0364;ndlicher<lb/>
Uebertretung der liebenswu&#x0364;rdigen Befehle GOt-<lb/>
tes anlocketen. Der <hi rendition="#fr">Freßteufel</hi> thut mo&#x0364;rderli-<lb/>
chen Schaden, und wird nicht &#x017F;o leicht ausgetrie-<lb/>
ben; ja es i&#x017F;t fa&#x017F;t kein Ding, dadurch mehr See-<lb/>
len gefangen werden: denn die Ver&#x017F;uchung kommt<lb/>
fa&#x017F;t ta&#x0364;glich wieder. E&#x017F;&#x017F;en und Trincken war ne-<lb/>
ben den andern Flei&#x017F;cheslu&#x0364;&#x017F;ten der Untergang der<lb/>
er&#x017F;ten Welt, Matth. 24, 38, 39. Und der Sta&#x0364;d-<lb/>
te Sodom und Gomorra, Luc. 17, 27. ja &#x017F;o gar<lb/>
auch der heiligen Stadt Jeru&#x017F;alem. Je&#x017F;. 22, 12.<lb/>
13, 14. Das war ebenma&#x0364;ßig der Untergang des<lb/>
J&#x017F;raeliti&#x017F;chen Ko&#x0364;nigreichs. Amos 6, 4. 5. 6.</p><lb/>
            <p>Von den er&#x017F;ten Chri&#x017F;ten bezeuget <hi rendition="#aq">Tertullianus:<lb/>
Ita epulabantur, ut qui noctu Deum erant adoraturi.</hi><lb/>
Jhre Liebes- und Freund&#x017F;chaftsma&#x0364;hler waren al&#x017F;o<lb/>
be&#x017F;chaffen, als Leuten, &#x017F;o die gantze Nacht GOtt<lb/>
anbeten, und &#x017F;ich zu des Lammes Hochzeit berei-<lb/>
ten wolten, gebu&#x0364;hrete und an&#x017F;tund. Von &#x017F;ol-<lb/>
chen Mahlzeiten weiß man jetzo gar wenig: &#x017F;ie<lb/>
ka&#x0364;men wol vielen &#x017F;elt&#x017F;am vor; zumahlen man des<lb/>
Bra&#x0364;utigams nicht &#x017F;o begierig, daß man fa&#x017F;te und<lb/>
weine, &#x017F;o lange Er nicht gegenwa&#x0364;rtig da i&#x017F;t.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Matth.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[555/0575] Quellen der Unreinigkeit. ſchaͤndlich, heidniſch, und abſcheulich. An ſtatt der Seelen ihres hohen Adels wahrzunehmen, und ſel- bigen nicht zu ſchaͤnden, iſt da ein ſolches noͤthigen, mahnen und anſtrengen zum Eſſen und Trincken, daß es oft ſchwer auszuſtehen iſt. Hier ſtellet oft ein Freund des andern ſeiner Seele nach, um ſie in die gerichtete Lotterfalle der Luſtſucht hinein zu ſtoſſen: welches gewiß wenig beſſer iſt, als die Ent- bloͤſſungen des Leibes zur Erweckung der Geilheit. Eben ſo that die Schlange der Eva, und dieſe wieder dem Adam unter dem Schein der vertrau- lichen Freundſchaft, da ſie einander mit der Lecker- ſpeiſe und anmuthigen Baumfrucht zu ſchaͤndlicher Uebertretung der liebenswuͤrdigen Befehle GOt- tes anlocketen. Der Freßteufel thut moͤrderli- chen Schaden, und wird nicht ſo leicht ausgetrie- ben; ja es iſt faſt kein Ding, dadurch mehr See- len gefangen werden: denn die Verſuchung kommt faſt taͤglich wieder. Eſſen und Trincken war ne- ben den andern Fleiſchesluͤſten der Untergang der erſten Welt, Matth. 24, 38, 39. Und der Staͤd- te Sodom und Gomorra, Luc. 17, 27. ja ſo gar auch der heiligen Stadt Jeruſalem. Jeſ. 22, 12. 13, 14. Das war ebenmaͤßig der Untergang des Jſraelitiſchen Koͤnigreichs. Amos 6, 4. 5. 6. Von den erſten Chriſten bezeuget Tertullianus: Ita epulabantur, ut qui noctu Deum erant adoraturi. Jhre Liebes- und Freundſchaftsmaͤhler waren alſo beſchaffen, als Leuten, ſo die gantze Nacht GOtt anbeten, und ſich zu des Lammes Hochzeit berei- ten wolten, gebuͤhrete und anſtund. Von ſol- chen Mahlzeiten weiß man jetzo gar wenig: ſie kaͤmen wol vielen ſeltſam vor; zumahlen man des Braͤutigams nicht ſo begierig, daß man faſte und weine, ſo lange Er nicht gegenwaͤrtig da iſt. Matth.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/575
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/575>, abgerufen am 12.05.2024.