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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Anhang zum dritten Theil,
werden. Sonst ist der Mensch, der viel wissen
und lernen will, ohne daß er die erkante Wahr-
heiten ins Thun, Wesen und Leben bringe, gleich
einem Feldherrn, der viel Städte einnimmt, die-
selbe aber nicht mit Volck besetzt, sondern nur im-
mer mehr einzunehmen trachtet: da kommt sein
Gegenpart hinter ihm her, und nimmt alles wie-
der hinweg, so daß er zuletzt nichts hat.

Der kürtzeste Weg zur Heiligung ist 1) auf den
ersten Zug des Vaters der Weltlust und Creatu-
renliebe absagen. 2) Jn dem Zug des Sohnes
sich selbst verläugnen, ohne die geringste Absicht
auf sich selbst in Zeit und Ewigkeit. Wer sich
nun hierinnen ernsthafft übet, der wird befinden,
daß der Vater unter dem Gesetze sein getreuer Be-
schützer, JEsus in der Kindschaft sein treuer Lieb-
haber, Lehrer und Wegweiser, und der heilige Geist
des gantzen Bekehrungswercks Meister sey: ruhet
deßwegen allezeit im Willen Christi. Eben so
wohl unter den Faustschlägen des Satans und
Pfahl im Fleisch, als in hohen Offenbahrungen
und Entzückungen ins Paradis, 2 Cor. 12. sinte-
mal er wohl weiß, daß Christi Wille auf gründ-
liche Heiligung und Seligmachung abzielet. Er
weiset alle seine Feinde bey seiner völligen Ueber-
gabe Christo zu, und ist versichert, daß er mäch-
tig genug und gantz geneigt seye, alle geistliche
und leibliche Feinde zu seiner Zeit und nach seinem
Willen zum Schemel seiner Füsse zu legen. Ehe
er aber dieses recht fasset, muß er in allem oft Lehr-
geld geben. Durch Fallen lernen die Kinder ge-
hen, und ihr eigen wircken, dadurch sie fallen, von
Christi wircken, dadurch sie stehen, wohl unter-
scheiden. Sind wir Christi, so wird er uns als
die seinen herrlich bewahren. Wer aber JEsu

ei-

Anhang zum dritten Theil,
werden. Sonſt iſt der Menſch, der viel wiſſen
und lernen will, ohne daß er die erkante Wahr-
heiten ins Thun, Weſen und Leben bringe, gleich
einem Feldherrn, der viel Staͤdte einnimmt, die-
ſelbe aber nicht mit Volck beſetzt, ſondern nur im-
mer mehr einzunehmen trachtet: da kommt ſein
Gegenpart hinter ihm her, und nimmt alles wie-
der hinweg, ſo daß er zuletzt nichts hat.

Der kuͤrtzeſte Weg zur Heiligung iſt 1) auf den
erſten Zug des Vaters der Weltluſt und Creatu-
renliebe abſagen. 2) Jn dem Zug des Sohnes
ſich ſelbſt verlaͤugnen, ohne die geringſte Abſicht
auf ſich ſelbſt in Zeit und Ewigkeit. Wer ſich
nun hierinnen ernſthafft uͤbet, der wird befinden,
daß der Vater unter dem Geſetze ſein getreuer Be-
ſchuͤtzer, JEſus in der Kindſchaft ſein treuer Lieb-
haber, Lehrer und Wegweiſer, und der heilige Geiſt
des gantzen Bekehrungswercks Meiſter ſey: ruhet
deßwegen allezeit im Willen Chriſti. Eben ſo
wohl unter den Fauſtſchlaͤgen des Satans und
Pfahl im Fleiſch, als in hohen Offenbahrungen
und Entzuͤckungen ins Paradis, 2 Cor. 12. ſinte-
mal er wohl weiß, daß Chriſti Wille auf gruͤnd-
liche Heiligung und Seligmachung abzielet. Er
weiſet alle ſeine Feinde bey ſeiner voͤlligen Ueber-
gabe Chriſto zu, und iſt verſichert, daß er maͤch-
tig genug und gantz geneigt ſeye, alle geiſtliche
und leibliche Feinde zu ſeiner Zeit und nach ſeinem
Willen zum Schemel ſeiner Fuͤſſe zu legen. Ehe
er aber dieſes recht faſſet, muß er in allem oft Lehr-
geld geben. Durch Fallen lernen die Kinder ge-
hen, und ihr eigen wircken, dadurch ſie fallen, von
Chriſti wircken, dadurch ſie ſtehen, wohl unter-
ſcheiden. Sind wir Chriſti, ſo wird er uns als
die ſeinen herrlich bewahren. Wer aber JEſu

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[602/0622] Anhang zum dritten Theil, werden. Sonſt iſt der Menſch, der viel wiſſen und lernen will, ohne daß er die erkante Wahr- heiten ins Thun, Weſen und Leben bringe, gleich einem Feldherrn, der viel Staͤdte einnimmt, die- ſelbe aber nicht mit Volck beſetzt, ſondern nur im- mer mehr einzunehmen trachtet: da kommt ſein Gegenpart hinter ihm her, und nimmt alles wie- der hinweg, ſo daß er zuletzt nichts hat. Der kuͤrtzeſte Weg zur Heiligung iſt 1) auf den erſten Zug des Vaters der Weltluſt und Creatu- renliebe abſagen. 2) Jn dem Zug des Sohnes ſich ſelbſt verlaͤugnen, ohne die geringſte Abſicht auf ſich ſelbſt in Zeit und Ewigkeit. Wer ſich nun hierinnen ernſthafft uͤbet, der wird befinden, daß der Vater unter dem Geſetze ſein getreuer Be- ſchuͤtzer, JEſus in der Kindſchaft ſein treuer Lieb- haber, Lehrer und Wegweiſer, und der heilige Geiſt des gantzen Bekehrungswercks Meiſter ſey: ruhet deßwegen allezeit im Willen Chriſti. Eben ſo wohl unter den Fauſtſchlaͤgen des Satans und Pfahl im Fleiſch, als in hohen Offenbahrungen und Entzuͤckungen ins Paradis, 2 Cor. 12. ſinte- mal er wohl weiß, daß Chriſti Wille auf gruͤnd- liche Heiligung und Seligmachung abzielet. Er weiſet alle ſeine Feinde bey ſeiner voͤlligen Ueber- gabe Chriſto zu, und iſt verſichert, daß er maͤch- tig genug und gantz geneigt ſeye, alle geiſtliche und leibliche Feinde zu ſeiner Zeit und nach ſeinem Willen zum Schemel ſeiner Fuͤſſe zu legen. Ehe er aber dieſes recht faſſet, muß er in allem oft Lehr- geld geben. Durch Fallen lernen die Kinder ge- hen, und ihr eigen wircken, dadurch ſie fallen, von Chriſti wircken, dadurch ſie ſtehen, wohl unter- ſcheiden. Sind wir Chriſti, ſo wird er uns als die ſeinen herrlich bewahren. Wer aber JEſu ei-

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/622>, abgerufen am 14.05.2024.