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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
"lem wachen, mit öftern Fasten, mit steter Andacht
"und mit einem starcken Vertrauen zu GOtt, in
"welchem auch allein ihr gantzer Trost und Hoff-
"nung stehet. Solche Menschen lässt der heilige
Geist niemals ohne Rath, Hülfe und Warnung;
er erinnert sie gleich, wo eine Gefahr der Sünden
vorhanden; sie sind ihm auch sehr folgsam, und
zwar plötzlich ohne Verzug und Wiederstehen,
damit nicht etwa aus einem Einfall ein fleischli-
cher Kützel entstehe, der sie sonst also fort vor
GOtt gemein und unanständig machen würde.
Ach das kann nur gar zu geschwind geschehen; dar-
über alle Kinder GOttes seuftzen und jammern;
deßhalb sie sich auch den heiligen Geist, der in ih-
nen wohnet, nicht erst lange abwehren lassen, son-
dern sind allezeit fertig, seiner Stimme alsbald zu
gehorchen, dancken ihm dafür, sind seiner Zucht
über allemassen froh, und verwundern sich über sei-
ner so unermüdeten Vorforge, die er für sie hat mehr
als keine Mutter für ihr liebstes Kind haben kann.

(Es ist unwidersprechlich eine hohe Gnade,
jemanden wider seinen Todfeind anführen, ehe er
noch fast unüberwindlich wird: und siehe! dis thut
der heilige Geist mit einer gantz unglaublichen
Treue und Erbarmung! Einen jungen Bär der
erst zur Welt kommt, kann ein junger Knabe wol
bemeistern: wo er aber erwächst, so zerreisset er
auch wol einen starcken Mann. Ein Schläng-
lein kann ein Kind zertreten: läßt man es aber zu
einem grossen Drachen werden, so verschlinget er
Vieh und Menschen. Es kostet mehr Mühe ei-
ne Feuersbrunst zu dämpfen, als ein Füncklein zu
löschen. Darum ist die Lehre des heiligen Geistes
sehr köstlich, da er spricht: Psal. 137, 9. Selig
ist, der die jungen Kinder,
die ersten einfallen-

den
Y y 3

C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
„lem wachen, mit oͤftern Faſten, mit ſteter Andacht
„und mit einem ſtarcken Vertrauen zu GOtt, in
„welchem auch allein ihr gantzer Troſt und Hoff-
„nung ſtehet. Solche Menſchen laͤſſt der heilige
Geiſt niemals ohne Rath, Huͤlfe und Warnung;
er erinnert ſie gleich, wo eine Gefahr der Suͤnden
vorhanden; ſie ſind ihm auch ſehr folgſam, und
zwar ploͤtzlich ohne Verzug und Wiederſtehen,
damit nicht etwa aus einem Einfall ein fleiſchli-
cher Kuͤtzel entſtehe, der ſie ſonſt alſo fort vor
GOtt gemein und unanſtaͤndig machen wuͤrde.
Ach das kann nur gar zu geſchwind geſchehen; dar-
uͤber alle Kinder GOttes ſeuftzen und jammern;
deßhalb ſie ſich auch den heiligen Geiſt, der in ih-
nen wohnet, nicht erſt lange abwehren laſſen, ſon-
dern ſind allezeit fertig, ſeiner Stimme alsbald zu
gehorchen, dancken ihm dafuͤr, ſind ſeiner Zucht
uͤber allemaſſen froh, und verwundern ſich uͤber ſei-
ner ſo unermuͤdeten Vorforge, die er fuͤr ſie hat mehr
als keine Mutter fuͤr ihr liebſtes Kind haben kann.

(Es iſt unwiderſprechlich eine hohe Gnade,
jemanden wider ſeinen Todfeind anfuͤhren, ehe er
noch faſt unuͤberwindlich wird: und ſiehe! dis thut
der heilige Geiſt mit einer gantz unglaublichen
Treue und Erbarmung! Einen jungen Baͤr der
erſt zur Welt kommt, kann ein junger Knabe wol
bemeiſtern: wo er aber erwaͤchſt, ſo zerreiſſet er
auch wol einen ſtarcken Mann. Ein Schlaͤng-
lein kann ein Kind zertreten: laͤßt man es aber zu
einem groſſen Drachen werden, ſo verſchlinget er
Vieh und Menſchen. Es koſtet mehr Muͤhe ei-
ne Feuersbrunſt zu daͤmpfen, als ein Fuͤncklein zu
loͤſchen. Darum iſt die Lehre des heiligen Geiſtes
ſehr koͤſtlich, da er ſpricht: Pſal. 137, 9. Selig
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[709/0729] C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit. „lem wachen, mit oͤftern Faſten, mit ſteter Andacht „und mit einem ſtarcken Vertrauen zu GOtt, in „welchem auch allein ihr gantzer Troſt und Hoff- „nung ſtehet. Solche Menſchen laͤſſt der heilige Geiſt niemals ohne Rath, Huͤlfe und Warnung; er erinnert ſie gleich, wo eine Gefahr der Suͤnden vorhanden; ſie ſind ihm auch ſehr folgſam, und zwar ploͤtzlich ohne Verzug und Wiederſtehen, damit nicht etwa aus einem Einfall ein fleiſchli- cher Kuͤtzel entſtehe, der ſie ſonſt alſo fort vor GOtt gemein und unanſtaͤndig machen wuͤrde. Ach das kann nur gar zu geſchwind geſchehen; dar- uͤber alle Kinder GOttes ſeuftzen und jammern; deßhalb ſie ſich auch den heiligen Geiſt, der in ih- nen wohnet, nicht erſt lange abwehren laſſen, ſon- dern ſind allezeit fertig, ſeiner Stimme alsbald zu gehorchen, dancken ihm dafuͤr, ſind ſeiner Zucht uͤber allemaſſen froh, und verwundern ſich uͤber ſei- ner ſo unermuͤdeten Vorforge, die er fuͤr ſie hat mehr als keine Mutter fuͤr ihr liebſtes Kind haben kann. (Es iſt unwiderſprechlich eine hohe Gnade, jemanden wider ſeinen Todfeind anfuͤhren, ehe er noch faſt unuͤberwindlich wird: und ſiehe! dis thut der heilige Geiſt mit einer gantz unglaublichen Treue und Erbarmung! Einen jungen Baͤr der erſt zur Welt kommt, kann ein junger Knabe wol bemeiſtern: wo er aber erwaͤchſt, ſo zerreiſſet er auch wol einen ſtarcken Mann. Ein Schlaͤng- lein kann ein Kind zertreten: laͤßt man es aber zu einem groſſen Drachen werden, ſo verſchlinget er Vieh und Menſchen. Es koſtet mehr Muͤhe ei- ne Feuersbrunſt zu daͤmpfen, als ein Fuͤncklein zu loͤſchen. Darum iſt die Lehre des heiligen Geiſtes ſehr koͤſtlich, da er ſpricht: Pſal. 137, 9. Selig iſt, der die jungen Kinder, die erſten einfallen- den Y y 3

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 709. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/729>, abgerufen am 14.05.2024.