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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

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Anhang zum dritten Theil,
achte es für eine sonderbare Gnade, wann du die
unreine Lust für ein tödtlich Gift und böses Ge-
schwär achtest, und für einen feurigen Biß der al-
ten Schlange, der das Gewissen in schrecklichen
Schaden bringt, und die äusserste Bitterkeit erwe-
cket: dis aber beweget dich Gnade zu suchen, und
JEsum den gecreutzigten im Glauben thränend
anzusehen. 4 Mos. 21. Selig sind die armen am
Geist,
die da meinen, sie seyen voll Unflaths; die
Keuschheit werde ihnen abgeschlagen und sey sehr
ferne von ihnen; es seye nichts gutes da; sie seyen
gantz verlohren etc. Siehe, das Himmelreich ist
ihr.
Die Tugend der Keuschheit ist ihnen am
nächsten. GOtt verbirgt sein Reich so tief in den
Seelen seiner begnadigten, daß es niemanden be-
kannt ist, auch ihnen selbst nicht, sondern ihm al-
lein, Psalm. 1, 6. Col. 3, 3. Ruhe liegt im Un-
frieden verborgen; des Gerechten seine reelle und
wahrhaftige Ehre beruhet in JEsu seiner Schmach,
und seine Freude wird oftmals in Leid verstecket
und unsichtbar gemacht: Eben also mag seine
Keuschheit in der jämmerlichen und peinigenden
Naturlust und Trieb wie in einem stachlichten Dorn-
gehecke eine Weile verberget werden; und dis
macht ihm sein gröstes Creutz auf Erden.

Selig sind die da Leide tragen, daß sie noch so
oft mit diesem Koth der Höllen bespritzt werden;
daß ihnen wieder ihren Willen so arge Gedancken
einfallen; daß sie nicht so vollkommen keusch seyn
können, gantz und gar ohne alle fleischliche Be-
gierde, wie die Engel im Himmel zu bleiben: diese
um die rechte, ewige, grundgute Keuschheit be-
kümmerte Hertzen werden getröstet werden.
Man muß ihnen allerdings anzeigen, daß diß erst
die rechte güldene Keuschheit sey, die sich also im

Streit

Anhang zum dritten Theil,
achte es fuͤr eine ſonderbare Gnade, wann du die
unreine Luſt fuͤr ein toͤdtlich Gift und boͤſes Ge-
ſchwaͤr achteſt, und fuͤr einen feurigen Biß der al-
ten Schlange, der das Gewiſſen in ſchrecklichen
Schaden bringt, und die aͤuſſerſte Bitterkeit erwe-
cket: dis aber beweget dich Gnade zu ſuchen, und
JEſum den gecreutzigten im Glauben thraͤnend
anzuſehen. 4 Moſ. 21. Selig ſind die armen am
Geiſt,
die da meinen, ſie ſeyen voll Unflaths; die
Keuſchheit werde ihnen abgeſchlagen und ſey ſehr
ferne von ihnen; es ſeye nichts gutes da; ſie ſeyen
gantz verlohren ꝛc. Siehe, das Himmelreich iſt
ihr.
Die Tugend der Keuſchheit iſt ihnen am
naͤchſten. GOtt verbirgt ſein Reich ſo tief in den
Seelen ſeiner begnadigten, daß es niemanden be-
kannt iſt, auch ihnen ſelbſt nicht, ſondern ihm al-
lein, Pſalm. 1, 6. Col. 3, 3. Ruhe liegt im Un-
frieden verborgen; des Gerechten ſeine reelle und
wahrhaftige Ehre beruhet in JEſu ſeiner Schmach,
und ſeine Freude wird oftmals in Leid verſtecket
und unſichtbar gemacht: Eben alſo mag ſeine
Keuſchheit in der jaͤmmerlichen und peinigenden
Naturluſt und Trieb wie in einem ſtachlichten Dorn-
gehecke eine Weile verberget werden; und dis
macht ihm ſein groͤſtes Creutz auf Erden.

Selig ſind die da Leide tragen, daß ſie noch ſo
oft mit dieſem Koth der Hoͤllen beſpritzt werden;
daß ihnen wieder ihren Willen ſo arge Gedancken
einfallen; daß ſie nicht ſo vollkommen keuſch ſeyn
koͤnnen, gantz und gar ohne alle fleiſchliche Be-
gierde, wie die Engel im Himmel zu bleiben: dieſe
um die rechte, ewige, grundgute Keuſchheit be-
kuͤmmerte Hertzen werden getroͤſtet werden.
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die rechte guͤldene Keuſchheit ſey, die ſich alſo im

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[712/0732] Anhang zum dritten Theil, achte es fuͤr eine ſonderbare Gnade, wann du die unreine Luſt fuͤr ein toͤdtlich Gift und boͤſes Ge- ſchwaͤr achteſt, und fuͤr einen feurigen Biß der al- ten Schlange, der das Gewiſſen in ſchrecklichen Schaden bringt, und die aͤuſſerſte Bitterkeit erwe- cket: dis aber beweget dich Gnade zu ſuchen, und JEſum den gecreutzigten im Glauben thraͤnend anzuſehen. 4 Moſ. 21. Selig ſind die armen am Geiſt, die da meinen, ſie ſeyen voll Unflaths; die Keuſchheit werde ihnen abgeſchlagen und ſey ſehr ferne von ihnen; es ſeye nichts gutes da; ſie ſeyen gantz verlohren ꝛc. Siehe, das Himmelreich iſt ihr. Die Tugend der Keuſchheit iſt ihnen am naͤchſten. GOtt verbirgt ſein Reich ſo tief in den Seelen ſeiner begnadigten, daß es niemanden be- kannt iſt, auch ihnen ſelbſt nicht, ſondern ihm al- lein, Pſalm. 1, 6. Col. 3, 3. Ruhe liegt im Un- frieden verborgen; des Gerechten ſeine reelle und wahrhaftige Ehre beruhet in JEſu ſeiner Schmach, und ſeine Freude wird oftmals in Leid verſtecket und unſichtbar gemacht: Eben alſo mag ſeine Keuſchheit in der jaͤmmerlichen und peinigenden Naturluſt und Trieb wie in einem ſtachlichten Dorn- gehecke eine Weile verberget werden; und dis macht ihm ſein groͤſtes Creutz auf Erden. Selig ſind die da Leide tragen, daß ſie noch ſo oft mit dieſem Koth der Hoͤllen beſpritzt werden; daß ihnen wieder ihren Willen ſo arge Gedancken einfallen; daß ſie nicht ſo vollkommen keuſch ſeyn koͤnnen, gantz und gar ohne alle fleiſchliche Be- gierde, wie die Engel im Himmel zu bleiben: dieſe um die rechte, ewige, grundgute Keuſchheit be- kuͤmmerte Hertzen werden getroͤſtet werden. Man muß ihnen allerdings anzeigen, daß diß erſt die rechte guͤldene Keuſchheit ſey, die ſich alſo im Streit

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Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/732>, abgerufen am 14.05.2024.