Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 101. Juristische Personen. Fiscus.
genthümlichen Erwerbungen waren in der Regel einer
zwanzigjährigen Verjährung unterworfen (b), bey herren-
losen Erbschaften aber ausnahmsweise einer vierjähri-
gen (c). -- Von dem Fiscus ist das Privatvermögen des
Fürsten an sich in allen Staaten verschieden (§ 88. pp):
im Römischen Recht jedoch sind die Privilegien des Fis-
cus auch auf das Privatvermögen des Kaisers, ja selbst
der Kaiserin, ausgedehnt worden (d).

Bey der juristischen Persönlichkeit des Fiscus ver-
schwinden die bey den Corporationen erwähnten Zweifel
und Irrthümer gänzlich, indem das Recht zur Vertretung
des Fiscus, vermittelst einzelner Personen oder ganzer
Behörden, lediglich durch die, dem öffentlichen Rechte je-
des Staats angehörende, Verfassung des Fiscus be-
stimmt wird.

Eine allgemeine Bemerkung über diese Seite des Fis-
cus muß aber hier ihre Stelle finden. Der Fiscus un-
terscheidet sich von allen anderen juristischen Personen durch
eine ganz eigenthümliche Stellung (§ 86. 87. 88). Im äl-
teren Römischen Recht war bey natürlichen, wie bey ju-
ristischen Personen, die Rechtsfähigkeit, nach Gegenstän-
den und Graden, mannichfach bestimmt. Namentlich wurde
den Corporationen lange Zeit die Erbfähigkeit versagt, und
die alten Juristen suchten diese mangelnde Fähigkeit aus

(b) L. 1 § 3. 4. 5 de j. fisci
(49. 14.).
(c) L. 1 § 1. 2 de j, fisci
(49. 14.).
(d) L. 6 § 1 de j. fisci (49. 14.).

§. 101. Juriſtiſche Perſonen. Fiscus.
genthümlichen Erwerbungen waren in der Regel einer
zwanzigjährigen Verjährung unterworfen (b), bey herren-
loſen Erbſchaften aber ausnahmsweiſe einer vierjähri-
gen (c). — Von dem Fiscus iſt das Privatvermögen des
Fürſten an ſich in allen Staaten verſchieden (§ 88. pp):
im Römiſchen Recht jedoch ſind die Privilegien des Fis-
cus auch auf das Privatvermoͤgen des Kaiſers, ja ſelbſt
der Kaiſerin, ausgedehnt worden (d).

Bey der juriſtiſchen Perſönlichkeit des Fiscus ver-
ſchwinden die bey den Corporationen erwähnten Zweifel
und Irrthümer gänzlich, indem das Recht zur Vertretung
des Fiscus, vermittelſt einzelner Perſonen oder ganzer
Behörden, lediglich durch die, dem öffentlichen Rechte je-
des Staats angehörende, Verfaſſung des Fiscus be-
ſtimmt wird.

Eine allgemeine Bemerkung über dieſe Seite des Fis-
cus muß aber hier ihre Stelle finden. Der Fiscus un-
terſcheidet ſich von allen anderen juriſtiſchen Perſonen durch
eine ganz eigenthümliche Stellung (§ 86. 87. 88). Im äl-
teren Römiſchen Recht war bey natürlichen, wie bey ju-
riſtiſchen Perſonen, die Rechtsfähigkeit, nach Gegenſtän-
den und Graden, mannichfach beſtimmt. Namentlich wurde
den Corporationen lange Zeit die Erbfähigkeit verſagt, und
die alten Juriſten ſuchten dieſe mangelnde Fähigkeit aus

(b) L. 1 § 3. 4. 5 de j. fisci
(49. 14.).
(c) L. 1 § 1. 2 de j, fisci
(49. 14.).
(d) L. 6 § 1 de j. fisci (49. 14.).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0375" n="361"/><fw place="top" type="header">§. 101. Juri&#x017F;ti&#x017F;che Per&#x017F;onen. Fiscus.</fw><lb/>
genthümlichen Erwerbungen waren in der Regel einer<lb/>
zwanzigjährigen Verjährung unterworfen <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 1 § 3. 4. 5 <hi rendition="#i">de j. fisci</hi></hi><lb/>
(49. 14.).</note>, bey herren-<lb/>
lo&#x017F;en Erb&#x017F;chaften aber ausnahmswei&#x017F;e einer vierjähri-<lb/>
gen <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 1 § 1. 2 <hi rendition="#i">de j, fisci</hi></hi><lb/>
(49. 14.).</note>. &#x2014; Von dem Fiscus i&#x017F;t das Privatvermögen des<lb/>
Für&#x017F;ten an &#x017F;ich in allen Staaten ver&#x017F;chieden (§ 88. <hi rendition="#aq">pp</hi>):<lb/>
im Römi&#x017F;chen Recht jedoch &#x017F;ind die Privilegien des Fis-<lb/>
cus auch auf das Privatvermo&#x0364;gen des Kai&#x017F;ers, ja &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
der Kai&#x017F;erin, ausgedehnt worden <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 6 § 1 <hi rendition="#i">de j. fisci</hi></hi> (49. 14.).</note>.</p><lb/>
            <p>Bey der juri&#x017F;ti&#x017F;chen Per&#x017F;önlichkeit des Fiscus ver-<lb/>
&#x017F;chwinden die bey den Corporationen erwähnten Zweifel<lb/>
und Irrthümer gänzlich, indem das Recht zur Vertretung<lb/>
des Fiscus, vermittel&#x017F;t einzelner Per&#x017F;onen oder ganzer<lb/>
Behörden, lediglich durch die, dem öffentlichen Rechte je-<lb/>
des Staats angehörende, Verfa&#x017F;&#x017F;ung des Fiscus be-<lb/>
&#x017F;timmt wird.</p><lb/>
            <p>Eine allgemeine Bemerkung über die&#x017F;e Seite des Fis-<lb/>
cus muß aber hier ihre Stelle finden. Der Fiscus un-<lb/>
ter&#x017F;cheidet &#x017F;ich von allen anderen juri&#x017F;ti&#x017F;chen Per&#x017F;onen durch<lb/>
eine ganz eigenthümliche Stellung (§ 86. 87. 88). Im äl-<lb/>
teren Römi&#x017F;chen Recht war bey natürlichen, wie bey ju-<lb/>
ri&#x017F;ti&#x017F;chen Per&#x017F;onen, die Rechtsfähigkeit, nach Gegen&#x017F;tän-<lb/>
den und Graden, mannichfach be&#x017F;timmt. Namentlich wurde<lb/>
den Corporationen lange Zeit die Erbfähigkeit ver&#x017F;agt, und<lb/>
die alten Juri&#x017F;ten &#x017F;uchten die&#x017F;e mangelnde Fähigkeit aus<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0375] §. 101. Juriſtiſche Perſonen. Fiscus. genthümlichen Erwerbungen waren in der Regel einer zwanzigjährigen Verjährung unterworfen (b), bey herren- loſen Erbſchaften aber ausnahmsweiſe einer vierjähri- gen (c). — Von dem Fiscus iſt das Privatvermögen des Fürſten an ſich in allen Staaten verſchieden (§ 88. pp): im Römiſchen Recht jedoch ſind die Privilegien des Fis- cus auch auf das Privatvermoͤgen des Kaiſers, ja ſelbſt der Kaiſerin, ausgedehnt worden (d). Bey der juriſtiſchen Perſönlichkeit des Fiscus ver- ſchwinden die bey den Corporationen erwähnten Zweifel und Irrthümer gänzlich, indem das Recht zur Vertretung des Fiscus, vermittelſt einzelner Perſonen oder ganzer Behörden, lediglich durch die, dem öffentlichen Rechte je- des Staats angehörende, Verfaſſung des Fiscus be- ſtimmt wird. Eine allgemeine Bemerkung über dieſe Seite des Fis- cus muß aber hier ihre Stelle finden. Der Fiscus un- terſcheidet ſich von allen anderen juriſtiſchen Perſonen durch eine ganz eigenthümliche Stellung (§ 86. 87. 88). Im äl- teren Römiſchen Recht war bey natürlichen, wie bey ju- riſtiſchen Perſonen, die Rechtsfähigkeit, nach Gegenſtän- den und Graden, mannichfach beſtimmt. Namentlich wurde den Corporationen lange Zeit die Erbfähigkeit verſagt, und die alten Juriſten ſuchten dieſe mangelnde Fähigkeit aus (b) L. 1 § 3. 4. 5 de j. fisci (49. 14.). (c) L. 1 § 1. 2 de j, fisci (49. 14.). (d) L. 6 § 1 de j. fisci (49. 14.).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/375
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/375>, abgerufen am 06.05.2024.