Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Vitalität.
seyn, das heißt die Schwangerschaft muß über Sechs
volle Monate gedauert haben, und diese Angabe über das
praktische Recht stimmt vollkommen überein mit dem Mi-
nimum, welches bey der Vermuthung der Paternität von
Ulpian und von Paulus selbst in anderen Stellen ange-
geben wird (Note e), nämlich mit den 182 Tagen. So
weit ist Alles klar und zusammenhängend; es entsteht aber
eine große Schwierigkeit dadurch, daß Paulus im § 5.
die Angabe des siebenten Monats durch die Autorität des
Pythagoras unterstützen will; denn nach Pythagoras, sagt
Paulus, werde ein reifes Kind geboren ant septimo pleno,
aut decimo mense.
Dieses stimmt nicht mit den vorher-
gehenden Worten, noch mit der oben angegebenen Regel,
nach welchen schon der Anfang des siebenten Monats hin-
reicht. Deswegen hat Noodt folgende mäßige Emenda-
tion vorgeschlagen, die seitdem noch durch eine verglichene
alte Handschrift unterstützt worden ist: ut aut septimo,
aut pleno decimo mense
(w); dadurch entsteht eine schein-
bare Übereinstimmung mit der Regel Ulpians von dem
Zwischenraum zwischen 182 und 300 Tagen. Aber doch
nur eine scheinbare, da pleno decimo mense nicht heißt:
im ganzen Lauf des zehenten Monats (sey es im Anfang,
in der Mitte, oder am Ende desselben), wie es der Re-
gel Ulpians gemäß seyn würde, sondern genau am Ende
desselben (so viel als completo decimo mense), so daß

(w) Noodt ad Pandectas Lib. 1
Tit.
6. -- Die Leseart der Hand-
schrift ist angegeben in der Bonner
Quartausgabe, appendix p. 187.

Vitalität.
ſeyn, das heißt die Schwangerſchaft muß über Sechs
volle Monate gedauert haben, und dieſe Angabe über das
praktiſche Recht ſtimmt vollkommen überein mit dem Mi-
nimum, welches bey der Vermuthung der Paternität von
Ulpian und von Paulus ſelbſt in anderen Stellen ange-
geben wird (Note e), nämlich mit den 182 Tagen. So
weit iſt Alles klar und zuſammenhängend; es entſteht aber
eine große Schwierigkeit dadurch, daß Paulus im § 5.
die Angabe des ſiebenten Monats durch die Autorität des
Pythagoras unterſtützen will; denn nach Pythagoras, ſagt
Paulus, werde ein reifes Kind geboren ant septimo pleno,
aut decimo mense.
Dieſes ſtimmt nicht mit den vorher-
gehenden Worten, noch mit der oben angegebenen Regel,
nach welchen ſchon der Anfang des ſiebenten Monats hin-
reicht. Deswegen hat Noodt folgende mäßige Emenda-
tion vorgeſchlagen, die ſeitdem noch durch eine verglichene
alte Handſchrift unterſtützt worden iſt: ut aut septimo,
aut pleno decimo mense
(w); dadurch entſteht eine ſchein-
bare Übereinſtimmung mit der Regel Ulpians von dem
Zwiſchenraum zwiſchen 182 und 300 Tagen. Aber doch
nur eine ſcheinbare, da pleno decimo mense nicht heißt:
im ganzen Lauf des zehenten Monats (ſey es im Anfang,
in der Mitte, oder am Ende deſſelben), wie es der Re-
gel Ulpians gemäß ſeyn würde, ſondern genau am Ende
deſſelben (ſo viel als completo decimo mense), ſo daß

(w) Noodt ad Pandectas Lib. 1
Tit.
6. — Die Leſeart der Hand-
ſchrift iſt angegeben in der Bonner
Quartausgabe, appendix p. 187.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0419" n="405"/><fw place="top" type="header">Vitalität.</fw><lb/>
&#x017F;eyn, das heißt die Schwanger&#x017F;chaft muß über Sechs<lb/>
volle Monate gedauert haben, und die&#x017F;e Angabe über das<lb/>
prakti&#x017F;che Recht &#x017F;timmt vollkommen überein mit dem Mi-<lb/>
nimum, welches bey der Vermuthung der Paternität von<lb/>
Ulpian und von Paulus &#x017F;elb&#x017F;t in anderen Stellen ange-<lb/>
geben wird (Note <hi rendition="#aq">e</hi>), nämlich mit den 182 Tagen. So<lb/>
weit i&#x017F;t Alles klar und zu&#x017F;ammenhängend; es ent&#x017F;teht aber<lb/>
eine große Schwierigkeit dadurch, daß Paulus im § 5.<lb/>
die Angabe des &#x017F;iebenten Monats durch die Autorität des<lb/>
Pythagoras unter&#x017F;tützen will; denn nach Pythagoras, &#x017F;agt<lb/>
Paulus, werde ein reifes Kind geboren <hi rendition="#aq">ant septimo pleno,<lb/>
aut decimo mense.</hi> Die&#x017F;es &#x017F;timmt nicht mit den vorher-<lb/>
gehenden Worten, noch mit der oben angegebenen Regel,<lb/>
nach welchen &#x017F;chon der <hi rendition="#g">Anfang</hi> des &#x017F;iebenten Monats hin-<lb/>
reicht. Deswegen hat <hi rendition="#g">Noodt</hi> folgende mäßige Emenda-<lb/>
tion vorge&#x017F;chlagen, die &#x017F;eitdem noch durch eine verglichene<lb/>
alte Hand&#x017F;chrift unter&#x017F;tützt worden i&#x017F;t: <hi rendition="#aq">ut aut septimo,<lb/>
aut pleno decimo mense</hi> <note place="foot" n="(w)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Noodt</hi> ad Pandectas Lib. 1<lb/>
Tit.</hi> 6. &#x2014; Die Le&#x017F;eart der Hand-<lb/>
&#x017F;chrift i&#x017F;t angegeben in der Bonner<lb/>
Quartausgabe, <hi rendition="#aq">appendix p.</hi> 187.</note>; dadurch ent&#x017F;teht eine &#x017F;chein-<lb/>
bare Überein&#x017F;timmung mit der Regel Ulpians von dem<lb/>
Zwi&#x017F;chenraum zwi&#x017F;chen 182 und 300 Tagen. Aber doch<lb/>
nur eine &#x017F;cheinbare, da <hi rendition="#aq">pleno decimo mense</hi> nicht heißt:<lb/>
im ganzen Lauf des zehenten Monats (&#x017F;ey es im Anfang,<lb/>
in der Mitte, oder am Ende de&#x017F;&#x017F;elben), wie es der Re-<lb/>
gel Ulpians gemäß &#x017F;eyn würde, &#x017F;ondern genau am Ende<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben (&#x017F;o viel als <hi rendition="#aq">completo decimo mense</hi>), &#x017F;o daß<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[405/0419] Vitalität. ſeyn, das heißt die Schwangerſchaft muß über Sechs volle Monate gedauert haben, und dieſe Angabe über das praktiſche Recht ſtimmt vollkommen überein mit dem Mi- nimum, welches bey der Vermuthung der Paternität von Ulpian und von Paulus ſelbſt in anderen Stellen ange- geben wird (Note e), nämlich mit den 182 Tagen. So weit iſt Alles klar und zuſammenhängend; es entſteht aber eine große Schwierigkeit dadurch, daß Paulus im § 5. die Angabe des ſiebenten Monats durch die Autorität des Pythagoras unterſtützen will; denn nach Pythagoras, ſagt Paulus, werde ein reifes Kind geboren ant septimo pleno, aut decimo mense. Dieſes ſtimmt nicht mit den vorher- gehenden Worten, noch mit der oben angegebenen Regel, nach welchen ſchon der Anfang des ſiebenten Monats hin- reicht. Deswegen hat Noodt folgende mäßige Emenda- tion vorgeſchlagen, die ſeitdem noch durch eine verglichene alte Handſchrift unterſtützt worden iſt: ut aut septimo, aut pleno decimo mense (w); dadurch entſteht eine ſchein- bare Übereinſtimmung mit der Regel Ulpians von dem Zwiſchenraum zwiſchen 182 und 300 Tagen. Aber doch nur eine ſcheinbare, da pleno decimo mense nicht heißt: im ganzen Lauf des zehenten Monats (ſey es im Anfang, in der Mitte, oder am Ende deſſelben), wie es der Re- gel Ulpians gemäß ſeyn würde, ſondern genau am Ende deſſelben (ſo viel als completo decimo mense), ſo daß (w) Noodt ad Pandectas Lib. 1 Tit. 6. — Die Leſeart der Hand- ſchrift iſt angegeben in der Bonner Quartausgabe, appendix p. 187.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/419
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/419>, abgerufen am 30.05.2024.