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Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855.

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68) regula S. Benedicti cap. 38 de hebdomadario lectore.
69) Für diejenigen verehrten Leserinnen, die mit dem Althochdeutsch
noch weniger vertraut sind, als der Verfasser dieser Anmerkungen, und
die sich vielleicht dafür interessiren, wie dieser Psalm damals wirklich
in Ekkehard's Mund und Sprechweise geklungen habe, sei hiemit die
wenig Jahrzehnte spätere Verdeutschung Notker's als Probe mitgetheilt:
Psalmus XLIV. Kuot wort irropfezta mein herza. meiniu werch
sago ih demo chuninge. mein wort ist also state also diu scrift
des spuotigo scribenten. Scone pist du fore allen menniscon.
knada ist kebreeitet in deinen lefsen. fone diu segenota dih Got
inVewa. Curte dein swert umbe dein deieh: filo gewaltigo. mit
deinem menniscinen bilde und mit deinero goteleichun sconi.
Sih an unsih. unde fram spuotigo chum hara fone himele unde
reicheso hier in deinero ecclesia. umbe warheeit unde mamenti
unde reht. Unde leeitet dih wunderlicho dein zesewa. deine
strala sind wasse, harto mahtige. Under dih sturzent die
liute, in demo herzen des chuninges fiendo. din stuol Got,
unde dein riche weret eiemer. Kerta gerihtennis ist deines reiches
kerta
u. s. w. s. Hattemer Denkmale etc. II. 156 u. ff.
70) "Dieses Musessen war in Sanct Gallen so gewöhnlich, daß
Kero das Wort cibi (Speisen) nicht besser als mit Mus, und das
Wort coenare (speisen) nicht anders als mit Abendmusen zu über-
setzen wußte." I. v. Arx Gesch. I. 178.
71) regula S. Benedicti cap. 39 de mensura cibi.
72) "Ilanch praecellat allemannicus et mala pellat." s. Hat-
temer Denkmale etc. III. 599. (In der vorzugsweise als liber bene-
dictionum
bezeichneten Handschrift 393 ist eine so reiche Speisekarte
von Fischen aufgezählt (Aeschen, Trischen, Lampreten u. s. w.), daß
man sie mit dem Gefühl vollkommener Befriedigung in Betreff des
Zustands der Klosterküche an den Fasttagen aus der Hand legt. Möchte
sie durch vollständige Ausgabe größeren gastronomisch-philologischen
Kreisen nicht länger vorenthalten bleiben.)
68) regula S. Benedicti cap. 38 de hebdomadario lectore.
69) Für diejenigen verehrten Leſerinnen, die mit dem Althochdeutſch
noch weniger vertraut ſind, als der Verfaſſer dieſer Anmerkungen, und
die ſich vielleicht dafür intereſſiren, wie dieſer Pſalm damals wirklich
in Ekkehard's Mund und Sprechweiſe geklungen habe, ſei hiemit die
wenig Jahrzehnte ſpätere Verdeutſchung Notker's als Probe mitgetheilt:
Psalmus XLIV. Kuôt wort irrópfezta mîn herza. mîniu werch
ſago ih démo chúninge. mîn wort iſt alſo ſtâte alſo diu ſcrift
deſ ſpuôtigo ſcríbenten. Scône piſt du fóre allen ménniſcon.
knada iſt kebreîtet in dînen lefſen. fone diu ſégenôta dih Got
in˘ewa. Curte dîn ſwert umbe dîn dîeh: filo gewáltigo. mit
dînem ménniſcinen bilde und mit dînero gótelîchun ſcôni.
Sih an únſih. unde frám ſpuotigo chum hára fone hímele unde
rîcheſo hier in dînero eccleſia. umbe warheît unde mámenti
unde reht. Unde leîtet dih wúnderlicho dîn zéſewa. dîne
ſtrâla ſind waſſe, hárto mahtige. Under dih ſturzent die
líute, in demo herzen deſ chuningeſ fiendo. din ſtuôl Got,
unde dîn riche weret îemer. Kerta gerihtenniſ iſt dîneſ rîcheſ
kerta
u. ſ. w. ſ. Hattemer Denkmale etc. II. 156 u. ff.
70) „Dieſes Museſſen war in Sanct Gallen ſo gewöhnlich, daß
Kero das Wort cibi (Speiſen) nicht beſſer als mit Mus, und das
Wort coenare (ſpeiſen) nicht anders als mit Abendmuſen zu über-
ſetzen wußte.“ I. v. Arx Geſch. I. 178.
71) regula S. Benedicti cap. 39 de mensura cibi.
72) „Ilanch præcellat allemannicus et mala pellat.“ ſ. Hat-
temer Denkmale etc. III. 599. (In der vorzugsweiſe als liber bene-
dictionum
bezeichneten Handſchrift 393 iſt eine ſo reiche Speiſekarte
von Fiſchen aufgezählt (Aeſchen, Triſchen, Lampreten u. ſ. w.), daß
man ſie mit dem Gefühl vollkommener Befriedigung in Betreff des
Zuſtands der Kloſterküche an den Faſttagen aus der Hand legt. Möchte
ſie durch vollſtändige Ausgabe größeren gaſtronomiſch-philologiſchen
Kreiſen nicht länger vorenthalten bleiben.)
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[425/0447] ⁶⁸⁾ regula S. Benedicti cap. 38 de hebdomadario lectore. ⁶⁹⁾ Für diejenigen verehrten Leſerinnen, die mit dem Althochdeutſch noch weniger vertraut ſind, als der Verfaſſer dieſer Anmerkungen, und die ſich vielleicht dafür intereſſiren, wie dieſer Pſalm damals wirklich in Ekkehard's Mund und Sprechweiſe geklungen habe, ſei hiemit die wenig Jahrzehnte ſpätere Verdeutſchung Notker's als Probe mitgetheilt: Psalmus XLIV. Kuôt wort irrópfezta mîn herza. mîniu werch ſago ih démo chúninge. mîn wort iſt alſo ſtâte alſo diu ſcrift deſ ſpuôtigo ſcríbenten. Scône piſt du fóre allen ménniſcon. knada iſt kebreîtet in dînen lefſen. fone diu ſégenôta dih Got in˘ewa. Curte dîn ſwert umbe dîn dîeh: filo gewáltigo. mit dînem ménniſcinen bilde und mit dînero gótelîchun ſcôni. Sih an únſih. unde frám ſpuotigo chum hára fone hímele unde rîcheſo hier in dînero eccleſia. umbe warheît unde mámenti unde reht. Unde leîtet dih wúnderlicho dîn zéſewa. dîne ſtrâla ſind waſſe, hárto mahtige. Under dih ſturzent die líute, in demo herzen deſ chuningeſ fiendo. din ſtuôl Got, unde dîn riche weret îemer. Kerta gerihtenniſ iſt dîneſ rîcheſ kerta u. ſ. w. ſ. Hattemer Denkmale etc. II. 156 u. ff. ⁷⁰⁾ „Dieſes Museſſen war in Sanct Gallen ſo gewöhnlich, daß Kero das Wort cibi (Speiſen) nicht beſſer als mit Mus, und das Wort coenare (ſpeiſen) nicht anders als mit Abendmuſen zu über- ſetzen wußte.“ I. v. Arx Geſch. I. 178. ⁷¹⁾ regula S. Benedicti cap. 39 de mensura cibi. ⁷²⁾ „Ilanch præcellat allemannicus et mala pellat.“ ſ. Hat- temer Denkmale etc. III. 599. (In der vorzugsweiſe als liber bene- dictionum bezeichneten Handſchrift 393 iſt eine ſo reiche Speiſekarte von Fiſchen aufgezählt (Aeſchen, Triſchen, Lampreten u. ſ. w.), daß man ſie mit dem Gefühl vollkommener Befriedigung in Betreff des Zuſtands der Kloſterküche an den Faſttagen aus der Hand legt. Möchte ſie durch vollſtändige Ausgabe größeren gaſtronomiſch-philologiſchen Kreiſen nicht länger vorenthalten bleiben.)

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Zitationshilfe: Scheffel, Joseph Victor von: Ekkehard. Frankfurt (Main), 1855, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheffel_ekkehard_1855/447>, abgerufen am 14.05.2024.