Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803.

Bild:
<< vorherige Seite

ster machen. Ein Beyspiel des andern Falls
ist die Kenntniß der Sprachen, alter und neuer,
da diese allein den Zugang zu den vornehm¬
sten Quellen der Bildung und der Wissenschaft
öffnen. Es gehört hieher überhaupt alles, was
mehr oder weniger durch Gedächtniß aufgefaßt
seyn will, da dieß im früheren Alter theils
am schärfsten ist, theils am meisten geübt seyn
will.

Ich werde hier nur vorzüglich von dem
früheren Studium der Sprachen reden, welches
nicht bloß als nothwendige Stufe zu jeder fer¬
neren in der wissenschaftlichen Bildung unum¬
gänglich ist, sondern einen unabhängigen Werth
in sich selbst hat.

Die elenden Gründe, aus welchen vorzüg¬
lich das Erlernen der alten Sprachen im frühe¬
ren Alter von der modernen Erziehungskunst
bestritten wird, bedürfen keiner Widerlegung
mehr. Sie gelten nur für eben so viele beson¬
dere Beweise der Gemeinheit der Begriffe, die

ſter machen. Ein Beyſpiel des andern Falls
iſt die Kenntniß der Sprachen, alter und neuer,
da dieſe allein den Zugang zu den vornehm¬
ſten Quellen der Bildung und der Wiſſenſchaft
oͤffnen. Es gehoͤrt hieher uͤberhaupt alles, was
mehr oder weniger durch Gedaͤchtniß aufgefaßt
ſeyn will, da dieß im fruͤheren Alter theils
am ſchaͤrfſten iſt, theils am meiſten geuͤbt ſeyn
will.

Ich werde hier nur vorzuͤglich von dem
fruͤheren Studium der Sprachen reden, welches
nicht bloß als nothwendige Stufe zu jeder fer¬
neren in der wiſſenſchaftlichen Bildung unum¬
gaͤnglich iſt, ſondern einen unabhaͤngigen Werth
in ſich ſelbſt hat.

Die elenden Gruͤnde, aus welchen vorzuͤg¬
lich das Erlernen der alten Sprachen im fruͤhe¬
ren Alter von der modernen Erziehungskunſt
beſtritten wird, beduͤrfen keiner Widerlegung
mehr. Sie gelten nur fuͤr eben ſo viele beſon¬
dere Beweiſe der Gemeinheit der Begriffe, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0083" n="74"/>
&#x017F;ter machen. Ein Bey&#x017F;piel des andern Falls<lb/>
i&#x017F;t die Kenntniß der Sprachen, alter und neuer,<lb/>
da die&#x017F;e allein den Zugang zu den vornehm¬<lb/>
&#x017F;ten Quellen der Bildung und der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
o&#x0364;ffnen. Es geho&#x0364;rt hieher u&#x0364;berhaupt alles, was<lb/>
mehr oder weniger durch Geda&#x0364;chtniß aufgefaßt<lb/>
&#x017F;eyn will, da dieß im fru&#x0364;heren Alter theils<lb/>
am &#x017F;cha&#x0364;rf&#x017F;ten i&#x017F;t, theils am mei&#x017F;ten geu&#x0364;bt &#x017F;eyn<lb/>
will.</p><lb/>
        <p>Ich werde hier nur vorzu&#x0364;glich von dem<lb/>
fru&#x0364;heren Studium der Sprachen reden, welches<lb/>
nicht bloß als nothwendige Stufe zu jeder fer¬<lb/>
neren in der wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen Bildung unum¬<lb/>
ga&#x0364;nglich i&#x017F;t, &#x017F;ondern einen unabha&#x0364;ngigen Werth<lb/>
in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t hat.</p><lb/>
        <p>Die elenden Gru&#x0364;nde, aus welchen vorzu&#x0364;<lb/>
lich das Erlernen der alten Sprachen im fru&#x0364;he¬<lb/>
ren Alter von der modernen Erziehungskun&#x017F;t<lb/>
be&#x017F;tritten wird, bedu&#x0364;rfen keiner Widerlegung<lb/>
mehr. Sie gelten nur fu&#x0364;r eben &#x017F;o viele be&#x017F;on¬<lb/>
dere Bewei&#x017F;e der Gemeinheit der Begriffe, die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0083] ſter machen. Ein Beyſpiel des andern Falls iſt die Kenntniß der Sprachen, alter und neuer, da dieſe allein den Zugang zu den vornehm¬ ſten Quellen der Bildung und der Wiſſenſchaft oͤffnen. Es gehoͤrt hieher uͤberhaupt alles, was mehr oder weniger durch Gedaͤchtniß aufgefaßt ſeyn will, da dieß im fruͤheren Alter theils am ſchaͤrfſten iſt, theils am meiſten geuͤbt ſeyn will. Ich werde hier nur vorzuͤglich von dem fruͤheren Studium der Sprachen reden, welches nicht bloß als nothwendige Stufe zu jeder fer¬ neren in der wiſſenſchaftlichen Bildung unum¬ gaͤnglich iſt, ſondern einen unabhaͤngigen Werth in ſich ſelbſt hat. Die elenden Gruͤnde, aus welchen vorzuͤg¬ lich das Erlernen der alten Sprachen im fruͤhe¬ ren Alter von der modernen Erziehungskunſt beſtritten wird, beduͤrfen keiner Widerlegung mehr. Sie gelten nur fuͤr eben ſo viele beſon¬ dere Beweiſe der Gemeinheit der Begriffe, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/83
Zitationshilfe: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Vorlesungen über die Methode des academischen Studium. Tübingen, 1803, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelling_methode_1803/83>, abgerufen am 27.04.2024.