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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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tes/ welche uns nicht nur in H. Schrift berichtet/ Gen. VII. 19. Daß die
Wasser der Sündfluth über die höchsten spitzen der Bergen gangen/ son-
dern auch uns immerwährende Däncksäulen dessen vorstellet auf unseren
Alpgebirgen/ welche die grösten und höchsten sind von ganz Europa. Wer
wil hieran zweiflen/ wann er auf den obersten Bergfirsten unserer Landen
ansihet ganze Felsen/ die von lauter zerbrochenen/ auf ein ander gehäuften/
und in Stein verwandelten Meer-Muschelen/ und Schneken zusamen ge-
setzet sind? Kommet hieher ihr Verächter der H. Schrift/ die ihr vor eine
e[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ele Fabel haltet/ das was in den Bücheren Mosis von der Sündflut auf-
gezeichnet stehet; lehrnet hier ihr Gotteslaugner/ die stummen Felsen wer-
den euch predigen/ die Maurharte Berge werden euch/ wann ihr je zu biegen
sey/ weich machen: Es ist merkwürdig/ daß die Histori der so genanten ge-
bildeten Steinen (Lapidum Figuratorum) in disen letsten Zeiten eiferi-
ger untersuchet wird/ als jemalen; Aber auch das Gift der Gottes laugnung
und Schriftverachtung auf eine so subtile Manier zugerüstet/ und denen
Herzen der Menschen eingeflösset wird/ als jemalen: Es ist zwaren wahr/
daß die Muschel- und andere gebildete Steine nach viler Naturforscheren
Meinung zugeschrieben werden einer verborgenen Naturkraft/ welche sie al-
so in der Erden gestalte/ oder anderen und anderen ursachen/ von denen zu
anderen zeiten sol ein mehrers geredt werden. Es ist aber disere Materi sint
wenig Jahren so eiferig erforschet/ und die steine mit denen Meer Geschöpf-
ten so fleissig und sorgfältig verglichen worden/ das nun mehr ein vernünfti-
ger Mensch nicht zweiflen kan an herkunft der meisten so genanten figurier-
ten Steinen von der Sündflut. Jch wird dann und wann bey fortsetzung
diser Arbeit anlas haben/ die überbleibselen der Sündflut/ so in unseren Lan-
den befindlich/ dem gönstigen Leser vorzustellen/ dißmalen aber/ und in 6. fol-
genden Blättlein einiche vor deme in Lateinischer Sprach um etwas beschrie-
bene Steine vorzulegen/ und zugleich anzüdeuten/ welche von ihnen ganz ge-
wiß zu den zeiten der Sündflut gehören/ welche zweifelhaft/ welche endlich in
der Erden selbs gebildet worden?

Auf dem Läger/ Leger/ oder Läber Berg Züricher Gebiets/ so ein
theil d[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]s Jurae, oder Jurassi, bey der Hochwacht, findet man allerhand Ar-
ten Muschel-Schnecken- und andere Steine/ von denen dißmal nur die ra-
resten werde vormahlen.

Tab V. Jn der 1. und folgenden Figuren sihet man die so genanten
Stern-Steine/ welche bey unserem Gessnero heissen Asteria vera, und

Sphragis

tes/ welche uns nicht nur in H. Schrift berichtet/ Gen. VII. 19. Daß die
Waſſer der Suͤndfluth uͤber die hoͤchſten ſpitzen der Bergen gangen/ ſon-
dern auch uns immerwaͤhrende Daͤnckſaͤulen deſſen vorſtellet auf unſeren
Alpgebirgen/ welche die groͤſten und hoͤchſten ſind von ganz Europa. Wer
wil hieran zweiflen/ wann er auf den oberſten Bergfirſten unſerer Landen
anſihet ganze Felſen/ die von lauter zerbrochenen/ auf ein ander gehaͤuften/
und in Stein verwandelten Meer-Muſchelen/ und Schneken zuſamen ge-
ſetzet ſind? Kommet hieher ihr Veraͤchter der H. Schrift/ die ihr vor eine
e[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ele Fabel haltet/ das was in den Buͤcheren Moſis von der Suͤndflut auf-
gezeichnet ſtehet; lehrnet hier ihr Gotteslaugner/ die ſtummen Felſen wer-
den euch predigen/ die Maurharte Berge werden euch/ wann ihr je zu biegen
ſey/ weich machen: Es iſt merkwuͤrdig/ daß die Hiſtori der ſo genanten ge-
bildeten Steinen (Lapidum Figuratorum) in diſen letſten Zeiten eiferi-
ger unterſuchet wird/ als jemalen; Aber auch das Gift der Gottes laugnung
und Schriftverachtung auf eine ſo ſubtile Manier zugeruͤſtet/ und denen
Herzen der Menſchen eingefloͤſſet wird/ als jemalen: Es iſt zwaren wahr/
daß die Muſchel- und andere gebildete Steine nach viler Naturforſcheren
Meinung zugeſchrieben werden einer verborgenen Naturkraft/ welche ſie al-
ſo in der Erden geſtalte/ oder anderen und anderen urſachen/ von denen zu
anderen zeiten ſol ein mehrers geredt werden. Es iſt aber diſere Materi ſint
wenig Jahren ſo eiferig erforſchet/ und die ſteine mit denen Meer Geſchoͤpf-
ten ſo fleiſſig und ſorgfaͤltig verglichen worden/ das nun mehr ein vernuͤnfti-
ger Menſch nicht zweiflen kan an herkunft der meiſten ſo genanten figurier-
ten Steinen von der Suͤndflut. Jch wird dann und wann bey fortſetzung
diſer Arbeit anlas haben/ die uͤberbleibſelen der Suͤndflut/ ſo in unſeren Lan-
den befindlich/ dem goͤnſtigen Leſer vorzuſtellen/ dißmalen aber/ und in 6. fol-
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bene Steine vorzulegen/ und zugleich anzuͤdeuten/ welche von ihnen ganz ge-
wiß zu den zeiten der Suͤndflut gehoͤren/ welche zweifelhaft/ welche endlich in
der Erden ſelbs gebildet worden?

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ten Muſchel-Schnecken- und andere Steine/ von denen dißmal nur die ra-
reſten werde vormahlen.

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Stern-Steine/ welche bey unſerem Geſſnero heiſſen Aſteria vera, und

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[(90)[90]/0113] tes/ welche uns nicht nur in H. Schrift berichtet/ Gen. VII. 19. Daß die Waſſer der Suͤndfluth uͤber die hoͤchſten ſpitzen der Bergen gangen/ ſon- dern auch uns immerwaͤhrende Daͤnckſaͤulen deſſen vorſtellet auf unſeren Alpgebirgen/ welche die groͤſten und hoͤchſten ſind von ganz Europa. Wer wil hieran zweiflen/ wann er auf den oberſten Bergfirſten unſerer Landen anſihet ganze Felſen/ die von lauter zerbrochenen/ auf ein ander gehaͤuften/ und in Stein verwandelten Meer-Muſchelen/ und Schneken zuſamen ge- ſetzet ſind? Kommet hieher ihr Veraͤchter der H. Schrift/ die ihr vor eine e_ele Fabel haltet/ das was in den Buͤcheren Moſis von der Suͤndflut auf- gezeichnet ſtehet; lehrnet hier ihr Gotteslaugner/ die ſtummen Felſen wer- den euch predigen/ die Maurharte Berge werden euch/ wann ihr je zu biegen ſey/ weich machen: Es iſt merkwuͤrdig/ daß die Hiſtori der ſo genanten ge- bildeten Steinen (Lapidum Figuratorum) in diſen letſten Zeiten eiferi- ger unterſuchet wird/ als jemalen; Aber auch das Gift der Gottes laugnung und Schriftverachtung auf eine ſo ſubtile Manier zugeruͤſtet/ und denen Herzen der Menſchen eingefloͤſſet wird/ als jemalen: Es iſt zwaren wahr/ daß die Muſchel- und andere gebildete Steine nach viler Naturforſcheren Meinung zugeſchrieben werden einer verborgenen Naturkraft/ welche ſie al- ſo in der Erden geſtalte/ oder anderen und anderen urſachen/ von denen zu anderen zeiten ſol ein mehrers geredt werden. Es iſt aber diſere Materi ſint wenig Jahren ſo eiferig erforſchet/ und die ſteine mit denen Meer Geſchoͤpf- ten ſo fleiſſig und ſorgfaͤltig verglichen worden/ das nun mehr ein vernuͤnfti- ger Menſch nicht zweiflen kan an herkunft der meiſten ſo genanten figurier- ten Steinen von der Suͤndflut. Jch wird dann und wann bey fortſetzung diſer Arbeit anlas haben/ die uͤberbleibſelen der Suͤndflut/ ſo in unſeren Lan- den befindlich/ dem goͤnſtigen Leſer vorzuſtellen/ dißmalen aber/ und in 6. fol- genden Blaͤttlein einiche vor deme in Lateiniſcher Sprach um etwas beſchrie- bene Steine vorzulegen/ und zugleich anzuͤdeuten/ welche von ihnen ganz ge- wiß zu den zeiten der Suͤndflut gehoͤren/ welche zweifelhaft/ welche endlich in der Erden ſelbs gebildet worden? Auf dem Laͤger/ Leger/ oder Laͤber Berg Zuͤricher Gebiets/ ſo ein theil d_s Juræ, oder Juraſſi, bey der Hochwacht, findet man allerhand Ar- ten Muſchel-Schnecken- und andere Steine/ von denen dißmal nur die ra- reſten werde vormahlen. Tab V. Jn der 1. und folgenden Figuren ſihet man die ſo genanten Stern-Steine/ welche bey unſerem Geſſnero heiſſen Aſteria vera, und Sphragis

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (90)[90]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/113>, abgerufen am 28.04.2024.