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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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Feuer auf ungemeine weise außhalten/ zu Koch- und anderen Geschirren an-
wenden. Diß sind eben die Lavetzsteine/ welche wol verdienen/ in einer be-
sonderen/ und eigentlichen betrachtung vorgestellet zu werden. Es heisset diser
Stein Ollaris Lapis, Lebetum lapis bey Joh. Augustino Pantheo Chi-
mist.
(welcher ihne auch sol genennet haben Petram Columbinam nach der
Zeugnuß Gessneri de Fig. Lapid. p. 111. b.) weilen darauß gedrechslet
werden Ollae, und Lebetes, Krüge/ Döpfe/ Häfen/ und andere Kochgeschirr/
ja auch Blatten/ Becher/ Schreibzeuge/ etc. Bey Staligero heisset er Co-
mensis Lapis,
der Comerstein. Exercit. ad Cardan. 128, S. 2. Unter wel-
chem Titul er sich auch findet bey C. Plinio, jenem grossen Naturforscher/
welcher unter Vespasiano gelebt/ und um das Jahr Christi 80. in dem
Feuer-speyenden Berg Vesuvio auß allzugrosser curiositet/ oder wissens-
begird im 55. Jahr seines Alters umkommen; dann also liset man in seiner
Hist. Nat. Lib. XXXIII. cap. 22. Jn Siphno Lapis est, qui cavatur,
tornaturque in vasa coquendis cibis utilia, vel ad esculentorum usus,
quod in Comensi Jtaliae Lapide viridi accidere scimus. Sed in Siph-
nio singulare, quod excalfactus Oleo nigrescit, durescitque, natura
mollissimus.
Hierauß erscheint sich/ daß diser Stein/ und dessen Gruben/
vor mehr als 1600. Jahren bekant gewesen/ und mit dem Zunammen Co-
mensis belegt worden/ nicht deßwegen/ weil er in der gegend von Como ge-
funden worden/ wie also geurtheilt Agricola Lib. VII. de Nat. Fossil.
sondern/ weilen man ihn zu Cleven gegraben/ in Kochgeschirre gestaltet/ na-
her Chum/ als ein domalen berühmte Handel-Statt geführet/ und von
dannen weiters in Jtalien außgebreitet/ wie man auch noch heutigs tags
in denen Clevischen Stein-Bergwerken anzeigen sol fiaden/ daß man
vor gar alten zeiten die Gruben auch gebaut habe. Plinius vergleichet seinen
Chumerstein mit Siphnio Lapide, welcher in Siphno/ einer Gold und
Silberreichen Jnsul im Griechischen Meer/ gegraben/ und auch durch kunst
gedrechslet worden. Wir wissen heutigs Tags nichts mehr von dem Siph-
nio
/ können aber dem Comensi Lapidi an die seiten setzen den weichen Mar-
mor/ oder Alabaster/ auß deme man allerhand Geschirre trähet/ noch mehr
aber den so genanten Serpentin/ Serpentinum, Ophitem, Zeblitium
Marmor,
den man auß Sachsen in alle Europeische Länder abführet/ wei-
len auch der einen hohen grad des Feuers kan außhalten. Der heutige Na-
men/ damit man unsere vorhabende Steine/ und darauß gemachte Geschirre
belegt/ ist Laveggi, Lavezzi, Lawezzi/ Lavezen/ Lavege, wiewol die

Steine

Feuer auf ungemeine weiſe außhalten/ zu Koch- und anderen Geſchirꝛen an-
wenden. Diß ſind eben die Lavetzſteine/ welche wol verdienẽ/ in einer be-
ſonderen/ und eigentlichen betrachtung vorgeſtellet zu werden. Es heiſſet diſer
Stein Ollaris Lapis, Lebetum lapis bey Joh. Auguſtino Pantheo Chi-
miſt.
(welcher ihne auch ſol genennet haben Petram Columbinam nach der
Zeugnuß Geſſneri de Fig. Lapid. p. 111. b.) weilen darauß gedrechslet
werden Ollæ, und Lebetes, Kruͤge/ Doͤpfe/ Haͤfen/ und andere Kochgeſchirꝛ/
ja auch Blatten/ Becher/ Schreibzeuge/ ꝛc. Bey Staligero heiſſet er Co-
menſis Lapis,
der Comerſtein. Exercit. ad Cardan. 128, S. 2. Unter wel-
chem Titul er ſich auch findet bey C. Plinio, jenem groſſen Naturforſcher/
welcher unter Veſpaſiano gelebt/ und um das Jahr Chriſti 80. in dem
Feuer-ſpeyenden Berg Veſuvio auß allzugroſſer curioſitet/ oder wiſſens-
begird im 55. Jahr ſeines Alters umkommen; dann alſo liſet man in ſeiner
Hiſt. Nat. Lib. XXXIII. cap. 22. Jn Siphno Lapis eſt, qui cavatur,
tornaturq́ue in vaſa coquendis cibis utilia, vel ad eſculentorum uſus,
quod in Comenſi Jtaliæ Lapide viridi accidere ſcimus. Sed in Siph-
nio ſingulare, quòd excalfactus Oleo nigreſcit, dureſcitque, natura
molliſſimus.
Hierauß erſcheint ſich/ daß diſer Stein/ und deſſen Gruben/
vor mehr als 1600. Jahren bekant geweſen/ und mit dem Zunam̃en Co-
menſis belegt worden/ nicht deßwegen/ weil er in der gegend von Como ge-
funden worden/ wie alſo geurtheilt Agricola Lib. VII. de Nat. Foſſil.
ſondern/ weilen man ihn zu Cleven gegraben/ in Kochgeſchirꝛe geſtaltet/ na-
her Chum/ als ein domalen beruͤhmte Handel-Statt gefuͤhret/ und von
dannen weiters in Jtalien außgebreitet/ wie man auch noch heutigs tags
in denen Cleviſchen Stein-Bergwerken anzeigen ſol fiaden/ daß man
vor gar alten zeiten die Gruben auch gebaut habe. Plinius vergleichet ſeinen
Chumerſtein mit Siphnio Lapide, welcher in Siphno/ einer Gold und
Silberꝛeichen Jnſul im Griechiſchen Meer/ gegraben/ und auch durch kunſt
gedrechslet worden. Wir wiſſen heutigs Tags nichts mehr von dem Siph-
nio
/ koͤnnen aber dem Comenſi Lapidi an die ſeiten ſetzen den weichen Mar-
mor/ oder Alabaſter/ auß deme man allerhand Geſchirꝛe traͤhet/ noch mehr
aber den ſo genanten Serpentin/ Serpentinum, Ophitem, Zeblitium
Marmor,
den man auß Sachſen in alle Europeiſche Laͤnder abfuͤhret/ wei-
len auch der einen hohen grad des Feuers kan außhalten. Der heutige Na-
men/ damit man unſere vorhabende Steine/ und darauß gemachte Geſchirꝛe
belegt/ iſt Laveggi, Lavezzi, Lawezzi/ Lavezen/ Lavege, wiewol die

Steine
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[(178)[178]/0215] Feuer auf ungemeine weiſe außhalten/ zu Koch- und anderen Geſchirꝛen an- wenden. Diß ſind eben die Lavetzſteine/ welche wol verdienẽ/ in einer be- ſonderen/ und eigentlichen betrachtung vorgeſtellet zu werden. Es heiſſet diſer Stein Ollaris Lapis, Lebetum lapis bey Joh. Auguſtino Pantheo Chi- miſt. (welcher ihne auch ſol genennet haben Petram Columbinam nach der Zeugnuß Geſſneri de Fig. Lapid. p. 111. b.) weilen darauß gedrechslet werden Ollæ, und Lebetes, Kruͤge/ Doͤpfe/ Haͤfen/ und andere Kochgeſchirꝛ/ ja auch Blatten/ Becher/ Schreibzeuge/ ꝛc. Bey Staligero heiſſet er Co- menſis Lapis, der Comerſtein. Exercit. ad Cardan. 128, S. 2. Unter wel- chem Titul er ſich auch findet bey C. Plinio, jenem groſſen Naturforſcher/ welcher unter Veſpaſiano gelebt/ und um das Jahr Chriſti 80. in dem Feuer-ſpeyenden Berg Veſuvio auß allzugroſſer curioſitet/ oder wiſſens- begird im 55. Jahr ſeines Alters umkommen; dann alſo liſet man in ſeiner Hiſt. Nat. Lib. XXXIII. cap. 22. Jn Siphno Lapis eſt, qui cavatur, tornaturq́ue in vaſa coquendis cibis utilia, vel ad eſculentorum uſus, quod in Comenſi Jtaliæ Lapide viridi accidere ſcimus. Sed in Siph- nio ſingulare, quòd excalfactus Oleo nigreſcit, dureſcitque, natura molliſſimus. Hierauß erſcheint ſich/ daß diſer Stein/ und deſſen Gruben/ vor mehr als 1600. Jahren bekant geweſen/ und mit dem Zunam̃en Co- menſis belegt worden/ nicht deßwegen/ weil er in der gegend von Como ge- funden worden/ wie alſo geurtheilt Agricola Lib. VII. de Nat. Foſſil. ſondern/ weilen man ihn zu Cleven gegraben/ in Kochgeſchirꝛe geſtaltet/ na- her Chum/ als ein domalen beruͤhmte Handel-Statt gefuͤhret/ und von dannen weiters in Jtalien außgebreitet/ wie man auch noch heutigs tags in denen Cleviſchen Stein-Bergwerken anzeigen ſol fiaden/ daß man vor gar alten zeiten die Gruben auch gebaut habe. Plinius vergleichet ſeinen Chumerſtein mit Siphnio Lapide, welcher in Siphno/ einer Gold und Silberꝛeichen Jnſul im Griechiſchen Meer/ gegraben/ und auch durch kunſt gedrechslet worden. Wir wiſſen heutigs Tags nichts mehr von dem Siph- nio/ koͤnnen aber dem Comenſi Lapidi an die ſeiten ſetzen den weichen Mar- mor/ oder Alabaſter/ auß deme man allerhand Geſchirꝛe traͤhet/ noch mehr aber den ſo genanten Serpentin/ Serpentinum, Ophitem, Zeblitium Marmor, den man auß Sachſen in alle Europeiſche Laͤnder abfuͤhret/ wei- len auch der einen hohen grad des Feuers kan außhalten. Der heutige Na- men/ damit man unſere vorhabende Steine/ und darauß gemachte Geſchirꝛe belegt/ iſt Laveggi, Lavezzi, Lawezzi/ Lavezen/ Lavege, wiewol die Steine

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. (178)[178]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/215>, abgerufen am 13.05.2024.