VOn den Lepontieren schreibt Plinius folgendes. Hist. Natur. Lib. III. cap. 20. Lepontios & Salassos Tauricae Gentis Cato arbitratur. Cae- teri fere Lepontios relictos ex Comitatu Herculis, interpretatione Graeci nominis credunt; praeustis intra sinus Alpium Nive membris (al. perustis in transitu Alpium Membris.) So hat dann Cato darvor gehalten/ daß die Lepontier/ Liviner/ und Salasser/ Augstaler/ von den alten Taurisce- ren seyen. Andere aber wollen/ daß sie auf der Reise Herculis über die Ge- birge dahinden geblieben/ weilen die Kälte/ so sie auf den Alpen außstehen müssen/ ihre Leiber krank darnider geworffen/ daß sie nicht weiters folgen können. Und bald darauf setzet Plinius einiche Lepontier an den Ursprung des Rhodans. Lepontiorum, qui Viberi vocantur, Fontem Rhodani eodem Alpium tractu accolunt. Und Caesar Lib. IV. schreibt/ daß der Rhein in denen Lepontischen Alpen entspringe. Rhenus oritur ex Lepontiis, qui Al- pes incolunt. Hierauß erscheint sich/ daß unter dem Nammen der Lepontie- ren die jenigen Völker kommen/ welche die höchsten Spitzen Europae innge- habt/ und gewohnet haben an dem Ursprung des Rhodans/ in dem Oberen Walliß/ des Tesins in Livinen/ der Reüß in Urseren/ und des Mittleren/ oder Vorderen Rheins in dem Medelser- und Tavetscher-Thal in Pündten. Es gehörten hiemit unter die Lepontischen Gebirge der Gotthard/ die Furca, der Crispalt/ Simpeler/ Lucmannier/ Grimsel/ und vil andere Gebirge in Pündten/ sonderlich/ wann wir darzu nemmen die Lepontias Al- pes majores, wie sie Jovius nennet/ namlich alle Gebirge/ welche von dem Chumer-See über Cleven bis naher Chur sich erstrecken. Benebst folgende Thäler/ das Masoverthal/Vallis Mesaucorum, das Palenserthal/ Plenia Vallis,Livinerthal/Lepontina,Meynthal/Madia, Val Mag- gia,Kämifägerthal/Vegetia,Eschenthal/Oscelana,Magginia- kerthal/Magginiaca, und das Sessiterthal/Sesia, von welchen allen hier nicht Zeit ist zu reden. Wer mehrere Nachricht verlangt/ der findet sie bey Tschudio Helvet. Antiq. MSC. Simler Comm. de Alp. pag. 100. Stumpf. Chron. Lib. IX. cap. 1. Es lassen sich jeztgemeldten Thäleren/ wie oben schon bemerket/ noch beyfügen das Obere Walliß/ das Urseren Thal/ Ta-
vetscher-
N 22.)
(Den 1. Junii. 1707.
Schweizeriſche Berg-Reiſen.
VOn den Lepontieren ſchreibt Plinius folgendes. Hiſt. Natur. Lib. III. cap. 20. Lepontios & Salaſſos Tauricæ Gentis Cato arbitratur. Cæ- teri ferè Lepontios relictos ex Comitatu Herculis, interpretatione Græci nominis credunt; præuſtis intra ſinus Alpium Nive membris (al. peruſtis in tranſitu Alpium Membris.) So hat dann Cato darvor gehalten/ daß die Lepontier/ Liviner/ und Salaſſer/ Augſtaler/ von den alten Tauriſce- ren ſeyen. Andere aber wollen/ daß ſie auf der Reiſe Herculis uͤber die Ge- birge dahinden geblieben/ weilen die Kaͤlte/ ſo ſie auf den Alpen außſtehen muͤſſen/ ihre Leiber krank darnider geworffen/ daß ſie nicht weiters folgen koͤnnen. Und bald darauf ſetzet Plinius einiche Lepontier an den Urſprung des Rhodans. Lepontiorum, qui Viberi vocantur, Fontem Rhodani eodem Alpium tractu accolunt. Und Cæſar Lib. IV. ſchreibt/ daß der Rhein in denen Lepontiſchen Alpen entſpringe. Rhenus oritur ex Lepontiis, qui Al- pes incolunt. Hierauß erſcheint ſich/ daß unter dem Nammen der Lepontie- ren die jenigen Voͤlker kommen/ welche die hoͤchſten Spitzen Europæ innge- habt/ und gewohnet haben an dem Urſprung des Rhodans/ in dem Oberen Walliß/ des Teſins in Livinen/ der Reüß in Urſeren/ und des Mittleren/ oder Vorderen Rheins in dem Medelſer- und Tavetſcher-Thal in Pündten. Es gehoͤrten hiemit unter die Lepontiſchen Gebirge der Gotthard/ die Furca, der Criſpalt/ Simpeler/ Lucmannier/ Grimſel/ und vil andere Gebirge in Puͤndten/ ſonderlich/ wann wir darzu nemmen die Lepontias Al- pes majores, wie ſie Jovius nennet/ namlich alle Gebirge/ welche von dem Chumer-See uͤber Cleven bis naher Chur ſich erſtrecken. Benebſt folgende Thaͤler/ das Maſoverthal/Vallis Meſaucorum, das Palenſerthal/ Plenia Vallis,Livinerthal/Lepontina,Meynthal/Madia, Val Mag- gia,Kaͤmifaͤgerthal/Vegetia,Eſchenthal/Oſcelana,Magginia- kerthal/Magginiaca, und das Seſſiterthal/Seſia, von welchen allen hier nicht Zeit iſt zu reden. Wer mehrere Nachricht verlangt/ der findet ſie bey Tſchudio Helvet. Antiq. MSC. Simler Comm. de Alp. pag. 100. Stumpf. Chron. Lib. IX. cap. 1. Es laſſen ſich jeztgemeldten Thaͤleren/ wie oben ſchon bemerket/ noch beyfuͤgen das Obere Walliß/ das Urſeren Thal/ Ta-
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[85/0108]
N 22.)
(Den 1. Junii. 1707.
Schweizeriſche
Berg-Reiſen.
VOn den Lepontieren ſchreibt Plinius folgendes. Hiſt. Natur. Lib. III.
cap. 20. Lepontios & Salaſſos Tauricæ Gentis Cato arbitratur. Cæ-
teri ferè Lepontios relictos ex Comitatu Herculis, interpretatione
Græci nominis credunt; præuſtis intra ſinus Alpium Nive membris (al.
peruſtis in tranſitu Alpium Membris.) So hat dann Cato darvor gehalten/
daß die Lepontier/ Liviner/ und Salaſſer/ Augſtaler/ von den alten Tauriſce-
ren ſeyen. Andere aber wollen/ daß ſie auf der Reiſe Herculis uͤber die Ge-
birge dahinden geblieben/ weilen die Kaͤlte/ ſo ſie auf den Alpen außſtehen
muͤſſen/ ihre Leiber krank darnider geworffen/ daß ſie nicht weiters folgen
koͤnnen. Und bald darauf ſetzet Plinius einiche Lepontier an den Urſprung
des Rhodans. Lepontiorum, qui Viberi vocantur, Fontem Rhodani eodem
Alpium tractu accolunt. Und Cæſar Lib. IV. ſchreibt/ daß der Rhein in
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pes incolunt. Hierauß erſcheint ſich/ daß unter dem Nammen der Lepontie-
ren die jenigen Voͤlker kommen/ welche die hoͤchſten Spitzen Europæ innge-
habt/ und gewohnet haben an dem Urſprung des Rhodans/ in dem Oberen
Walliß/ des Teſins in Livinen/ der Reüß in Urſeren/ und des Mittleren/ oder
Vorderen Rheins in dem Medelſer- und Tavetſcher-Thal in Pündten. Es
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pes majores, wie ſie Jovius nennet/ namlich alle Gebirge/ welche von dem
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kerthal/ Magginiaca, und das Seſſiterthal/ Seſia, von welchen allen hier
nicht Zeit iſt zu reden. Wer mehrere Nachricht verlangt/ der findet ſie bey
Tſchudio Helvet. Antiq. MSC. Simler Comm. de Alp. pag. 100. Stumpf.
Chron. Lib. IX. cap. 1. Es laſſen ſich jeztgemeldten Thaͤleren/ wie oben ſchon
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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/108>, abgerufen am 28.11.2023.
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