Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.aufgerichtet worden vor dem höchsten Gewalt/ der Lands-Gemeind/ daß Nunmehr setze meine Reise fort durch das Grosse Thal/ und ge- Bads Lochseiten/ welches an einem Ohrt/ Ovia genant/ entspringe/ und von dannen gen Jenseit der Linth/ ohnweit von dem Flecken/ ist St. Wendels ein- Wir sezten unsere Reise fort diß- oder rechter seits der Linth erstlich Läügelbach/ welches seinen Nammen her hat von dem nahe fliessenden Bach/ der auch Oberblegi-See/ dessen auch gedenket Wagner. Helvet. Hist. Nat. pag. 57. welcher eine Nahe bey disem Bach hat sich An. 1687. zu getragen jene erbärmliche Lauwin-Geschicht/ welche oben beschrieben worden. Tom. I. pag. 158. aufgerichtet worden vor dem hoͤchſten Gewalt/ der Lands-Gemeind/ daß Nunmehr ſetze meine Reiſe fort durch das Groſſe Thal/ und ge- Bads Lochſeiten/ welches an einem Ohrt/ Ovia genant/ entſpringe/ und von dannen gen Jenſeit der Linth/ ohnweit von dem Flecken/ iſt St. Wendels ein- Wir ſezten unſere Reiſe fort diß- oder rechter ſeits der Linth erſtlich Laͤügelbach/ welches ſeinen Nammen her hat von dem nahe flieſſenden Bach/ der auch Oberblegi-See/ deſſen auch gedenket Wagner. Helvet. Hiſt. Nat. pag. 57. welcher eine Nahe bey diſem Bach hat ſich An. 1687. zu getragen jene erbaͤrmliche Lauwin-Geſchicht/ welche oben beſchrieben worden. Tom. I. pag. 158. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0027" n="(20)[20]"/> aufgerichtet worden vor dem hoͤchſten Gewalt/ der Lands-Gemeind/ daß<lb/> einem jeden Landmann/ er ſeye arm/ oder reich/ wann er Hochzeit haltet/ zu-<lb/> gehoͤren ſollen zwey Gemsthiere. Zu dem End/ und damit nicht die neuen<lb/> Braͤutigam ſelbs die Muͤhe nemmen/ oder durch ſelbs eigenes Jagen dem<lb/> Gemſenvorꝛaht mehr ſchad-als nutzlich weren/ ſein in dem Land 12. beeidig-<lb/> te Jaͤger beſtellet/ welche die zwey jedem Braͤutigam zugetheilte Gemſe<lb/> ihme muͤſſen zu bringen. Diſe <hi rendition="#fr">Freyberger Schütze/</hi> dann alſo heiſſen<lb/> ſie/ haben dann fuͤr ihren Lohn die Haͤute. Sie doͤrffen aber auch zu verbotte-<lb/> ner Zeit/ zwiſchen Jacobi und Martini/ nicht gehen zu ſchieſſen. Diſer Frey-<lb/> berg wird abgetheilt in ſeine verſchiedene Spitzen/ oder Joch/ als <hi rendition="#fr">Büel-<lb/> Stock/ Gantſtock/ Rothberg/ Saßberg/ Vorſteg-Stock.</hi></p><lb/> <p>Nunmehr ſetze meine Reiſe fort durch das <hi rendition="#fr">Groſſe Thal/</hi> und ge-<lb/> denke erſtlich auß <hi rendition="#aq">Wagner, Hiſt. Nat. Helvet. pag.</hi> 113. des</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Bads Lochſeiten/</hi> </head><lb/> <p>welches an einem Ohrt/ <hi rendition="#aq">Ovia</hi> genant/ entſpringe/ und von dannen gen<lb/> Schwanden geleitet/ und in allerhand Zuſtaͤnden gebraucht werde. Von<lb/> diſem Bad weiß ich nichts zuberichten/ als daß es nimmer bekant.</p><lb/> <p>Jenſeit der Linth/ ohnweit von dem Flecken/ iſt <hi rendition="#fr">St. Wendels</hi> ein-<lb/> gefallene <hi rendition="#fr">Capell/</hi> bey welcher oft ſol geſehen werden ein Geſpenſt/ in Ge-<lb/> ſtalt eines Pfaffen-Es ſein die fetten Einkuͤnften/ welche diſer Capell vor der<lb/> Reformation zugeſtanden/ hernach an die Kirche zu Schwanden verwendet<lb/> worden.</p><lb/> <p>Wir ſezten unſere Reiſe fort diß- oder rechter ſeits der Linth erſtlich<lb/> durch das Dorff <hi rendition="#fr">Nitfuren/</hi> welches nacher Schwanden gehoͤret; hernach<lb/> durch</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Laͤügelbach/</hi> </head><lb/> <p>welches ſeinen Nammen her hat von dem nahe flieſſenden Bach/ der auch<lb/><hi rendition="#fr">Vor-</hi> oder <hi rendition="#fr">Leügelbach</hi> heiſſet. Diſer Bach kommet oben im Berg auß<lb/> einem Felßloch mit ungeſtuͤmme hervor/ und ſtuͤrtzet ſich von dannen in<lb/> ſchaumichter Geſtalt in das Thal herunter/ und bald in die Linth. Seinen<lb/> eigentlichen Urſprung aber hat diſer Bach in dem</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Oberblegi-See/</hi> </head><lb/> <p>deſſen auch gedenket <hi rendition="#aq">Wagner. Helvet. Hiſt. Nat. pag.</hi> 57. welcher eine<lb/> halbe Stund ohngefehr im Umkreiß/ und inſonderheit vil Hecht ſol in ſich<lb/> haben/ unter denen einer ſol ſein von ungemeiner Groͤſſe/ der die uͤbrigen bald<lb/> alle verſchlinge. Diſer Berg-See ſol under der Erden ſeinen Außfluß fort-<lb/> ſetzen/ und den vorernanten Laͤügelbach außmachen.</p><lb/> <p>Nahe bey diſem Bach hat ſich An. 1687. zu getragen jene erbaͤrmliche</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Lauwin-Geſchicht/</hi> </head><lb/> <p>welche oben beſchrieben worden. <hi rendition="#aq">Tom. I. pag.</hi> 158.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [(20)[20]/0027]
aufgerichtet worden vor dem hoͤchſten Gewalt/ der Lands-Gemeind/ daß
einem jeden Landmann/ er ſeye arm/ oder reich/ wann er Hochzeit haltet/ zu-
gehoͤren ſollen zwey Gemsthiere. Zu dem End/ und damit nicht die neuen
Braͤutigam ſelbs die Muͤhe nemmen/ oder durch ſelbs eigenes Jagen dem
Gemſenvorꝛaht mehr ſchad-als nutzlich weren/ ſein in dem Land 12. beeidig-
te Jaͤger beſtellet/ welche die zwey jedem Braͤutigam zugetheilte Gemſe
ihme muͤſſen zu bringen. Diſe Freyberger Schütze/ dann alſo heiſſen
ſie/ haben dann fuͤr ihren Lohn die Haͤute. Sie doͤrffen aber auch zu verbotte-
ner Zeit/ zwiſchen Jacobi und Martini/ nicht gehen zu ſchieſſen. Diſer Frey-
berg wird abgetheilt in ſeine verſchiedene Spitzen/ oder Joch/ als Büel-
Stock/ Gantſtock/ Rothberg/ Saßberg/ Vorſteg-Stock.
Nunmehr ſetze meine Reiſe fort durch das Groſſe Thal/ und ge-
denke erſtlich auß Wagner, Hiſt. Nat. Helvet. pag. 113. des
Bads Lochſeiten/
welches an einem Ohrt/ Ovia genant/ entſpringe/ und von dannen gen
Schwanden geleitet/ und in allerhand Zuſtaͤnden gebraucht werde. Von
diſem Bad weiß ich nichts zuberichten/ als daß es nimmer bekant.
Jenſeit der Linth/ ohnweit von dem Flecken/ iſt St. Wendels ein-
gefallene Capell/ bey welcher oft ſol geſehen werden ein Geſpenſt/ in Ge-
ſtalt eines Pfaffen-Es ſein die fetten Einkuͤnften/ welche diſer Capell vor der
Reformation zugeſtanden/ hernach an die Kirche zu Schwanden verwendet
worden.
Wir ſezten unſere Reiſe fort diß- oder rechter ſeits der Linth erſtlich
durch das Dorff Nitfuren/ welches nacher Schwanden gehoͤret; hernach
durch
Laͤügelbach/
welches ſeinen Nammen her hat von dem nahe flieſſenden Bach/ der auch
Vor- oder Leügelbach heiſſet. Diſer Bach kommet oben im Berg auß
einem Felßloch mit ungeſtuͤmme hervor/ und ſtuͤrtzet ſich von dannen in
ſchaumichter Geſtalt in das Thal herunter/ und bald in die Linth. Seinen
eigentlichen Urſprung aber hat diſer Bach in dem
Oberblegi-See/
deſſen auch gedenket Wagner. Helvet. Hiſt. Nat. pag. 57. welcher eine
halbe Stund ohngefehr im Umkreiß/ und inſonderheit vil Hecht ſol in ſich
haben/ unter denen einer ſol ſein von ungemeiner Groͤſſe/ der die uͤbrigen bald
alle verſchlinge. Diſer Berg-See ſol under der Erden ſeinen Außfluß fort-
ſetzen/ und den vorernanten Laͤügelbach außmachen.
Nahe bey diſem Bach hat ſich An. 1687. zu getragen jene erbaͤrmliche
Lauwin-Geſchicht/
welche oben beſchrieben worden. Tom. I. pag. 158.
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Zitationshilfe: | Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. (20)[20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/27>, abgerufen am 05.12.2023. |