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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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gang seinen Schertz mit Mons. Litzbergen fortsetz-
te, brach der letztere endlich unverhofft freymüthig
heraus, daß er sich in die, ihm vor allen andern ge-
fällige Helena, der Sophien ältesten Bruders, zwey-
te Tochter verliebt, auch bereits ihrer Gegengunst
versichert wäre, in so ferne es ihre Eltern, der Groß-
vater Christian, und vornemlich der liebe Altvater
Albertus erlauben würden. Des Altvaters Con-
sens
erhielt also Mons. Litzberg gleich auf der Stelle,
demnach reichte ihm Herr Wolffgang die Hand,
und sagte: So seyd mir demnach willkommen, mein
lieber Herr Schwager, Vetter und guter Freund,
ich mercke fast, daß ihr auf der Christians-Raumer-
Erde meine Schliche gefunden, und fein selbst auf
die Heyrath gegangen seyd, damit euch nicht etwa
der Bothe betrügen möchte. Was aber, fuhr
Herr Wolffgang fort, werden wir uns nun von un-
serm lieben Eberhard zu getrösten haben? Alles guts,
mein Herr! antwortete ich, meine Geliebte ist be-
reits nicht allein in die Augen, sondern auch ins Her-
tze gefasset, iedoch wegen ihrer annoch ziemlich zärt-
lichen Constitution, werde mich noch 3. oder 4. Jahr
gedulten, denn mittlerweile wird mein Ansehen viel-
leicht auch etwas männlicher, zudem so rathen die
Physici, daß es nicht allezeit wohl gethan sey, wenn
zwey gar zu junge Leute einander heyrathen, aller-
massen selbige der hitzigen Liebe nicht allemahl mit
behörigen Verstande Einhalt zu thun wissen. Jch
habe wider eure vernünfftigen Reden nichts einzu-
wenden, versetzte Herr Wolffgang, allein verzeihet
meiner Curiosite, welche unmöglich ruhen kan, bis
sie den Nahmen eurer Geliebten erfahren. Wie-

wohl
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gang ſeinen Schertz mit Monſ. Litzbergen fortſetz-
te, brach der letztere endlich unverhofft freymuͤthig
heraus, daß er ſich in die, ihm vor allen andern ge-
faͤllige Helena, der Sophien aͤlteſten Bruders, zwey-
te Tochter verliebt, auch bereits ihrer Gegengunſt
verſichert waͤre, in ſo ferne es ihre Eltern, der Groß-
vater Chriſtian, und vornemlich der liebe Altvater
Albertus erlauben wuͤrden. Des Altvaters Con-
ſens
erhielt alſo Monſ. Litzberg gleich auf der Stelle,
demnach reichte ihm Herr Wolffgang die Hand,
und ſagte: So ſeyd mir demnach willkommen, mein
lieber Herr Schwager, Vetter und guter Freund,
ich mercke faſt, daß ihr auf der Chriſtians-Raumer-
Erde meine Schliche gefunden, und fein ſelbſt auf
die Heyrath gegangen ſeyd, damit euch nicht etwa
der Bothe betruͤgen moͤchte. Was aber, fuhr
Herr Wolffgang fort, werden wir uns nun von un-
ſerm lieben Eberhard zu getroͤſten haben? Alles guts,
mein Herr! antwortete ich, meine Geliebte iſt be-
reits nicht allein in die Augen, ſondern auch ins Her-
tze gefaſſet, iedoch wegen ihrer annoch ziemlich zaͤrt-
lichen Conſtitution, werde mich noch 3. oder 4. Jahr
gedulten, denn mittlerweile wird mein Anſehen viel-
leicht auch etwas maͤnnlicher, zudem ſo rathen die
Phyſici, daß es nicht allezeit wohl gethan ſey, wenn
zwey gar zu junge Leute einander heyrathen, aller-
maſſen ſelbige der hitzigen Liebe nicht allemahl mit
behoͤrigen Verſtande Einhalt zu thun wiſſen. Jch
habe wider eure vernuͤnfftigen Reden nichts einzu-
wenden, verſetzte Herr Wolffgang, allein verzeihet
meiner Curioſité, welche unmoͤglich ruhen kan, bis
ſie den Nahmen eurer Geliebten erfahren. Wie-

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[167/0181] gang ſeinen Schertz mit Monſ. Litzbergen fortſetz- te, brach der letztere endlich unverhofft freymuͤthig heraus, daß er ſich in die, ihm vor allen andern ge- faͤllige Helena, der Sophien aͤlteſten Bruders, zwey- te Tochter verliebt, auch bereits ihrer Gegengunſt verſichert waͤre, in ſo ferne es ihre Eltern, der Groß- vater Chriſtian, und vornemlich der liebe Altvater Albertus erlauben wuͤrden. Des Altvaters Con- ſens erhielt alſo Monſ. Litzberg gleich auf der Stelle, demnach reichte ihm Herr Wolffgang die Hand, und ſagte: So ſeyd mir demnach willkommen, mein lieber Herr Schwager, Vetter und guter Freund, ich mercke faſt, daß ihr auf der Chriſtians-Raumer- Erde meine Schliche gefunden, und fein ſelbſt auf die Heyrath gegangen ſeyd, damit euch nicht etwa der Bothe betruͤgen moͤchte. Was aber, fuhr Herr Wolffgang fort, werden wir uns nun von un- ſerm lieben Eberhard zu getroͤſten haben? Alles guts, mein Herr! antwortete ich, meine Geliebte iſt be- reits nicht allein in die Augen, ſondern auch ins Her- tze gefaſſet, iedoch wegen ihrer annoch ziemlich zaͤrt- lichen Conſtitution, werde mich noch 3. oder 4. Jahr gedulten, denn mittlerweile wird mein Anſehen viel- leicht auch etwas maͤnnlicher, zudem ſo rathen die Phyſici, daß es nicht allezeit wohl gethan ſey, wenn zwey gar zu junge Leute einander heyrathen, aller- maſſen ſelbige der hitzigen Liebe nicht allemahl mit behoͤrigen Verſtande Einhalt zu thun wiſſen. Jch habe wider eure vernuͤnfftigen Reden nichts einzu- wenden, verſetzte Herr Wolffgang, allein verzeihet meiner Curioſité, welche unmoͤglich ruhen kan, bis ſie den Nahmen eurer Geliebten erfahren. Wie- wohl l 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/181>, abgerufen am 01.05.2024.