Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

wohl ich nun anfänglich nicht willens war, selbige
heutigen Abend zu befriedigen, sö quäleten mich doch
alle Anwesende so lange, bis ich endlich ausbeich-
ten mußte, daß es die niedliche kleine Cordula, aus
dem Robertischen Geschlechte sey, mit welcher ich
mich in ein tugendhafftes Liebes-Versprechen ein-
gelassen, iedoch da wir uns beyderseits beredet, die
Vollziehung desselben wenigstens noch 3. oder 4.
Jahr hinaus zu setzen, hätten wir auch aus Scham-
hafftigkeit, bishero noch nicht um den Consens un-
serer Vorgesetzten Ansuchung thun können. Der Alt-
vater tadelte meine getroffene Wahl so wenig als
Herr Wolffgang und Mons. Litzberg. welche mich
vor einigen Tagen mit meiner Schönen am Canal
spatziren gehend angetroffen hatten, und bekräff-
tigten sonderlich, daß man nicht leichtlich ein Frauen-
zimmer von angenehmer Gesichts-Bildung und
netteren Gewächse antreffen könne, ja der Altvater
gab hierbey zu vernehmen, daß sie das vollkomme-
ne Bildniß ihrer Großmutter, nemlich seiner über-
aus schön gewesenen, nunmehro aber sel. Stief-
Tochter, der jüngern Concordia, in ihren Gesichts-
Lineamenten vorstellete. Wie denn Cordula auch
erstlich von ihrer Aelter-Mutter, der ältern Concor-
dia,
bis in ihr 4tes Jahr, so dann von der Groß-
Mutter, nemlich der jüngern Concordia, bis in
ihr siebentes Jahr wohl erzogen worden, ehe beyde
die Schuld der Natur bezahlet hatten.

Unter solchen Gesprächen ruckte endlich die Nacht
heran, weßwegen Herr Wolffgang nebst seiner Lieb-
sten, und Mons. Litzbergen nach Hause, wir aber
bald darauf zur Ruhe gingen. Jn folgender Wo-

che

wohl ich nun anfaͤnglich nicht willens war, ſelbige
heutigen Abend zu befriedigen, ſoͤ quaͤleten mich doch
alle Anweſende ſo lange, bis ich endlich ausbeich-
ten mußte, daß es die niedliche kleine Cordula, aus
dem Robertiſchen Geſchlechte ſey, mit welcher ich
mich in ein tugendhafftes Liebes-Verſprechen ein-
gelaſſen, iedoch da wir uns beyderſeits beredet, die
Vollziehung deſſelben wenigſtens noch 3. oder 4.
Jahr hinaus zu ſetzen, haͤtten wir auch aus Scham-
hafftigkeit, bishero noch nicht um den Conſens un-
ſerer Vorgeſetzten Anſuchung thun koͤnnen. Der Alt-
vater tadelte meine getroffene Wahl ſo wenig als
Herr Wolffgang und Monſ. Litzberg. welche mich
vor einigen Tagen mit meiner Schoͤnen am Canal
ſpatziren gehend angetroffen hatten, und bekraͤff-
tigten ſonderlich, daß man nicht leichtlich ein Frauen-
zimmer von angenehmer Geſichts-Bildung und
netteren Gewaͤchſe antreffen koͤnne, ja der Altvater
gab hierbey zu vernehmen, daß ſie das vollkomme-
ne Bildniß ihrer Großmutter, nemlich ſeiner uͤber-
aus ſchoͤn geweſenen, nunmehro aber ſel. Stief-
Tochter, der juͤngern Concordia, in ihren Geſichts-
Lineamenten vorſtellete. Wie denn Cordula auch
erſtlich von ihrer Aelter-Mutter, der aͤltern Concor-
dia,
bis in ihr 4tes Jahr, ſo dann von der Groß-
Mutter, nemlich der juͤngern Concordia, bis in
ihr ſiebentes Jahr wohl erzogen worden, ehe beyde
die Schuld der Natur bezahlet hatten.

Unter ſolchen Geſpraͤchen ruckte endlich die Nacht
heran, weßwegen Herr Wolffgang nebſt ſeiner Lieb-
ſten, und Monſ. Litzbergen nach Hauſe, wir aber
bald darauf zur Ruhe gingen. Jn folgender Wo-

che
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0182" n="168"/>
wohl ich nun anfa&#x0364;nglich nicht willens war, &#x017F;elbige<lb/>
heutigen Abend zu befriedigen, &#x017F;o&#x0364; qua&#x0364;leten mich doch<lb/>
alle Anwe&#x017F;ende &#x017F;o lange, bis ich endlich ausbeich-<lb/>
ten mußte, daß es die niedliche kleine <hi rendition="#aq">Cordula,</hi> aus<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Roberti</hi>&#x017F;chen Ge&#x017F;chlechte &#x017F;ey, mit welcher ich<lb/>
mich in ein tugendhafftes Liebes-Ver&#x017F;prechen ein-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;en, iedoch da wir uns beyder&#x017F;eits beredet, die<lb/>
Vollziehung de&#x017F;&#x017F;elben wenig&#x017F;tens noch 3. oder 4.<lb/>
Jahr hinaus zu &#x017F;etzen, ha&#x0364;tten wir auch aus Scham-<lb/>
hafftigkeit, bishero noch nicht um den <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ens</hi> un-<lb/>
&#x017F;erer Vorge&#x017F;etzten An&#x017F;uchung thun ko&#x0364;nnen. Der Alt-<lb/>
vater tadelte meine getroffene Wahl &#x017F;o wenig als<lb/>
Herr <hi rendition="#aq">Wolffgang</hi> und <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Litzberg.</hi> welche mich<lb/>
vor einigen Tagen mit meiner Scho&#x0364;nen am <hi rendition="#aq">Canal</hi><lb/>
&#x017F;patziren gehend angetroffen hatten, und bekra&#x0364;ff-<lb/>
tigten &#x017F;onderlich, daß man nicht leichtlich ein Frauen-<lb/>
zimmer von angenehmer Ge&#x017F;ichts-Bildung und<lb/>
netteren Gewa&#x0364;ch&#x017F;e antreffen ko&#x0364;nne, ja der Altvater<lb/>
gab hierbey zu vernehmen, daß &#x017F;ie das vollkomme-<lb/>
ne Bildniß ihrer Großmutter, nemlich &#x017F;einer u&#x0364;ber-<lb/>
aus &#x017F;cho&#x0364;n gewe&#x017F;enen, nunmehro aber &#x017F;el. Stief-<lb/>
Tochter, der ju&#x0364;ngern <hi rendition="#aq">Concordia,</hi> in ihren Ge&#x017F;ichts-<lb/><hi rendition="#aq">Lineament</hi>en vor&#x017F;tellete. Wie denn <hi rendition="#aq">Cordula</hi> auch<lb/>
er&#x017F;tlich von ihrer Aelter-Mutter, der a&#x0364;ltern <hi rendition="#aq">Concor-<lb/>
dia,</hi> bis in ihr 4tes Jahr, &#x017F;o dann von der Groß-<lb/>
Mutter, nemlich der ju&#x0364;ngern <hi rendition="#aq">Concordia,</hi> bis in<lb/>
ihr &#x017F;iebentes Jahr wohl erzogen worden, ehe beyde<lb/>
die Schuld der Natur bezahlet hatten.</p><lb/>
          <p>Unter &#x017F;olchen Ge&#x017F;pra&#x0364;chen ruckte endlich die Nacht<lb/>
heran, weßwegen Herr <hi rendition="#aq">Wolffgang</hi> neb&#x017F;t &#x017F;einer Lieb-<lb/>
&#x017F;ten, und <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;. Litzbergen</hi> nach Hau&#x017F;e, wir aber<lb/>
bald darauf zur Ruhe gingen. Jn folgender Wo-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0182] wohl ich nun anfaͤnglich nicht willens war, ſelbige heutigen Abend zu befriedigen, ſoͤ quaͤleten mich doch alle Anweſende ſo lange, bis ich endlich ausbeich- ten mußte, daß es die niedliche kleine Cordula, aus dem Robertiſchen Geſchlechte ſey, mit welcher ich mich in ein tugendhafftes Liebes-Verſprechen ein- gelaſſen, iedoch da wir uns beyderſeits beredet, die Vollziehung deſſelben wenigſtens noch 3. oder 4. Jahr hinaus zu ſetzen, haͤtten wir auch aus Scham- hafftigkeit, bishero noch nicht um den Conſens un- ſerer Vorgeſetzten Anſuchung thun koͤnnen. Der Alt- vater tadelte meine getroffene Wahl ſo wenig als Herr Wolffgang und Monſ. Litzberg. welche mich vor einigen Tagen mit meiner Schoͤnen am Canal ſpatziren gehend angetroffen hatten, und bekraͤff- tigten ſonderlich, daß man nicht leichtlich ein Frauen- zimmer von angenehmer Geſichts-Bildung und netteren Gewaͤchſe antreffen koͤnne, ja der Altvater gab hierbey zu vernehmen, daß ſie das vollkomme- ne Bildniß ihrer Großmutter, nemlich ſeiner uͤber- aus ſchoͤn geweſenen, nunmehro aber ſel. Stief- Tochter, der juͤngern Concordia, in ihren Geſichts- Lineamenten vorſtellete. Wie denn Cordula auch erſtlich von ihrer Aelter-Mutter, der aͤltern Concor- dia, bis in ihr 4tes Jahr, ſo dann von der Groß- Mutter, nemlich der juͤngern Concordia, bis in ihr ſiebentes Jahr wohl erzogen worden, ehe beyde die Schuld der Natur bezahlet hatten. Unter ſolchen Geſpraͤchen ruckte endlich die Nacht heran, weßwegen Herr Wolffgang nebſt ſeiner Lieb- ſten, und Monſ. Litzbergen nach Hauſe, wir aber bald darauf zur Ruhe gingen. Jn folgender Wo- che

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/182
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/182>, abgerufen am 29.04.2024.