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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Schöne solte bezaubern lassen, sondern vermeynet
er würde sein Vermögen in Europa an einem gu-
ten Orte anlegen, sich eine rechte Staats-Dame
zur Ehe-Frauen auslesen, und mit derselben de pro-
priis
vergnügt leben, so aber müsse man erfahren,
daß er in allen Stücken, in seine, des Capitain
Wolffgangs Fußtapffen treten wolle. Jch hoffe
nicht, mein Herr! versetzte hierauf der Capitain
Horn, daß mag mich schelten wird, wenn ich in der
Mühe und Arbeit eurem Exempel folge, und also
wird man mich auch nicht verdencken, wenn ich eben
dergleichen Recreation suche, als ihr gefunden
habt. So viel will ich versichern, daß, wenn ich
auch in den Stande wäre, mir in Europa ein Für-
stenthum oder Königreich anzukauffen, so würde ich
doch nimmer mehr geheyrathet, oder mich mit Frau-
enzimmer verwirret haben, denn die Untreue, List
und Betrug des Europäischen Frauenzimmers ist
unbeschreiblich, so, daß unter Tausenden, ach! sagt
mir doch, wie viel? zu finden, die ein redliches Her-
tze gegen eine, [ich sags mit Fleiß, Eine] Manns-
Person haben. Jch habe von der Zeit an, da ich
nur meinen Verstand in etwas zu gebrauchen an-
gefangen, ungemein viel Exempel, nicht von Hören-
sagen angemerckt, sondern mehrentheils selbst in
Erfahrung gebracht, bey reiffern Verstande aber
daraus schliessen können, daß bloß allein das Frauen-
zimmer den Manns-Personen die allergrösten Ver-
drüßlichkeiten, Unglück-Fälle und Mißvergnügen
stifftet; Dieserwegen ist mir fast jederzeit bange
worden, wenn ich par renommee mit diesen Ge-
schlechte umgehen müssen, ja ich habe mir nachhero

vest

Schoͤne ſolte bezaubern laſſen, ſondern vermeynet
er wuͤrde ſein Vermoͤgen in Europa an einem gu-
ten Orte anlegen, ſich eine rechte Staats-Dame
zur Ehe-Frauen ausleſen, und mit derſelben de pro-
priis
vergnuͤgt leben, ſo aber muͤſſe man erfahren,
daß er in allen Stuͤcken, in ſeine, des Capitain
Wolffgangs Fußtapffen treten wolle. Jch hoffe
nicht, mein Herr! verſetzte hierauf der Capitain
Horn, daß mag mich ſchelten wird, wenn ich in der
Muͤhe und Arbeit eurem Exempel folge, und alſo
wird man mich auch nicht verdencken, wenn ich eben
dergleichen Recreation ſuche, als ihr gefunden
habt. So viel will ich verſichern, daß, wenn ich
auch in den Stande waͤre, mir in Europa ein Fuͤr-
ſtenthum oder Koͤnigreich anzukauffen, ſo wuͤrde ich
doch nimmer mehr geheyrathet, oder mich mit Frau-
enzimmer verwirret haben, denn die Untreue, Liſt
und Betrug des Europaͤiſchen Frauenzimmers iſt
unbeſchreiblich, ſo, daß unter Tauſenden, ach! ſagt
mir doch, wie viel? zu finden, die ein redliches Her-
tze gegen eine, [ich ſags mit Fleiß, Eine] Manns-
Perſon haben. Jch habe von der Zeit an, da ich
nur meinen Verſtand in etwas zu gebrauchen an-
gefangen, ungemein viel Exempel, nicht von Hoͤren-
ſagen angemerckt, ſondern mehrentheils ſelbſt in
Erfahrung gebracht, bey reiffern Verſtande aber
daraus ſchlieſſen koͤnnen, daß bloß allein das Frauen-
zimmer den Manns-Perſonen die allergroͤſten Ver-
druͤßlichkeiten, Ungluͤck-Faͤlle und Mißvergnuͤgen
ſtifftet; Dieſerwegen iſt mir faſt jederzeit bange
worden, wenn ich par renommeè mit dieſen Ge-
ſchlechte umgehen muͤſſen, ja ich habe mir nachhero

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[360/0368] Schoͤne ſolte bezaubern laſſen, ſondern vermeynet er wuͤrde ſein Vermoͤgen in Europa an einem gu- ten Orte anlegen, ſich eine rechte Staats-Dame zur Ehe-Frauen ausleſen, und mit derſelben de pro- priis vergnuͤgt leben, ſo aber muͤſſe man erfahren, daß er in allen Stuͤcken, in ſeine, des Capitain Wolffgangs Fußtapffen treten wolle. Jch hoffe nicht, mein Herr! verſetzte hierauf der Capitain Horn, daß mag mich ſchelten wird, wenn ich in der Muͤhe und Arbeit eurem Exempel folge, und alſo wird man mich auch nicht verdencken, wenn ich eben dergleichen Recreation ſuche, als ihr gefunden habt. So viel will ich verſichern, daß, wenn ich auch in den Stande waͤre, mir in Europa ein Fuͤr- ſtenthum oder Koͤnigreich anzukauffen, ſo wuͤrde ich doch nimmer mehr geheyrathet, oder mich mit Frau- enzimmer verwirret haben, denn die Untreue, Liſt und Betrug des Europaͤiſchen Frauenzimmers iſt unbeſchreiblich, ſo, daß unter Tauſenden, ach! ſagt mir doch, wie viel? zu finden, die ein redliches Her- tze gegen eine, [ich ſags mit Fleiß, Eine] Manns- Perſon haben. Jch habe von der Zeit an, da ich nur meinen Verſtand in etwas zu gebrauchen an- gefangen, ungemein viel Exempel, nicht von Hoͤren- ſagen angemerckt, ſondern mehrentheils ſelbſt in Erfahrung gebracht, bey reiffern Verſtande aber daraus ſchlieſſen koͤnnen, daß bloß allein das Frauen- zimmer den Manns-Perſonen die allergroͤſten Ver- druͤßlichkeiten, Ungluͤck-Faͤlle und Mißvergnuͤgen ſtifftet; Dieſerwegen iſt mir faſt jederzeit bange worden, wenn ich par renommeè mit dieſen Ge- ſchlechte umgehen muͤſſen, ja ich habe mir nachhero veſt

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/368>, abgerufen am 29.04.2024.