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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Frau, und noch keine halbe Stunde hernach die
Magd zurück, welche, so bald sie den Stall zugeschlos-
sen, zur Frauen sagte: "GOtt Lob und Danck,"
es ist schon gefunden und aufgehoben, eine Blitz-"
Kröte, ein Junge, der einen Herrn mit der Fackel"
heim leuchtete, ward den Korb am ersten gewahr,"
deckte ihn auf, und machte Lerm, worauf so gleich"
noch 5. biß 6. Leute darzu kamen, welche es wieder"
warm zudeckten, biß es von den Gerichts-Per-"
sonen aufgehoben und fortgetragen wurde. Nun"
haben wir unser Trinck-Geld redlich verdient,"
und ein gut Gewissen dabey behalten, unser Char-"
lottchen aber muß hinführo doch vor Jungfer"
passiren, biß sie Monsieur Horn zur Frau macht."
Bey mir (sagte die Frau,) soll es wohl verschwie-"
gen bleiben, denn ich will meinen Eyd nicht bre-"
chen, den ich der Frau N. und Charlottchen ge-"
schworen habe. Und ich auch nicht, sagte die"
Magd." Worauf beyde mit der Laterne nach dem
Vorder-Hause zu gingen, ich aber schlich mich
auch sachte fort, in das Quartier, welches ich mir
in der Stadt gemiethet hatte. Folgenden Mor-
gens war die gantze Stadt voll, daß auf dem
Marckte, am Wege nach dem Spring-Brunnen zu,
in vergangener Nacht ein Findel-Kind wäre auf-
genommen worden, ich verwunderte mich so wohl
mit darüber, als andere Leute; es kam viel unschul-
diges Frauenzimmer darüber in Verdacht, allein,
ich glaube, es wusten wenig Manns-Personen in
der Stadt das, was ich wuste, wie ich denn auch
nachhero auf eine wunderbare Art erfahren, wer

eigent-
III. Theil. (E e)

Frau, und noch keine halbe Stunde hernach die
Magd zuruͤck, welche, ſo bald ſie den Stall zugeſchloſ-
ſen, zur Frauen ſagte: „GOtt Lob und Danck,„
es iſt ſchon gefunden und aufgehoben, eine Blitz-„
Kroͤte, ein Junge, der einen Herrn mit der Fackel„
heim leuchtete, ward den Korb am erſten gewahr,„
deckte ihn auf, und machte Lerm, worauf ſo gleich„
noch 5. biß 6. Leute darzu kamen, welche es wieder„
warm zudeckten, biß es von den Gerichts-Per-„
ſonen aufgehoben und fortgetragen wurde. Nun„
haben wir unſer Trinck-Geld redlich verdient,„
und ein gut Gewiſſen dabey behalten, unſer Char-„
lottchen aber muß hinfuͤhro doch vor Jungfer„
paſſiren, biß ſie Monſieur Horn zur Frau macht.„
Bey mir (ſagte die Frau,) ſoll es wohl verſchwie-„
gen bleiben, denn ich will meinen Eyd nicht bre-„
chen, den ich der Frau N. und Charlottchen ge-„
ſchworen habe. Und ich auch nicht, ſagte die„
Magd.‟ Worauf beyde mit der Laterne nach dem
Vorder-Hauſe zu gingen, ich aber ſchlich mich
auch ſachte fort, in das Quartier, welches ich mir
in der Stadt gemiethet hatte. Folgenden Mor-
gens war die gantze Stadt voll, daß auf dem
Marckte, am Wege nach dem Spring-Brunnen zu,
in vergangener Nacht ein Findel-Kind waͤre auf-
genommen worden, ich verwunderte mich ſo wohl
mit daruͤber, als andere Leute; es kam viel unſchul-
diges Frauenzimmer daruͤber in Verdacht, allein,
ich glaube, es wuſten wenig Manns-Perſonen in
der Stadt das, was ich wuſte, wie ich denn auch
nachhero auf eine wunderbare Art erfahren, wer

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III. Theil. (E e)
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[433/0441] Frau, und noch keine halbe Stunde hernach die Magd zuruͤck, welche, ſo bald ſie den Stall zugeſchloſ- ſen, zur Frauen ſagte: „GOtt Lob und Danck,„ es iſt ſchon gefunden und aufgehoben, eine Blitz-„ Kroͤte, ein Junge, der einen Herrn mit der Fackel„ heim leuchtete, ward den Korb am erſten gewahr,„ deckte ihn auf, und machte Lerm, worauf ſo gleich„ noch 5. biß 6. Leute darzu kamen, welche es wieder„ warm zudeckten, biß es von den Gerichts-Per-„ ſonen aufgehoben und fortgetragen wurde. Nun„ haben wir unſer Trinck-Geld redlich verdient,„ und ein gut Gewiſſen dabey behalten, unſer Char-„ lottchen aber muß hinfuͤhro doch vor Jungfer„ paſſiren, biß ſie Monſieur Horn zur Frau macht.„ Bey mir (ſagte die Frau,) ſoll es wohl verſchwie-„ gen bleiben, denn ich will meinen Eyd nicht bre-„ chen, den ich der Frau N. und Charlottchen ge-„ ſchworen habe. Und ich auch nicht, ſagte die„ Magd.‟ Worauf beyde mit der Laterne nach dem Vorder-Hauſe zu gingen, ich aber ſchlich mich auch ſachte fort, in das Quartier, welches ich mir in der Stadt gemiethet hatte. Folgenden Mor- gens war die gantze Stadt voll, daß auf dem Marckte, am Wege nach dem Spring-Brunnen zu, in vergangener Nacht ein Findel-Kind waͤre auf- genommen worden, ich verwunderte mich ſo wohl mit daruͤber, als andere Leute; es kam viel unſchul- diges Frauenzimmer daruͤber in Verdacht, allein, ich glaube, es wuſten wenig Manns-Perſonen in der Stadt das, was ich wuſte, wie ich denn auch nachhero auf eine wunderbare Art erfahren, wer eigent- III. Theil. (E e)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/441>, abgerufen am 06.05.2024.