Wie wir uns nun in besagter Alberts-Rau- mer Allee auf beyden Seiten rangirt und gelagert hatten, trat Herr Mag. Schmeltzer Sen. den ich wohl mit Recht unsern Bischoff nennen kan, auf einen etwas erhabenen kleinen Hügel, breitete sei- ne Hände aus gen Himmel, und intonirte mit seiner penetranten Bass-Stimme diese Worte:
HErr, hilff uns, sonst versincken und ver- derben wir!
Hierauf antwortete das Chor der musicalischen Vocalisten, welchem es schon unterwegs vor- gesagt war, also:
Da die Elenden rieffen, hörete der HErr, und half ihnen aus allen ihren Nö- then.
Auf dieses intonirte Herr Mag. Schmeltzer wie- der diese Worte:
GOTT spricht: Jch bin der HERR dein GOtt, wandele für mir und sey fromm: Ruffe mich an in der Zeit der Noth, so will ich dich erretten, und du solt mich preisen.
Die Antwort des Chori Musici war diese:
Verlaß mich nicht, HErr, mein GOtt! sey nicht ferne von mir. Eile mir bey- zustehen, HErr, meine Hülffe!
Hernach zog Hr. Mag. Schmeltzer seine Hand- Bibel hervor, welche er, wie ich bemerckt, bestän- dig in seiner rechten Rock-Tasche bey sich führete, schlug dieselbe auf, und laß uns den 85. Psalm vor. Er hat mich nach der Zeit theuer versichert, daß er sich ein gantz ander Dictum aus dem Buche
der
(b) 2
Wie wir uns nun in beſagter Alberts-Rau- mer Alleè auf beyden Seiten rangirt und gelagert hatten, trat Herr Mag. Schmeltzer Sen. den ich wohl mit Recht unſern Biſchoff nennen kan, auf einen etwas erhabenen kleinen Huͤgel, breitete ſei- ne Haͤnde aus gen Himmel, und intonirte mit ſeiner penetranten Basſ-Stimme dieſe Worte:
HErr, hilff uns, ſonſt verſincken und ver- derben wir!
Hierauf antwortete das Chor der muſicaliſchen Vocaliſten, welchem es ſchon unterwegs vor- geſagt war, alſo:
Da die Elenden rieffen, hoͤrete der HErr, und half ihnen aus allen ihren Noͤ- then.
Auf dieſes intonirte Herr Mag. Schmeltzer wie- der dieſe Worte:
GOTT ſpricht: Jch bin der HERR dein GOtt, wandele fuͤr mir und ſey fromm: Ruffe mich an in der Zeit der Noth, ſo will ich dich erretten, und du ſolt mich preiſen.
Die Antwort des Chori Muſici war dieſe:
Verlaß mich nicht, HErr, mein GOtt! ſey nicht ferne von mir. Eile mir bey- zuſtehen, HErr, meine Huͤlffe!
Hernach zog Hr. Mag. Schmeltzer ſeine Hand- Bibel hervor, welche er, wie ich bemerckt, beſtaͤn- dig in ſeiner rechten Rock-Taſche bey ſich fuͤhrete, ſchlug dieſelbe auf, und laß uns den 85. Pſalm vor. Er hat mich nach der Zeit theuer verſichert, daß er ſich ein gantz ander Dictum aus dem Buche
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Wie wir uns nun in beſagter Alberts-Rau-
mer Alleè auf beyden Seiten rangirt und gelagert
hatten, trat Herr Mag. Schmeltzer Sen. den ich
wohl mit Recht unſern Biſchoff nennen kan, auf
einen etwas erhabenen kleinen Huͤgel, breitete ſei-
ne Haͤnde aus gen Himmel, und intonirte mit
ſeiner penetranten Basſ-Stimme dieſe Worte:
HErr, hilff uns, ſonſt verſincken und ver-
derben wir!
Hierauf antwortete das Chor der muſicaliſchen
Vocaliſten, welchem es ſchon unterwegs vor-
geſagt war, alſo:
Da die Elenden rieffen, hoͤrete der HErr,
und half ihnen aus allen ihren Noͤ-
then.
Auf dieſes intonirte Herr Mag. Schmeltzer wie-
der dieſe Worte:
GOTT ſpricht: Jch bin der HERR dein
GOtt, wandele fuͤr mir und ſey fromm:
Ruffe mich an in der Zeit der Noth, ſo
will ich dich erretten, und du ſolt mich
preiſen.
Die Antwort des Chori Muſici war dieſe:
Verlaß mich nicht, HErr, mein GOtt!
ſey nicht ferne von mir. Eile mir bey-
zuſtehen, HErr, meine Huͤlffe!
Hernach zog Hr. Mag. Schmeltzer ſeine Hand-
Bibel hervor, welche er, wie ich bemerckt, beſtaͤn-
dig in ſeiner rechten Rock-Taſche bey ſich fuͤhrete,
ſchlug dieſelbe auf, und laß uns den 85. Pſalm
vor. Er hat mich nach der Zeit theuer verſichert,
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/29>, abgerufen am 28.04.2024.
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