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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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net, jedoch eine höhere Gewalt regierete des alten
Juden Hertze dergestalt, daß er uns auch dasiges
Orts nicht allein den kräfftigsten Schutz verschaff-
te, sondern auch Mirzamanden, mich, den Frantz
und den Löwen, als welcher Letztere zu unser aller-
grösten Verwunderung und Erstaunen, nachdem
er, wie wir nicht anders vermuthen konten, sein
Behältniß in Candahar durchbrochen, die Spur
biß zu des Urbani Clause glücklich gefunden, (wo-
bey wir nichts bedaureten, als daß er sich nicht eher
bey uns eingestellet, da wir von des Arab-Ogli Jä-
gern gefangen, und ferner auf dessen Schloß ge-
bracht worden, da denn gewiß ein starckes Blut-
vergiessen und Zerreissung unserer Feinde würde
entstanden seyn) auf ein Holländisches Schiff ver-
dunge. Der Jude bekam dabey eine nicht gerin-
ge Anzahl von Kleynodien und andern Edelge-
steinen in seinen Juden-Beutel. Ehe wir noch
zu Schiffe giengen, kam das Weibes-Stück Had-
scha,
welche vor Mirzamanden einen Fußfall that,
und dieselbe mit Thränen bath, sie mit sich zu füh-
ren. Ob nun schon Mirzamanda wuste, daß
Hadscha eine Heydin, Anbetherin des Feuers
und anderer Götzen war, so ließ sie sich durch ihre
demüthige Stellung doch dahin bewegen, daß sie
dieses Mensch, welches ihr von Jugend auf viele
getreue Dienste gethan, mit sich zu nehmen be-
schloß, und dieserwegen dem Schiffs-Patrone ei-
nen schönen diamantenen Ring gab, in Hoff-
nung, dieses liederliche Weibes-Stücke mit der
Zeit und Gelegenheit zum christlichen Glauben

zu

net, jedoch eine hoͤhere Gewalt regierete des alten
Juden Hertze dergeſtalt, daß er uns auch daſiges
Orts nicht allein den kraͤfftigſten Schutz verſchaff-
te, ſondern auch Mirzamanden, mich, den Frantz
und den Loͤwen, als welcher Letztere zu unſer aller-
groͤſten Verwunderung und Erſtaunen, nachdem
er, wie wir nicht anders vermuthen konten, ſein
Behaͤltniß in Candahar durchbrochen, die Spur
biß zu des Urbani Clauſe gluͤcklich gefunden, (wo-
bey wir nichts bedaureten, als daß er ſich nicht eher
bey uns eingeſtellet, da wir von des Arab-Ogli Jaͤ-
gern gefangen, und ferner auf deſſen Schloß ge-
bracht worden, da denn gewiß ein ſtarckes Blut-
vergieſſen und Zerreiſſung unſerer Feinde wuͤrde
entſtanden ſeyn) auf ein Hollaͤndiſches Schiff ver-
dunge. Der Jude bekam dabey eine nicht gerin-
ge Anzahl von Kleynodien und andern Edelge-
ſteinen in ſeinen Juden-Beutel. Ehe wir noch
zu Schiffe giengen, kam das Weibes-Stuͤck Had-
ſcha,
welche vor Mirzamanden einen Fußfall that,
und dieſelbe mit Thraͤnen bath, ſie mit ſich zu fuͤh-
ren. Ob nun ſchon Mirzamanda wuſte, daß
Hadſcha eine Heydin, Anbetherin des Feuers
und anderer Goͤtzen war, ſo ließ ſie ſich durch ihre
demuͤthige Stellung doch dahin bewegen, daß ſie
dieſes Menſch, welches ihr von Jugend auf viele
getreue Dienſte gethan, mit ſich zu nehmen be-
ſchloß, und dieſerwegen dem Schiffs-Patrone ei-
nen ſchoͤnen diamantenen Ring gab, in Hoff-
nung, dieſes liederliche Weibes-Stuͤcke mit der
Zeit und Gelegenheit zum chriſtlichen Glauben

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[506/0516] net, jedoch eine hoͤhere Gewalt regierete des alten Juden Hertze dergeſtalt, daß er uns auch daſiges Orts nicht allein den kraͤfftigſten Schutz verſchaff- te, ſondern auch Mirzamanden, mich, den Frantz und den Loͤwen, als welcher Letztere zu unſer aller- groͤſten Verwunderung und Erſtaunen, nachdem er, wie wir nicht anders vermuthen konten, ſein Behaͤltniß in Candahar durchbrochen, die Spur biß zu des Urbani Clauſe gluͤcklich gefunden, (wo- bey wir nichts bedaureten, als daß er ſich nicht eher bey uns eingeſtellet, da wir von des Arab-Ogli Jaͤ- gern gefangen, und ferner auf deſſen Schloß ge- bracht worden, da denn gewiß ein ſtarckes Blut- vergieſſen und Zerreiſſung unſerer Feinde wuͤrde entſtanden ſeyn) auf ein Hollaͤndiſches Schiff ver- dunge. Der Jude bekam dabey eine nicht gerin- ge Anzahl von Kleynodien und andern Edelge- ſteinen in ſeinen Juden-Beutel. Ehe wir noch zu Schiffe giengen, kam das Weibes-Stuͤck Had- ſcha, welche vor Mirzamanden einen Fußfall that, und dieſelbe mit Thraͤnen bath, ſie mit ſich zu fuͤh- ren. Ob nun ſchon Mirzamanda wuſte, daß Hadſcha eine Heydin, Anbetherin des Feuers und anderer Goͤtzen war, ſo ließ ſie ſich durch ihre demuͤthige Stellung doch dahin bewegen, daß ſie dieſes Menſch, welches ihr von Jugend auf viele getreue Dienſte gethan, mit ſich zu nehmen be- ſchloß, und dieſerwegen dem Schiffs-Patrone ei- nen ſchoͤnen diamantenen Ring gab, in Hoff- nung, dieſes liederliche Weibes-Stuͤcke mit der Zeit und Gelegenheit zum chriſtlichen Glauben zu

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/516>, abgerufen am 26.05.2024.