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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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Die Brust war mit einer Art von Halsband, das
aus an einander gereihten Bärenklauen gemacht war,
der Kopf mit einer helmartigen Zier, auf der bunt-
gefärbte Reiher- und Adlerfedern prangten, und die
Ohrläppchen mit bunten Glasperlen oder kleinen Stück-
chen Silber oder Gold geschmückt. Die Gesichter wa-
ren zur Hälfte grün, zur Hälfte roth bemalt, welche
beiden die Friedensfarben sind, und der Körper, so
viel man davon sehen konnte, über und über täto-
wirt. Aber die schönste Zierde, die, worauf sie nur
mit dem größesten Neide sehen konnten, die der Män-
ner und Krieger, fehlte ihnen: die genommenen Kopf-
häute der Feinde am Saume ihres Gewandes; denn
mit diesen dürfen sich nur die Krieger und allein
Solche schmücken, die bereits den Feind erlegt und
seinen Scalp erobert haben. Aber den Tomahawk und
den Wurfspeer, so wie auch Bogen und Pfeile, und
auf der Jagd des Moskotaj den Lasso oder Fangriem,
durften auch sie schon führen, weil die Jagd ihnen
erlaubt ist, so wie sie die Kraft und Geschicklichkeit
dazu haben.

Auf ein Zeichen des Nanawa schaarten sie sich
zum Friedenstanze. Jn der einen Hand den Toma-
hawk, in der andern eine Art von Rohr, ähnlich ei-
nem Pfeifenrohre, tragend und sie wechselsweise
schwingend, fielen sie einander mit einem furchtbaren

Die Bruſt war mit einer Art von Halsband, das
aus an einander gereihten Bärenklauen gemacht war,
der Kopf mit einer helmartigen Zier, auf der bunt-
gefärbte Reiher- und Adlerfedern prangten, und die
Ohrläppchen mit bunten Glasperlen oder kleinen Stück-
chen Silber oder Gold geſchmückt. Die Geſichter wa-
ren zur Hälfte grün, zur Hälfte roth bemalt, welche
beiden die Friedensfarben ſind, und der Körper, ſo
viel man davon ſehen konnte, über und über täto-
wirt. Aber die ſchönſte Zierde, die, worauf ſie nur
mit dem größeſten Neide ſehen konnten, die der Män-
ner und Krieger, fehlte ihnen: die genommenen Kopf-
häute der Feinde am Saume ihres Gewandes; denn
mit dieſen dürfen ſich nur die Krieger und allein
Solche ſchmücken, die bereits den Feind erlegt und
ſeinen Scalp erobert haben. Aber den Tomahawk und
den Wurfſpeer, ſo wie auch Bogen und Pfeile, und
auf der Jagd des Moſkotaj den Laſſo oder Fangriem,
durften auch ſie ſchon führen, weil die Jagd ihnen
erlaubt iſt, ſo wie ſie die Kraft und Geſchicklichkeit
dazu haben.

Auf ein Zeichen des Nanawa ſchaarten ſie ſich
zum Friedenstanze. Jn der einen Hand den Toma-
hawk, in der andern eine Art von Rohr, ähnlich ei-
nem Pfeifenrohre, tragend und ſie wechſelsweiſe
ſchwingend, fielen ſie einander mit einem furchtbaren

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[23/0029] Die Bruſt war mit einer Art von Halsband, das aus an einander gereihten Bärenklauen gemacht war, der Kopf mit einer helmartigen Zier, auf der bunt- gefärbte Reiher- und Adlerfedern prangten, und die Ohrläppchen mit bunten Glasperlen oder kleinen Stück- chen Silber oder Gold geſchmückt. Die Geſichter wa- ren zur Hälfte grün, zur Hälfte roth bemalt, welche beiden die Friedensfarben ſind, und der Körper, ſo viel man davon ſehen konnte, über und über täto- wirt. Aber die ſchönſte Zierde, die, worauf ſie nur mit dem größeſten Neide ſehen konnten, die der Män- ner und Krieger, fehlte ihnen: die genommenen Kopf- häute der Feinde am Saume ihres Gewandes; denn mit dieſen dürfen ſich nur die Krieger und allein Solche ſchmücken, die bereits den Feind erlegt und ſeinen Scalp erobert haben. Aber den Tomahawk und den Wurfſpeer, ſo wie auch Bogen und Pfeile, und auf der Jagd des Moſkotaj den Laſſo oder Fangriem, durften auch ſie ſchon führen, weil die Jagd ihnen erlaubt iſt, ſo wie ſie die Kraft und Geſchicklichkeit dazu haben. Auf ein Zeichen des Nanawa ſchaarten ſie ſich zum Friedenstanze. Jn der einen Hand den Toma- hawk, in der andern eine Art von Rohr, ähnlich ei- nem Pfeifenrohre, tragend und ſie wechſelsweiſe ſchwingend, fielen ſie einander mit einem furchtbaren

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/29>, abgerufen am 30.04.2024.