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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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wohnt wird, mit diesen zu berathen und so lange
dort zu bleiben, bis sie sein Flehen erhört und ihm
den Schuldigen angezeigt haben werden; da aber der
Stamm nicht ohne Häuptling seyn kann, so hat man
mich während seiner Abwesenheit zum Nanawa ge-
macht."

Arnold wußte nicht, was er von diesem selt-
samen Vorfalle denken sollte, der auch ihm höchst
unangenehm war, da er noch immer die Hoffnung ge-
hegt hatte, das Bildniß seiner Mutter durch irgend
Etwas, das dem Chippewahäuptlinge noch besser ge-
fiele, auslösen zu können; wo aber sollte er es jetzt
suchen, da der Räuber, in der Furcht vor der Rache
der Chippewas, sich wohl hüthen würde, sich zu der
That zu bekennen?

Die Jünglinge hatten sich indeß, gehorsam dem
Befehle des Häuptlings, zum Tanze geschmückt und
aufgestellt. Sie hatten ihre besten Kleider, von schnee-
weißem, sauber gegerbtem Dammhirschleder angezogen
und ihre Füße mit zierlichen Mocassins, buntbemalten
Halbstiefeln, ohne Sohlen, die oben am äußersten
Rande mit einem glänzenden Metallringe umgeben sind,
bekleidet. Ueber dem eng anliegenden Hemde von wei-
ßem oder roth oder blau gefärbtem Leder trugen sie
eine Art von Ueberwurf, der nur bis zum Knie hin-
abging und aus langhaarigem Büffelfell gemacht war.

wohnt wird, mit dieſen zu berathen und ſo lange
dort zu bleiben, bis ſie ſein Flehen erhört und ihm
den Schuldigen angezeigt haben werden; da aber der
Stamm nicht ohne Häuptling ſeyn kann, ſo hat man
mich während ſeiner Abweſenheit zum Nanawa ge-
macht.“

Arnold wußte nicht, was er von dieſem ſelt-
ſamen Vorfalle denken ſollte, der auch ihm höchſt
unangenehm war, da er noch immer die Hoffnung ge-
hegt hatte, das Bildniß ſeiner Mutter durch irgend
Etwas, das dem Chippewahäuptlinge noch beſſer ge-
fiele, auslöſen zu können; wo aber ſollte er es jetzt
ſuchen, da der Räuber, in der Furcht vor der Rache
der Chippewas, ſich wohl hüthen würde, ſich zu der
That zu bekennen?

Die Jünglinge hatten ſich indeß, gehorſam dem
Befehle des Häuptlings, zum Tanze geſchmückt und
aufgeſtellt. Sie hatten ihre beſten Kleider, von ſchnee-
weißem, ſauber gegerbtem Dammhirſchleder angezogen
und ihre Füße mit zierlichen Mocaſſins, buntbemalten
Halbſtiefeln, ohne Sohlen, die oben am äußerſten
Rande mit einem glänzenden Metallringe umgeben ſind,
bekleidet. Ueber dem eng anliegenden Hemde von wei-
ßem oder roth oder blau gefärbtem Leder trugen ſie
eine Art von Ueberwurf, der nur bis zum Knie hin-
abging und aus langhaarigem Büffelfell gemacht war.

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[22/0028] wohnt wird, mit dieſen zu berathen und ſo lange dort zu bleiben, bis ſie ſein Flehen erhört und ihm den Schuldigen angezeigt haben werden; da aber der Stamm nicht ohne Häuptling ſeyn kann, ſo hat man mich während ſeiner Abweſenheit zum Nanawa ge- macht.“ Arnold wußte nicht, was er von dieſem ſelt- ſamen Vorfalle denken ſollte, der auch ihm höchſt unangenehm war, da er noch immer die Hoffnung ge- hegt hatte, das Bildniß ſeiner Mutter durch irgend Etwas, das dem Chippewahäuptlinge noch beſſer ge- fiele, auslöſen zu können; wo aber ſollte er es jetzt ſuchen, da der Räuber, in der Furcht vor der Rache der Chippewas, ſich wohl hüthen würde, ſich zu der That zu bekennen? Die Jünglinge hatten ſich indeß, gehorſam dem Befehle des Häuptlings, zum Tanze geſchmückt und aufgeſtellt. Sie hatten ihre beſten Kleider, von ſchnee- weißem, ſauber gegerbtem Dammhirſchleder angezogen und ihre Füße mit zierlichen Mocaſſins, buntbemalten Halbſtiefeln, ohne Sohlen, die oben am äußerſten Rande mit einem glänzenden Metallringe umgeben ſind, bekleidet. Ueber dem eng anliegenden Hemde von wei- ßem oder roth oder blau gefärbtem Leder trugen ſie eine Art von Ueberwurf, der nur bis zum Knie hin- abging und aus langhaarigem Büffelfell gemacht war.

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/28>, abgerufen am 30.04.2024.