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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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von außerordentlicher Schönheit; bereitete ihm die
weichste Lagerstätte und setzte ihm allemal die lecker-
sten Bissen vor. Selbst die Kinder, welche sich zu
Anfang vor seiner bleichen Farbe gefürchtet hatten,
waren nicht nur zutraulich gegen ihn geworden, son-
dern empfingen ihn, wo er sich ihnen zeigte, mit ei-
nem Freudengeschrei, und auch die Squaws boten
Alles auf, den werthen Gast zu ehren und mit der
Bewirthung zufrieden zu stellen, schon um den Zorn
der Männer nicht zu reizen, die ihren bleichen Bru-
der auf alle Weise geehrt sehen wollten.

Bewundern mußte unser Freund auch noch die
Geschicklichkeit, womit die Weiber, sowohl Frauen als
Jungfrauen, mit den Waffen umzugehen wußten und
daß ihre Hand beim Schwingen des Tomahawks, beim
Werfen des Lasso und beim Abschießen des Pfeils fast
eben so kräftig und sicher war, wie die der Männer.
Jn Kriegszeiten lag ihnen auch die Jagd ob und
mußten sie alle für die Krieger erforderliche Nahrung
herbeischaffen. Aus diesem Grunde übte man sie von
frühester Jugend auf in der Führung der Waffen und
so würde eine wilde Schöne vom Ufer des Missisippi
oder Huron den geübtesten europäischen Jäger durch
ihre Geschicklichkeit beschämen.

Die Behandlung der Frauen von Seiten der
Männer ist gut, sanft und achtungsvoll und würde

von außerordentlicher Schönheit; bereitete ihm die
weichſte Lagerſtätte und ſetzte ihm allemal die lecker-
ſten Biſſen vor. Selbſt die Kinder, welche ſich zu
Anfang vor ſeiner bleichen Farbe gefürchtet hatten,
waren nicht nur zutraulich gegen ihn geworden, ſon-
dern empfingen ihn, wo er ſich ihnen zeigte, mit ei-
nem Freudengeſchrei, und auch die Squaws boten
Alles auf, den werthen Gaſt zu ehren und mit der
Bewirthung zufrieden zu ſtellen, ſchon um den Zorn
der Männer nicht zu reizen, die ihren bleichen Bru-
der auf alle Weiſe geehrt ſehen wollten.

Bewundern mußte unſer Freund auch noch die
Geſchicklichkeit, womit die Weiber, ſowohl Frauen als
Jungfrauen, mit den Waffen umzugehen wußten und
daß ihre Hand beim Schwingen des Tomahawks, beim
Werfen des Laſſo und beim Abſchießen des Pfeils faſt
eben ſo kräftig und ſicher war, wie die der Männer.
Jn Kriegszeiten lag ihnen auch die Jagd ob und
mußten ſie alle für die Krieger erforderliche Nahrung
herbeiſchaffen. Aus dieſem Grunde übte man ſie von
früheſter Jugend auf in der Führung der Waffen und
ſo würde eine wilde Schöne vom Ufer des Miſſiſippi
oder Huron den geübteſten europäiſchen Jäger durch
ihre Geſchicklichkeit beſchämen.

Die Behandlung der Frauen von Seiten der
Männer iſt gut, ſanft und achtungsvoll und würde

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[26/0032] von außerordentlicher Schönheit; bereitete ihm die weichſte Lagerſtätte und ſetzte ihm allemal die lecker- ſten Biſſen vor. Selbſt die Kinder, welche ſich zu Anfang vor ſeiner bleichen Farbe gefürchtet hatten, waren nicht nur zutraulich gegen ihn geworden, ſon- dern empfingen ihn, wo er ſich ihnen zeigte, mit ei- nem Freudengeſchrei, und auch die Squaws boten Alles auf, den werthen Gaſt zu ehren und mit der Bewirthung zufrieden zu ſtellen, ſchon um den Zorn der Männer nicht zu reizen, die ihren bleichen Bru- der auf alle Weiſe geehrt ſehen wollten. Bewundern mußte unſer Freund auch noch die Geſchicklichkeit, womit die Weiber, ſowohl Frauen als Jungfrauen, mit den Waffen umzugehen wußten und daß ihre Hand beim Schwingen des Tomahawks, beim Werfen des Laſſo und beim Abſchießen des Pfeils faſt eben ſo kräftig und ſicher war, wie die der Männer. Jn Kriegszeiten lag ihnen auch die Jagd ob und mußten ſie alle für die Krieger erforderliche Nahrung herbeiſchaffen. Aus dieſem Grunde übte man ſie von früheſter Jugend auf in der Führung der Waffen und ſo würde eine wilde Schöne vom Ufer des Miſſiſippi oder Huron den geübteſten europäiſchen Jäger durch ihre Geſchicklichkeit beſchämen. Die Behandlung der Frauen von Seiten der Männer iſt gut, ſanft und achtungsvoll und würde

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/32>, abgerufen am 30.04.2024.