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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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Nauvoo zu bringen," fügte er nach einer Pause hin-
zu, "als ich dich, zu meiner nicht geringen Freude,
hier im Walde traf."

-- "Wie aber war es möglich, daß du es
Opiska Toaki rauben konntest, da er es, wie ich
noch vor wenigen Tagen bei den Chippewas hörte,
immer, so Tag als Nacht, auf seiner Brust trug?"

-- "Es war schwer," versetzte der Sioux,
"aber wer sein Leben an eine Sache setzt, dem ist
nichts unmöglich. Jch werde dir auf dem Wege er-
zählen, wie ich es anfing; denn du kommst doch mit
mir?"

-- "Jch habe es dir versprochen und bin ge-
wohnt, mein Wort zu halten."

-- "Jch weiß es, und eben deshalb liebe ich
dich so. Willst du, daß ich unsre Mustangs satteln
soll und wollen wir die Reise beginnen?"

-- "Thue das; aber dann erzähle mir auch,
wie du es anfingst, dem Chippewa das Bildniß von
der Brust zu rauben: ich brenne vor Begierde, das
zu erfahren."

-- "Du sollst es wissen; sofern dir aber mein
und dein eigenes Leben lieb ist, verbirg den Talis-
man sorgfältig vor den Blicken der Chippewas, und
auch vor denen aller Andern, denn die Rothhäute,
und vor allen Dingen Opiska Toaki, würden Leben

Nauvoo zu bringen,“ fügte er nach einer Pauſe hin-
zu, „als ich dich, zu meiner nicht geringen Freude,
hier im Walde traf.“

— „Wie aber war es möglich, daß du es
Opiska Toaki rauben konnteſt, da er es, wie ich
noch vor wenigen Tagen bei den Chippewas hörte,
immer, ſo Tag als Nacht, auf ſeiner Bruſt trug?“

— „Es war ſchwer,“ verſetzte der Sioux,
„aber wer ſein Leben an eine Sache ſetzt, dem iſt
nichts unmöglich. Jch werde dir auf dem Wege er-
zählen, wie ich es anfing; denn du kommſt doch mit
mir?“

— „Jch habe es dir verſprochen und bin ge-
wohnt, mein Wort zu halten.“

— „Jch weiß es, und eben deshalb liebe ich
dich ſo. Willſt du, daß ich unſre Mustangs ſatteln
ſoll und wollen wir die Reiſe beginnen?“

— „Thue das; aber dann erzähle mir auch,
wie du es anfingſt, dem Chippewa das Bildniß von
der Bruſt zu rauben: ich brenne vor Begierde, das
zu erfahren.“

— „Du ſollſt es wiſſen; ſofern dir aber mein
und dein eigenes Leben lieb iſt, verbirg den Talis-
man ſorgfältig vor den Blicken der Chippewas, und
auch vor denen aller Andern, denn die Rothhäute,
und vor allen Dingen Opiska Toaki, würden Leben

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[42/0048] Nauvoo zu bringen,“ fügte er nach einer Pauſe hin- zu, „als ich dich, zu meiner nicht geringen Freude, hier im Walde traf.“ — „Wie aber war es möglich, daß du es Opiska Toaki rauben konnteſt, da er es, wie ich noch vor wenigen Tagen bei den Chippewas hörte, immer, ſo Tag als Nacht, auf ſeiner Bruſt trug?“ — „Es war ſchwer,“ verſetzte der Sioux, „aber wer ſein Leben an eine Sache ſetzt, dem iſt nichts unmöglich. Jch werde dir auf dem Wege er- zählen, wie ich es anfing; denn du kommſt doch mit mir?“ — „Jch habe es dir verſprochen und bin ge- wohnt, mein Wort zu halten.“ — „Jch weiß es, und eben deshalb liebe ich dich ſo. Willſt du, daß ich unſre Mustangs ſatteln ſoll und wollen wir die Reiſe beginnen?“ — „Thue das; aber dann erzähle mir auch, wie du es anfingſt, dem Chippewa das Bildniß von der Bruſt zu rauben: ich brenne vor Begierde, das zu erfahren.“ — „Du ſollſt es wiſſen; ſofern dir aber mein und dein eigenes Leben lieb iſt, verbirg den Talis- man ſorgfältig vor den Blicken der Chippewas, und auch vor denen aller Andern, denn die Rothhäute, und vor allen Dingen Opiska Toaki, würden Leben

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/48>, abgerufen am 30.04.2024.