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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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schaftlichen und Glaubens-Zustand dieses Vol-
kes noch sagen müßte.

Sobald man über die Lithauische Gränze
ist, und in das eigentliche Polen eintritt, zei-
gen sich schon keine Unterschiede, die es ankün-
digen, daß man sich unter einer andern Na-
tion befindet. Nicht minder, als die Spra-
che, kündigen es auch andere äußere Umstände
an. Schon die Tracht zeigt manche Verschie-
denheiten. Sie ist minder armselig, als die
Lithauische, und man findet sie schon häufig
von farbigem Tuch, feiner Leinewand, mit an-
derem Schnitte. Die Basteln verschwinden
und Stiefeln treten an ihre Stelle; so wie
überhaupt der Pole lieber baarfuß geht, als
daß er Basteln tragen sollte. Die Kleider
der Weiber und Männer haben eine Form
und einen Schnitt, der den Schneider ver-
räth, und der eigenthümliche Polnische Ge-
schmack an tausend Knöpfen und Schleifen
wird hier schon sichtbar. Da der Bauer in

ſchaftlichen und Glaubens-Zuſtand dieſes Vol-
kes noch ſagen muͤßte.

Sobald man uͤber die Lithauiſche Graͤnze
iſt, und in das eigentliche Polen eintritt, zei-
gen ſich ſchon keine Unterſchiede, die es ankuͤn-
digen, daß man ſich unter einer andern Na-
tion befindet. Nicht minder, als die Spra-
che, kuͤndigen es auch andere aͤußere Umſtaͤnde
an. Schon die Tracht zeigt manche Verſchie-
denheiten. Sie iſt minder armſelig, als die
Lithauiſche, und man findet ſie ſchon haͤufig
von farbigem Tuch, feiner Leinewand, mit an-
derem Schnitte. Die Baſteln verſchwinden
und Stiefeln treten an ihre Stelle; ſo wie
uͤberhaupt der Pole lieber baarfuß geht, als
daß er Baſteln tragen ſollte. Die Kleider
der Weiber und Maͤnner haben eine Form
und einen Schnitt, der den Schneider ver-
raͤth, und der eigenthuͤmliche Polniſche Ge-
ſchmack an tauſend Knoͤpfen und Schleifen
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[71/0089] ſchaftlichen und Glaubens-Zuſtand dieſes Vol- kes noch ſagen muͤßte. Sobald man uͤber die Lithauiſche Graͤnze iſt, und in das eigentliche Polen eintritt, zei- gen ſich ſchon keine Unterſchiede, die es ankuͤn- digen, daß man ſich unter einer andern Na- tion befindet. Nicht minder, als die Spra- che, kuͤndigen es auch andere aͤußere Umſtaͤnde an. Schon die Tracht zeigt manche Verſchie- denheiten. Sie iſt minder armſelig, als die Lithauiſche, und man findet ſie ſchon haͤufig von farbigem Tuch, feiner Leinewand, mit an- derem Schnitte. Die Baſteln verſchwinden und Stiefeln treten an ihre Stelle; ſo wie uͤberhaupt der Pole lieber baarfuß geht, als daß er Baſteln tragen ſollte. Die Kleider der Weiber und Maͤnner haben eine Form und einen Schnitt, der den Schneider ver- raͤth, und der eigenthuͤmliche Polniſche Ge- ſchmack an tauſend Knoͤpfen und Schleifen wird hier ſchon ſichtbar. Da der Bauer in

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/89>, abgerufen am 29.04.2024.